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«Life in Color» auf Netflix
Der neuste Geniestreich von Sir David Attenborough

Bewährte Erfolgsrezeptur: «Life in Color» ist die zweite Doku-Reihe von David Attenborough, die auf Netflix zu sehen ist.
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Wie sich das wohl anfühlt, ein fingernagelgrosses rotes Erdbeerfröschchen zu sein, noch dazu «wenn du als kleiner, zarthäutiger und mundgerechter Happen im dunklen tiefen Wald lebst, in dem überall hungrige Tiere lauern?»

Da hilft es ungemein, dass knalliges Rot den Räubern nicht etwa die Süsse einer wohlgereiften Erdbeere verspricht, sondern etwas ganz anderes: Atemnot, Krämpfe, Ersticken. Der Frosch gehört zu den giftigsten Wesen, die die Natur hervorgebracht hat, und, so erklärt es David Attenborough, «Feinde erkennen seine Farbe als Gefahr und gehen ihm aus dem Weg».

Alle ihre Farben dienen dem Leben und dem Überleben.

Der grosse alte Herr der Naturdokumentation hat es wieder getan: Seine neue, auf Netflix ausgestrahlte Serie widmet sich diesmal den Farben und ihrer Rolle in der Umwelt und im Leben der Tiere. Seine vielfach preisgekrönten Serien waren schon immer Feste der Farben, monumentale Feiern der Natur in all ihrer harten und oft grausamen Schönheit.

«Life in Color» setzt auf die bewährte Erfolgsrezeptur grossartiger, durch Hightech ermöglichter Nahaufnahmen, orchestraler Musik und Attenboroughs Erzählstimme, die uns wie in einer Theaterinszenierung mitten in die Welt der Tiere hineinführt, in ihre Dramen und Geheimnisse.

Der freundliche, bereits 94 Jahre alte Exzentriker David Attenborough ist nicht nur Naturforscher, Klimaschützer und Pionier der Tierdoku, dies meist für die BBC. Er hat mehr als zwei Dutzend Ehrendoktorhüte, ist Mitglied ehrwürdigster naturwissenschaftlicher Institutionen sowie Namensgeber für den Attenborough-Langschnabeligel (Zaglossus attenboroughi). Laut BBC soll er einer der am weitesten gereisten Menschen der Welt sein, in tiefe Dschungel, auf die Gipfel des Himalaya und unberührte Inseln führte ihn die Leidenschaft seines Berufslebens, die Natur.

Und so auch diesmal. Attenborough berichtet, wie sich aus den ersten, noch tarnfarbigen Säugetieren, die in einer Umwelt aus Raubsauriern und Flugdrachen lieber nicht auffallen wollten, die heutige Farbenpracht der Kolibris, Flamingos, der Clown-Fangschreckenkrebse und Aras entwickelte.

Je intensiver das Rot am Kopf des Mandrill-Männchens, desto klarer die Drohgebärde.

Alle ihre Farben dienen dem Leben und Überleben: als Abschreckung gegen Feinde und zur Anziehung von Geschlechtspartnern, als Locksignal für Beute oder, wie Attenborough hübsch am Beispiel der bemerkenswert übellaunigen Mandrill-Affen schildert, zur Inszenierung testerongesteuerter Männlichkeit. Je intensiver Blau und Rot an ihren Köpfen leuchtet, desto klarer ist die Botschaft an andere Männchen: Get off my lawn, wie Clint Eastwood sagen würde.

Netflix hat für manche seiner Dokuserien böse Prügel einstecken müssen, leider nicht immer zu Unrecht: Seifenopern, Sensationsmache, Faktenhudelei. «Life in Color» ist eine grandiose Meisterleistung.

Womöglich wird es jetzt wieder die üblichen Besserwisser geben, die behaupten, Attenboroughs für eine Millionenpublikum geschaffene grosse Bühne für die Natur verharmlose deren Zerstörung und Bedrohung. Das ist natürlich grober Unfug, weil sein Lebenswerk ein einziger Kampf gegen diese Bedrohung ist.
«Life in Color» läuft auf Netflix.