So könnten sich Trump und die Saudis aus der Affäre ziehen
Washington und Riad ringen darum, ihre engen Beziehungen durch den Fall Khashoggi nicht zu arg zu belasten.
Donald Trump hat sich erneut zum Fall Khashoggi geäussert. Nach einem Telefongespräch mit dem saudiarabischen König Salman sagte Trump, es habe danach geklungen, als ob es ein Einzeltäter, ein «boshafter Killer», gewesen sei.
König Salman habe vehement bestritten, dass die Führung des Königreichs etwas mit dem Verschwinden des Journalisten zu tun habe, sagte Trump vor Medienleuten in Washington. «Er sagte mir sehr entschieden, dass sie von nichts wussten.»
Trump teilte zudem mit, dass sich Aussenminister Mike Pompeo auf den Weg nach Saudiarabien gemacht habe, um König Salman zu treffen. Bilder zeigten Pompeo zusammen mit dem Staatsoberhaupt im Palast in der saudischen Hauptstadt Riad. Über die genauen Inhalte des Gesprächs wurde zunächst nichts bekannt.
US-Präsident Donald Trump hatte seinen Aussenminister in das islamisch-konservative Königreich geschickt, um Licht in den rätselhaften Fall um Regimekritiker Khashoggi zu bringen. Wenn es notwendig sein sollte, wird Pompeo etwa in die Türkei weiterreisen. Das saudische Königshaus weist nach wie vor jede Beteiligung am Verschwinden von Jamal Khashoggi von sich.
Sollten die türkischen und die saudischen Behörden mit den USA zur Schlussfolgerung gelangen, dass zwar saudische Staatsangehörige in Khashoggis Verschwinden verwickelt sind, aber ohne Wissen des Königshauses, könnte dies ein Versuch sein, den Schaden für die politischen Beziehungen zu Riad zu begrenzen.
Verhör schiefgelaufen
Zuvor berichteten der US-Fernsehsender CNN sowie die Zeitungen «New York Times» und «Wall Street Journal», dass Saudiarabien eine Erklärung zum Schicksal Khashoggis abgeben wolle. Demnach soll sein Verhör schiefgegangen sein.
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CNN berichtete unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, der Plan sei gewesen, den Saudi zu entführen, aber nicht zu töten.
Sanktionen wären «sehr schmerzhaft»
Zunächst hatte Trump versucht, sich herauszuhalten, und lehnte es ab, Waffenlieferungen an Riad zu stoppen. US-Sanktionen gegen Riad wären «sehr schmerzhaft», so der Präsident. Der Druck beider Parteien im Kongress war aber weiter gestiegen.
In einem Interview mit dem US-Sender CBS sagte Trump, aus seiner Sicht könnte Saudiarabien für das Verschwinden Khashoggis verantwortlich sein. «Könnten sie es sein? Ja», sagte Trump in der Sendung «60 Minutes». «Wir werden der Sache auf den Grund gehen, und es wird eine schwere Strafe geben.»
Prinz wirft Saudiarabien Verschleppung vor
Ein weiterer Dissident hat schwere Anschuldigungen gegen Saudiarabien erhoben. Der in Deutschland lebende Prinz Chalid bin Farhan al-Saud sagte der Deutschen Presse-Agentur, Vertreter der Regierung des Landes hätten ihn erst vor wenigen Wochen in eine Falle locken wollen, um ihn nach Saudiarabien zu verschleppen.
«Ein paar Tage vor dem Verschwinden Khashoggis haben sie mit einem Verwandten von mir in Kairo gesprochen und ihm einen Check gezeigt.» Dem Verwandten sagten sie demnach, sie wollten dem Prinzen wegen seiner angeblichen finanziellen Probleme helfen. «Ich müsste den Check nur in der saudischen Botschaft in Ägypten abholen.»
Wenn er dem Ruf gefolgt wäre, so ist sich Prinz Chalid sicher, wäre er genauso verschwunden wie Kritiker Khashoggi. Anfragen an die saudischen Behörden zu den Vorwürfen blieben unbeantwortet.
Konsulat durchsucht
Türkische und saudische Ermittler haben in der Zwischenzeit die Durchsuchung des saudiarabischen Konsulats in Istanbul abgeschlossen. Ziel des Einsatzes war es, den Verbleib des seit zwei Wochen verschwundenen Journalisten und Regimekritikers Jamal Khashoggi aufzuklären. Die Ermittler hätten das Gebäude nach neun Stunden wieder verlassen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Demnach haben die Ermittler auch Proben aus dem Garten des Konsulats mitgenommen. Ausserdem seien zwei Müllwagen der Gemeinde ins Konsulat gefahren, unklar war zunächst, warum. Die regierungsnahe Zeitung «Sabah» berichtete, das Gelände sei zudem mit Hunden abgesucht worden.
Kolumnist für «Washington Post»
Das Versprechen zur Durchsuchung des Konsulats hatte die saudiarabische Regierung nach türkischen Angaben schon vergangene Woche gegeben, zunächst aber nicht erfüllt. Am Montagabend dann hatte die Durchsuchung begonnen.
Khashoggi, der als Kolumnist für die «Washington Post» gearbeitet hatte, wollte am 2. Oktober Papiere für die Hochzeit mit seiner türkischen Verlobten im Konsulat abholen und ist seitdem verschwunden. Die türkischen Behörden gehen nach Medienberichten davon aus, dass er von einem aus Saudiarabien angereisten Sonderkommando getötet wurde. Es soll demnach Video- und Tonaufnahmen von dem Mord geben.
sda/afp/pkr/mch/oli
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