Der Vier-Sterne-General hält Abstand zu Trumps Zirkus
Der Verbleib von Pentagon-Boss Jim Mattis scheint nicht mehr sicher. Donald Trump schielt bereits auf die Auswechselbank.
Er ist ein Fels in der unruhigen See des Trumpismus, ein so aufrechter wie anständiger ehemaliger Ledernackengeneral. US-Allierte in Europa vertrauen ihm, desgleichen die Demokraten im Kongress und das militärische Establishment. Als Donald Trumps Verteidigungsminister glättet Jim Mattis so manche Woge, seine Präsenz im Pentagon beruhigt die Nerven derer, die dem flatterhaften Präsidenten nicht über den Weg trauen.
Donald Trumps einstige Begeisterung über seinen Verteidigungsminister aber ist nach nahezu zwei Jahren abgeklungen: Mattis hält auf Distanz zu Trumps Zirkus, den Präsidenten wie etwa Aussenminister Mike Pompeo öffentlich zu preisen ist nicht sein Ding. Im Gegensatz zu Trumps Chefdiplomat hält sich Mattis zum Verdruss des Präsidenten bedeckt, Aufforderungen des Weissen Hauses, doch bitte im TV aufzutreten, hat der pensionierte Vier-Sterne-General weitgehend abgebogen.
Auch deshalb scheint ihm sein Dienstherr inzwischen nicht mehr so ganz gewogen zu sein. In seinem bereits legendären («Ich bin kein Baby!») Interview mit dem TV-Sender CBS am Sonntag sagte Trump über Mattis, es könne sein, «dass er geht». Überdies liess der Präsident die Zuschauer wissen, dass der Verteidigungsminister «eine Art Demokrat» sei. Trump fügte hinzu, er sei nicht von allen Kabinettsmitgliedern «begeistert» und habe das Recht, «die Dinge herumzuschieben». Auf seiner Auswechselbank, so der Präsident, warteten «phänomenale» Leute auf ihren Einsatz.
Stets parteilos gewesen
Mattis liess einen Tag verstreichen, ehe er sich in der Nacht zum Dienstag auf dem Weg nach Vietnam an Bord seiner Dienstmaschine vor mitreisenden Journalisten äusserte. Er sei stets parteilos gewesen, im Alter von 18 Jahren habe er sich dem Militär angeschlossen und seitdem sowohl demokratischen als auch republikanischen Regierungen gedient. «Im Verteidigungsministerium tun wir weiterhin unsere Arbeit, ein Problem gibt es nicht», wiegelte der Ex-General ab.
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Video: Verzicht auf Militärmanöver
Absage: Trump will vorerst auf Manöver mit Südkorea verzichten. Der US-Präsident brüskiert seine eigenen Militärs. (Video: Reuters)
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Sein Verhältnis zu Trump aber hat sich merklich abgekühlt, längst vorbei sind die Tage, da Mattis und der Präsident regelmässig im Weissen Haus Hamburger verzehrten und der General dabei die Belange des Pentagons zur Sprache brachte. Mattis missbilligte Trumps Ausstieg aus dem Atomdeal mit Iran, er wollte die US-Militärmanöver mit Südkorea im Gegensatz zu Trump beibehalten, und er plädierte für einen Verbleib der US-Truppen in Afghanistan.
Die Zitate in Woodwards Buch
Mit Trumps Sicherheitsberater John Bolton verbindet ihn wenig, und Boltons Stellvertreterin Mira Ricardel ist ein rotes Tuch für den Ex-General. Wollte Mattis dem Trubel der Trump-Präsidentschaft möglichst entgehen, so machte ihm Bestsellerautor Bob Woodward einen Strich durch die Rechnung: Der Präsident besitze die intellektuellen Fähigkeiten eines «Fünft- oder Sechstklässslers», wird Mattis in Woodwards Buch über Trumps erstes Amtsjahr zitiert.
Als Trump ihm telefonisch aufgetragen habe, den syrischen Machthaber Baschar al-Assad umzubringen, habe Mattis den Hörer aufgelegt und Untergebene angewiesen, dies nicht zu tun, berichtete Woodward. Zwar dementierte der General die Darstellungen des Star-Journalisten, Trumps Misstrauen dürften sie jedoch allemal erregt haben. In seinem TV-Interview am Sonntag signalisierte der Präsident nun, dass ihm ein Rücktritt von Mattis durchaus genehm sei.
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