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Trotz verpasster Trainings
Vincent Kriechmayr darf starten – Schweiz legt Protest ein

Wird Vincent Kriechmayr am Lauberhorn starten?
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Tatsächlich: Der Weltskiverband FIS lässt Vincent Kriechmayr die beiden Abfahrten am Lauberhorn bestreiten – obwohl er nicht an den Trainings teilgenommen hat. Die vierköpfige Jury erteilt dem Österreicher eine Sondergenehmigung. Er darf am Freitagmorgen vor der Besichtigung aus dem Starthaus fahren und muss sofort abschwingen. Gemäss der FIS reicht das aus, es ist eine eigenartige Interpretation des Reglements.

Dieses sieht vor, dass ein Fahrer mindestens ein Training bestreiten muss, will er zu einer Weltcup-Abfahrt starten. Doppelweltmeister Kriechmayr versäumte das, weil die österreichischen Behörden ihn nicht vorzeitig von seiner Quarantänepflicht befreiten und er erst am späten Mittwochabend in Wengen ankam.

FIS-Rennchef Markus Waldner gab den Entscheid an der Mannschaftsführersitzung bekannt – es entwickelten sich heftige Diskussionen. Mehrere Trainer beschwerten sich, darunter auch der Schweizer Chefcoach Thomas Stauffer. Swiss-Ski hat Protest eingelegt und die dafür notwendigen 100 Franken deponiert.

«Die Jury entscheidet», sagte Stauffer, «das haben wir zu akzeptieren. Aber es ist für die Zukunft gefährlich, wenn Reglemente einfach so verändert werden.» Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann meinte gar: «Das ist Willkür und öffnet alle Türen für weitere Sonderwünsche. Dieser Entscheid ist absolut nicht in Ordnung.»

Merkwürdige Kommunikation

Waldner reagierte am Meeting wenig souverän auf die Einwände, ja gar etwas forsch. Er verwies indirekt darauf, dass die Reglemente nicht in Stein gemeisselt seien, respektive dass in einer Ausnahmesituation wie jetzt aufgrund der Pandemie Interpretationsspielraum bestehe.

Daher reicht es nun, dass sich Kriechmayr am Freitag um 9.44 Uhr aus dem Starthaus stösst, um 9.45 kommt dann der Rest der Fahrer auf die Piste. Es ist ein gleichermassen absurdes wie skurriles Prozedere. Denn: Eigentlich geht es bei dieser Regel ja um die Sicherheit, die Trainings sind dafür da, dass sich die Fahrer an die Strecke und ans Tempo gewöhnen.

Nun ja, bei Kriechmayr, der in Wengen 2019 triumphierte, stellt sich die Frage nach der Sicherheit nicht. Er hat die Strecke definitiv im Griff, zudem startete er am Donnerstag zum Super-G, wurde Neunter. Was diverse Protagonisten aus anderen Nationen in Rage brachte, ist vielmehr die Art und Weise der Kommunikation respektive die Argumentierung des Weltverbandes.

Waldner erklärte, Kriechmayr habe bereits am Montag einen negativen Test vorweisen können, einzig die Behörden hätten seine Anreise verhindert. Nur war dies bei anderen Fahrern in den letzten Wochen auch der Fall gewesen. Von der Möglichkeit einer Sonderregelung war bis in dieser Woche aber nie die Rede.

Waldner sagte: «Wir wollen vermeiden, dass ein Läufer nicht starten kann wegen diesem verdammten Covid.» Überdies meinte der Südtiroler, es gebe keine Regel, wonach ein Rennläufer volle Trainingsläufe hinter sich bringen müsse. Er müsse nur auf der Liste stehen und aus dem Starthaus fahren, dann könne er den Lauf sofort abbrechen. Das ist korrekt, nur: Es müsste in einem offiziellen Training geschehen. Und am Freitagmorgen findet kein offizielles Training statt.

Und was, wenn Feuz Vater wird?

Dass höhere Interessen Einfluss haben und gar Druck von FIS-Präsident Johan Eliasch gemacht wurde, ist nicht mehr als ein Gerücht, das durch Wengen geistert. Zur Erinnerung: Eliasch war bis vor seiner Amtsübernahme im Sommer CEO von Head. Und Kriechmayr, der 2019 am Lauberhorn triumphierte, steht bei Head unter Vertrag.

Swiss-Ski hat also interveniert, das Vorgehen wurde gemäss Lehmann auch mit den Fahrern abgesprochen. Zumal es bei den Schweizern mit Yannick Chabloz einen Athleten gibt, der daheimsitzt, weil er es für die Abfahrtstrainings nicht rechtzeitig aus der Quarantäne schaffte. «Hätten wir ihn auch einfach pro forma auf der Trainingsstartliste lassen und auf eine Ausnahme hoffen sollen?», fragt Reusser rhetorisch.

Mit der «Causa Kriechmayr» schafft die FIS einen gefährlichen Präzedenzfall. Man stellt sich vor, Beat Feuz’ Partnerin Katrin Triendl bekommt Mitte nächster Woche ihr zweites Kind und der Emmentaler würde die Trainings in Kitzbühel verpassen. Dürfte er seinen Titel dann doch verteidigen? Reusser sagt: «Ich wäre gespannt auf die Argumentation der Verantwortlichen.»

Starten darf Kriechmayr gemäss Lauberhorn-Chef Urs Näpflin auf jeden Fall. Sollte der Protest nicht abgewiesen werden, würde der 30-Jährige wohl nachträglich aus der Wertung gestrichen.

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