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Sudans entmachteter Regierungschef
Der Mann, den das Militär fürchtet

Sudans Premier bleibt ein Gefangener – auch in seinem Haus: Abdalla Hamdok.
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Tausende sind am Wochenende im Sudan gegen den Militärputsch und die Entmachtung von Regierungschef Abdalla Hamdok auf die Strasse gegangen. Mehrere Menschen wurden bei den Zusammenstössen getötet. Der Regierungschef konnte nicht an den Demos teilnehmen: Er steht unter Hausarrest, ist nach Angaben der Vereinten Nationen aber wohlauf. Man habe sich in Hamdoks Residenz mit ihm treffen können, teilte die UNO-Mission in Khartum auf Twitter mit.

Letzte Woche hatte sich der oberste General, der gerade geputscht hatte, vor die aufgebauten Mikrofone gesetzt und erklärt, dass Premierminister Hamdok bei ihm zu Hause weile, als sein Gast. «Zu seiner Sicherheit», wie der General noch eilig anfügte. Wer solche Beschützer hat, ist nicht zwingend zu beneiden. Hamdok sei in seinem Haus noch immer «sehr stark bewacht», sagen seriöse Quellen.

Die «Revolution verteidigen»

Die Generäle fürchten einen Politiker wie ihn, der kurz vor seiner Verschleppung offenbar noch die Botschaft absetzen konnte, das Volk möge friedlich die «Revolution verteidigen». Damit ist der Volksaufstand gemeint, der erstmals 2018 Fahrt aufnahm und Hamdok einige Monate später an die Macht spülte.

Die Massenproteste waren damals so gut organisiert, dass sie den Sturz des Diktators Omar al-Bashir herbeiführten. Allerdings geschah auch dies durch einen Putsch des Militärs. Später erklärte es sich bereit, die Macht mit den aufständischen zivilen Kräften zu teilen, bis demokratische Wahlen über die Zukunft entscheiden. In der Zeit der sogenannten Transition war Hamdok ein gefragter Mann. Er pflegte gute Kontakte in den Westen, und die waren wichtig, um Khartum aus der Isolation zu führen. Doch der Job für Hamdok war schwierig. Alle wussten, dass die Armee viel zu sehr verstrickt war in Geschäfte und den Machtapparat, als dass sie klag- und kampflos den Rückzug aus der Politik vorbereiten würde.

Was Hamdok nun widerfährt, steht symbolhaft für die Wirren eines riskanten Coups. Der Premier bleibt ein Gefangener – auch in seinem Haus. Da ist es egal, dass General Abdel Fattah Burhan nun so tut, als wollte er die Demokratisierung nur wieder aufs richtige Gleis setzen. Offenbar ist der Premier dem Militär zu unbequem geworden.

Diejenigen, die Hamdok kennen, beschreiben ihn als umgänglichen und offenen Mann, der sich im Land einige Beliebtheit erworben hat.

Hamdok, 1956 in Kordofan geboren, studierte Wirtschaft in Khartum und Manchester. In den Achtzigerjahren engagierte er sich in der Kommunistischen Partei, trat aber wieder aus. Er arbeitete als leitender Beamter und war später für internationale Organisationen tätig. Als Regierungschef seit 2019 hat er beachtliche Fortschritte angebahnt, ebnete den Weg für eine Entschuldung und mobilisierte Milliardenhilfen für das von Kriegen zerrüttete Land. Diejenigen, die Hamdok kennen, beschreiben ihn als umgänglichen und offenen Mann, der sich im Land einige Beliebtheit erworben hat. Allerdings ist er keiner, der mitreissende Reden hält. Offenbar konzentrierte er sich so sehr auf die internationale Bühne, dass er es gelegentlich versäumte, den Leuten zu Hause überhaupt zu erklären, was sie noch alles vorhaben.

Es ist nicht bekannt, dass es ein besonderes Zerwürfnis zwischen Hamdok und General Burhan gegeben hätte. Klar ist aber, dass führende Kräfte im Militär es nicht gern sehen, wenn eine Regierung diverse Geschäfte ausleuchtet, die Männer in Uniform sehr reich gemacht haben. Womöglich kam der Regierungschef dem engen Geflecht aus Armee, Handel und Industrie zu nahe. Wie es nun weitergeht mit dem Premier, weiss niemand. Der Westen fordert Hamdoks Freilassung, doch General Burhan pflegt gute Kontakte nach Saudiarabien und in die Emirate; diese Staaten stehen im Notfall mit Finanzspritzen bereit, sollte der Westen im Streit um den entmachteten Premier weiter Druck machen.