AboKonferenz in MoskauDer Kreml sichert sich Einfluss in Afghanistan
Moskau hat früh das Gespräch mit den Islamisten gesucht. Trotzdem muss der Kreml den neuen Taliban-Staat fürchten.
Russland veranstaltet eine Afghanistan-Konferenz – und wer fehlt? Die USA. Die Taliban hingegen sassen in Moskau mit am Tisch, neben Chinesen, Indern, Iranern und den Vertretern der anderen Anrainerstaaten. Angeblich konnte Washington wegen des Rücktritts seines langjährigen Afghanistan-Beauftragten Zalmay Khalilzad auf die Schnelle keinen Vertreter finden.
Einmal mehr heisst es damit Punktsieg für Moskau im Kräftemessen mit Washington in Zentralasien. Auch die Taliban dürfen sich freuen: Wichtig ist, wer mit am Tisch sitzen darf. Denn die Koranschüler sind in Russland eigentlich als Terrorgruppe geächtet. Als Regierung anerkennen, das betonte der Kreml, werde man die Taliban fürs Erste nicht. Aber die Zeit spielt für die neuen Machthaber in Kabul. Solange sie nicht allzu viel falsch machen, ist die diplomatische Verbeugung durch die Staaten der Region wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Moskau hat aber keinen Grund zur Schadenfreude. Der übereilte US-Rückzug dient den russischen Interessen in Zentralasien ebenso sehr, wie er sie gefährdet. Schliesslich sind die Taliban nicht die Nachbarn, die eine Regierung sich wünscht. Schon vor langer Zeit hatte Moskau vor dem Erstarken islamistischer Gruppen in und um Afghanistan gewarnt.