Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kommentar zu 75 Jahre Kriegsende
Der Tag, an dem die Welt besser wurde

Polizisten bahnen am 8. Mai 1945, dem Tag der Kapitulation Deutschlands, dem britischen Premier-und Verteidigungsminister Winston Churchill einen Weg durch die jubelnde Menge.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Welt atmete auf, damals am 8. Mai 1945. Erstmals seit sechs Jahren schwiegen in Europa die Waffen, und vier Monate später endete der Zweite Weltkrieg auch in Asien. Nationalsozialismus und Faschismus waren besiegt, die Alliierten hatten die Bestie niedergerungen. 60 Millionen Menschen waren tot: erschossen, ermordet, erhängt, ausgehungert und vergast.

«Nie wieder Krieg», hiess es danach. Der Horror verfehlte seine Wirkung nicht: Bereits 1941 hatten Roosevelt und Churchill, die beiden grossen Verteidiger der Demokratie, vereinbart, nach dem Krieg die Nationen in einer Organisation zu vereinen, um künftig Konflikte friedlich beizulegen. Auch wenn nicht alles perfekt ist: Heute gibt es die UNO, eine Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, und Völkermord wird vor internationalen Gerichten geahndet.

Eine Seuche lässt sich nicht national besiegen, Viren scheren sich nicht um Landesgrenzen.

Als Folge des Zweiten Weltkriegs zentral ist aber vor allem die europäische Einigung. An deren Anfang steht die Aussöhnung zwischen Frankreich und dem neuen demokratischen Deutschland. Das ist historisch betrachtet ein Wunder, das dem alten Kontinent Frieden und Wohlstand bescherte. Natürlich hatte die kommunistische Bedrohung im Osten die Gründung westlicher Bündnisse notwendig gemacht. Selbstverständlich war es trotzdem nicht, nach allem, was Europa erlitten hatte.

Drei Generationen nach dem Kriegsende scheint das vergessen. Die EU und auch die Nato stehen in der Dauerkritik, sei es als bürokratische Kolosse oder als Relikte des Kalten Kriegs. Der Nationalismus nimmt zu. Mit populistischen Parolen und nationaler Egozentrik glaubt man, den Schattenseiten der Globalisierung begegnen zu können.

Wie schlecht das funktioniert, zeigt die Corona-Krise: Eine Seuche lässt sich nicht national besiegen, Viren scheren sich nicht um Landesgrenzen. Die völlig unerwartet aufgetretene Pandemie ist mit dem Zweiten Weltkrieg nicht vergleichbar. Aber vielleicht bewirkt sie, dass sich die Länder wieder zusammenraufen – so wie damals.