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Meinung

Der Fifa-Präsident empört wieder einmal
Diese Selbstgefälligkeit Gianni Infantinos!

epa08668208 FIFA President Gianni Infantino arrives to sign a memorandum of understanding (MOU) with Ghada Waly, Executive Director of the United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) and Director-General of the United Nations Office at Vienna to jointly tackle corruption and crime in soccer, at the UNODC headquarters of the UN seat in Vienna, Austria, 14 September 2020.  EPA/CHRISTIAN BRUNA
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«Mögen Sie Macht?», wurde Gianni Infantino einmal gefragt. «Nein, wirklich nicht. Ich strebe nicht nach Macht. Ich will Dinge bei der Fifa ändern. Ich will meinem Sport helfen. Das ist mein Antrieb.» Das war natürlich völliger Unsinn. Und doch war eine Aussage darin verborgen, die so tief blicken lässt. Er will nicht einfach nur dem Sport helfen, nein, er sagt: «Meinem Sport.» Ganz so, als würde der Fussball ihm gehören.

Seit dem 26. Februar 2016 ist er Präsident der Fifa. Die Verblendung ist sein Konzept geworden. Dass er sich gleich am Anfang auf Kosten der Fifa Matratzen für 11’000 Franken kaufte, ist im Rückblick eine Petitesse. Wie weit es mit ihm wirklich gekommen ist, zeigt sich diese Woche wieder einmal.

Am Donnerstag lässt er seine Untertanen ein Communiqué verbreiten, das in seinem Ton unübertroffen ist. Selbst sein Vorgänger Sepp Blatter schaffte das während seiner jahrzehntelangen Regentschaft nicht. Die Untertanen schreiben also: «Jetzt ist es offiziell: Fifa-Präsident Gianni Infantino hat in seinen Beziehungen zur Schweizer Bundesanwaltschaft, die gegen die ‹alte Fifa› ermittelte, stets absolut korrekt und rechtmässig gehandelt. Die neue Fifa ist heute eine saubere, sehr gut geführte und solide Organisation, die gemäss den höchsten ethischen und Governance-Standards operiert.» Die Botschaft, die sich daraus auch lesen lässt: Die «alte Fifa», das war Blatter.

Er wurde immer weltfremder

Infantino traf in den Jahren 2016 und 2017 viermal den früheren Bundesanwalt Michael Lauber, in so geheimem Rahmen offensichtlich, dass sich die Beteiligten selbst nicht mehr daran erinnern mochten. Dass er deshalb ein Strafverfahren wegen Anstiftung zu Amtsgeheimnisverletzung und Amtsmissbrauch am Hals hatte, kratzte ihn in seiner Abgehobenheit nicht im Geringsten.

Lauber verlor sein Amt. Ein erster Sonderermittler musste sich zurückziehen. Zwei neue wurden eingesetzt. Infantino blieb. Und wurde immer weltfremder. Kurz vor der WM in Katar durfte er am G-20-Gipfel in Bali eine Rede halten. Dort sagte er, mit Blick auf den Krieg in der Ukraine: «Meine Bitte an Sie alle ist, an einen zeitweiligen Waffenstillstand zu denken, für die Dauer der WM.»

Nun haben die Sonderermittler der Bundesanwaltschaft das Verfahren gegen Infantino eingestellt. Die Infantino-Fifa jubiliert: «Das Ergebnis dieser Untersuchung ist natürlich überhaupt nicht überraschend. Das einzig Überraschende ist nur, dass es so lange gedauert hat, bis man zu diesem bereits im Vornherein so offensichtlichen Ergebnis gekommen ist.»

In diesem Ton geht es in der Stellungnahme immer weiter. So ganz stimmt das aber auch wieder nicht. Es wird immer noch schräger. Infantino selbst sagt: «Das ist ein vollumfänglicher, deutlicher und klarer Sieg für mich, für die neue Fifa und für die Gerechtigkeit!» Die Reihenfolge ist aufschlussreich: zuerst er, weil es eigentlich nur um IHN gehen kann, erst dann der Verband und zuallerletzt die Gerechtigkeit.

Und noch eine Aussage Infantinos verdient den ganzen Wortlaut: «Es ist jetzt allen klar, dass die Anschuldigungen gegen mich nur verzweifelte Versuche von armen, neidischen und korrupten Leuten waren, meinen Ruf anzugreifen. Falls diese Leute auch nur ein kleines bisschen Würde hätten, sollten sie zumindest den Anstand haben und sich für ihre Handlungen und den verursachten Schaden entschuldigen.» Erstaunlich dabei: Sogar er kennt die Begriffe Würde und Anstand. Nur lässt der 53-jährige Italo-Walliser selbst davon nichts erkennen.