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Erfolgreiche Landung auf dem Mars
«Der Rover hat genau den Parkplatz gefunden, den wir benötigt haben»

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Der Mars hat einen neuen Besucher, wenn auch einen robotischen: Nach einer mehr als 472 Millionen Kilometer langen Reise setzte am Donnerstagabend das amerikanische Roboterfahrzeug Perseverance sanft im Marsstaub auf. Der mehr als eine Tonne schwere Rover war zuvor durch die Atmosphäre des Planeten gerast. Er baumelte unter einem Fallschirm, er tänzelte auf acht Bremstriebwerken dem Mars entgegen und seilte sich schliesslich von einem schwebenden Kran zur Oberfläche ab. Ein furioses Manöver – und es verlief exakt so, wie es sich die US-Raumfahrtbehörde Nasa erträumt hatte (hier geht es zum Live-Ticker der Landung).

«Landungen auf dem Mars gehören zu den schwierigsten Dingen, die man sich vorstellen kann, auch wenn es einfach aussehen mag», jubelte Nasa-Wissenschaftschef Thomas Zurbuchen nach geglückter Landung und zerriss vor laufenden Kameras direkt den Notfallplan, den er für einen möglichen Fehlschlag erstellt hatte.

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Doch so gross die Freude und der Erfolg am Donnerstagabend auch waren, für Perseverance (zu Deutsch: «Ausdauer») beginnt die Arbeit nun erst. In den kommenden Jahren soll der robotische Astrobiologe, wie Zurbuchen sein neuestes Gefährt nennt, nach Spuren einstigen Lebens suchen. Und er soll Bodenproben einpacken – in der Hoffnung, diese eines Tages zur Erde transportieren zu können.

Am Donnerstagabend war das allerdings weit weg. Pünktlich um 21.55 Uhr Schweizer Zeit brach im Kontrollzentrum im kalifornischen Pasadena Jubel aus, wie Live-Bilder der Nasa zeigten. Auf wilde Umarmungen und euphorisches Abklatschen, bekannt von früheren Missionen, verzichteten die Ingenieure zwar, doch das war allein Corona geschuldet.

Das erste Lebenszeichen von «Perseverance»: Der Mars-Rover sendet Bilder vom Roten Planeten.

Landungen auf dem Mars sind schliesslich noch immer etwas Besonderes, auch wenn sie bei der Nasa fast wie Routine wirken: Von 17 Sonden, die sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten zur Oberfläche des Roten Planeten aufgemacht hatten, kamen am Boden nur acht sanft und intakt an – allesamt stammten sie aus den USA. Perseverance ist nun Nummer Neun.

Jedes Signal ist minutenlang unterwegs

Dabei war der Mars-Anflug, bei dem Raumsonden innerhalb von sieben Minuten von knapp 20'000 Kilometern pro Stunde auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen müssen, dieses Mal besonders heikel. Perseverance ist nicht nur der bislang schwerste und grösste Marsrover, seine Missionsmanager hatten auch einen äusserst komplexen Landeort ausgesucht: den Jezero-Krater.

Vor etwa 3,5 Milliarden Jahren befand sich dort ein See, fast so gross wie der heutige Bodensee, womöglich voll mit primitivem Leben. Was es dort aber ganz sicher gibt, sind Furchen und sandige Stellen, Felsbrocken und steile Klippen. «Ein grossartiger Ort für die Wissenschaft», meinte der verantwortliche Landeingenieur Allen Chen wenige Tage vor der Ankunft am Mars. «Aus einer Landeperspektive sehe ich aber vor allem eines: Gefahren.»

Die grossen Entfernungen tun dabei ihr Übriges. Da jedes Signal von der Erde zum Roten Planeten minutenlang unterwegs ist – derzeit beträgt die Verzögerung gut elf Minuten – können Ingenieure bei Landeversuchen nur zuschauen und nicht eingreifen.

Dieses Mal hatten sie allerdings vorgesorgt und ihrer Landekapsel künstliche Intelligenz spendiert. Dank Radar, Kameras und abgespeicherter Marskarten konnte die Sonde nicht nur eigenständig ihre Position ermitteln, sie entschied auch selbst, wann – noch immer zehn Kilometer hoch über dem Mars – ihr Bremsfallschirm geöffnet werden sollte.

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Gemacht für den Wüstensand: Eines der sechs Räder von Perseverance auf dem Mars. Seine Mikrofone haben zudem Töne aufgenommen, die wie Windböen klingen.
Per Sky Crane zum Landeplatz: Der Rover wird zur Oberfläche abgeseilt, wie dieser Videoausschnitt zeigt.

Später, der Fallschirm war inzwischen abgetrennt, steuerte das Programm die acht nach unten gerichteten Bremstriebwerke so geschickt an, dass Perseverance über einer ebenen Stelle abgeseilt werden konnte. Erste Bilder, die der Rover umgehend zur Erde funkten, zeigten, wie gut dies offenbar funktionierte: Die nächsten grösseren Brocken, die dem Gefährt mit den Abmessungen eines Autos hätten gefährlich werden können, waren weit entfernt.

«Unser System hat genau den Parkplatz gefunden, den wir benötigt haben», jubelte Chen nach der Landung. Direkt losrollen wird der Rover trotzdem nicht. Zunächst will die Nasa alle Systeme, Kameras und wissenschaftlichen Instrumente überprüfen. Dann soll ein kleiner Hubschrauber zu Testflügen losgeschickt werden – es wäre der erste kontrollierte Flug in der Atmosphäre eines fremden Planeten.

Rückflug von Proben frühestens im nächsten Jahrzehnt

Nach einigen Monaten soll sich Perseverance dann aber aufmachen zu einer grossen Reise: Mindestens zwei Jahre haben die Missionsmanager dafür eingeplant und eine Fahrstrecke von bis zu 25 Kilometern. Es soll über den Grund des alten Sees gehen, durch ein Flussdelta, entlang der Küste und hinauf auf die Klippen.

Die Schweiz jubelt mit und projiziert  auf Eiger, Mönch und Jungfrau die Logos der Mars-Mission, der Nasa und eine Astronautin oder einen Astronauten. Die Lichtshow des Künstlers Gerry Hofstetter wurde vom Männlichen aus orchestriert. 

Hatten sich bisherige Rover vor allem der Frage gewidmet, ob auf dem Mars einst lebensfreundliche Umweltbedingungen herrschten, soll Perseverance nun erstmals direkt nach Lebensspuren suchen – nicht nach kleinen grünen Männchen, aber nach Ablagerungen, die Mikroben in den Sedimenten des riesigen Sees hinterlassen haben könnten. Und der Rover soll bohren: Mehr als drei Dutzend Bodenproben wird Perseverance entnehmen, eine jede so gross wie ein Stück Tafelkreide. Die Proben werden in einem Behälter landen, den ein anderes Roboterfahrzeug später einsammeln und für eine genauere Analyse zur Erde bringen soll.

Das allerdings ist an diesem Donnerstagabend, bei all dem Jubel, noch viel weiter entfernt als die nächsten Aktionen des neuen Rovers: Mit dem Rückflug von Proben zur Erde rechnet die Nasa frühestens im nächsten Jahrzehnt.