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Demokraten-Mehrheit im US-Senat
Der neue Chefsenator in Washington

«Es fühlt sich wie ein komplett neuer Tag an»: Senator Chuck Schumer nach der Senatsstichwahl in Georgia.
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Wer beim alljährlichen Strassenfest auf Brooklyns Seventh Avenue eine kleine Menschentraube erspäht, deren Mittelpunkt nicht auf Anhieb zu erkennen ist, der kann mit einiger Sicherheit davon ausgehen, Chuck Schumer begegnet zu sein.

Rein körperlich gesehen ist der schlanke, rüstige Herr mit der hohen Stirn und der beinahe obligatorischen Lesebrille auf der Nasenspitze nicht der grösste. Wer aber glaubt, vom Körpermass auf den Machtinstinkt schliessen zu können, der irrt gewaltig: Seit beinahe fünf Jahrzehnten arbeitet der heute 70-jährige Senator des Bundesstaats New York zielstrebig daran, in den allerhöchsten Führungszirkel der US-Politik aufzusteigen.

Genau das ist ihm jetzt gelungen. Schumer übernimmt als Nachfolger des Republikaners Mitch McConnell das Amt des Mehrheitsführers im Senat und wird damit zugleich Teil einer mächtigen Vierergruppe aus demokratischen Parteifreunden, zu der ausser ihm der künftige Präsident Joe Biden, dessen Stellvertreterin Kamala Harris sowie die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, zählen.

Die vier Demokraten werden die Geschicke der Vereinigten Staaten für mindestens zwei Jahre bestimmen. Schumer kommt dabei die vielleicht schwierigste Aufgabe zu: Da Gesetze im Senat oft nicht nur einer einfachen, sondern einer 60-Prozent-Mehrheit bedürfen, wird er sich immer wieder um eine Zusammenarbeit auch mit gemässigten Republikanern bemühen müssen.

Neue Zeitrechnung in den USA

Dennoch ist es der vorläufige Höhepunkt einer politischen Karriere, auf den Schumer lange gehofft hatte, mit dem er zuletzt aber wohl selbst nicht mehr rechnete. Anders nämlich als von vielen Demoskopen vorhergesagt, war bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen Anfang November 2020 die sogenannte «blaue Welle», ein Erdrutschsieg der Demokraten also, ausgeblieben. Zwar gewann die Partei das Weisse Haus, sie verfehlte aber ihr Ziel, den Vorsprung im Repräsentantenhaus auszubauen und die 2014 verlorene Mehrheit im Senat zurückzuerobern.

Zu Hilfe kam Schumer nun ausgerechnet der Mann, mit dem er sich als Minderheitsführer im Senat vier Jahre lang gezofft hatte und der ihn stets als den «weinenden Chuck» verhöhnt, weil ihm bei einer Rede einmal die Tränen gekommen waren: Donald Trump. Dieser erkennt bekanntlich das Wahlergebnis nicht an und hat damit die republikanische Partei so tief gespalten, dass diese jetzt die Nachwahlen für die beiden Senatorenposten des Bundesstaats Georgia überraschend verloren hat. Damit beginnt eine neue Phase in der Politik der USA.

Linke Parteifreunde kritisieren Chuck Schumer gelegentlich als nicht progressiv genug.

Neu sitzen sich im Senat 50 republikanische sowie 50 demokratische oder Demokraten-nahe Mitglieder gegenüber. Ergibt sich bei einem Votum ein Patt, entscheidet die Stimme von Vizepräsidentin Harris. So kommen die Demokraten doch noch zur Mehrheit – und Schumer zum Amt des Mehrheitsführers.

«Es fühlt sich wie ein komplett neuer Tag an», erklärte Schumer am Mittwoch nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse aus Georgia. Die demokratische Mehrheit im US-Kongress stehe nun bereit, zusammen mit dem gewählten Präsidenten Biden für Amerika den nötigen Wandel einzuleiten und den Kampf gegen die Pandemie anzuführen. Man werde den Menschen im Land in der gegenwärtigen Krise helfen und auch die Wirtschaft wieder ankurbeln, versprach der Senator aus dem Bundesstaat New York.

Seit 1998 Mitglied des US-Senats: Chuck Schumer, Mehrheitsführer der Demokraten.

Charles Ellis Schumer stammt aus Brooklyn, und dort lebt er bis heute. Sein Vater war Kammerjäger, die Mutter Hausfrau. Obwohl die Eltern manchmal nicht wussten, woher sie das Geld für die Rechnungen nehmen sollten, schaffte es ihr blitzgescheiter Sohn bis an die Eliteuniversität Harvard, die er 1974 als Doktor der Rechtswissenschaften verliess. Er arbeitete jedoch nie als Jurist, sondern liess sich mit gerade einmal 23 Jahren ins Abgeordnetenhaus des Bundesstaats New York wählen. Seit 1998 ist er US-Senator.

Immer wieder drängt es den zweifachen Vater, den linke Parteifreunde gelegentlich als nicht progressiv genug kritisieren, in die Öffentlichkeit, er gilt als jemand, der Journalisten nicht etwa links liegen lässt, sondern noch auf sie zuläuft. Sein früherer republikanischer Kollege Bob Dole scherzte einst: «Der gefährlichste Platz in Washington ist der zwischen Charles Schumer und einer Fernsehkamera.»

Damit erinnert der neue Chefsenator in Washington an Trump, zu dem es aber einen zentralen Unterschied gibt: Anders als der scheidende Präsident hat Chuck Schumer persönlich noch nie eine Wahl verloren.

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