Ermittlungen zu Fifa-GeheimtreffenGianni Infantino und Michael Lauber sind fein raus
Das Verfahren wegen Kontakten zwischen Fifa und Bundesanwaltschaft wird eingestellt. Es gab keinen Putsch gegen Sepp Blatter. Die Steuerzahlenden bleiben auf hohen Kosten sitzen.
Jenes Schweizer Strafverfahren, das in den vergangenen Jahren international am meisten Aufsehen erregte, endet ohne Anklage oder Strafbefehl. Sondern mit einer Einstellung. Dies halten die beiden ausserordentlichen Bundesanwälte Hans Maurer und Ulrich Weder in einer Medienmitteilung fest.
Die rund dreijährigen Ermittlungen gegen Fifa-Präsident Gianni Infantino, Ex-Bundesanwalt Michael Lauber und weitere Beschuldigte bleiben strafrechtlich folgenlos. Faktisch kommt die Verfahrenseinstellung einem endgültigen Freispruch gleich. Den Schritt hatten die beiden Sonderstaatsanwälte den Beschuldigten im August angekündigt.
«Der Verdacht auf eine Instrumentalisierung der Bundesanwaltschaft durch die Fifa hat sich nicht erhärtet.»
Die Affäre um die Geheimtreffen zwischen Fifa- und Bundesanwaltschaftsspitze hatte im Sommer 2020 zum Rücktritt Laubers geführt. Infantino geriet ebenfalls unter starken Druck, konnte sich aber als Chef des Weltfussballverbands halten.
Jetzt freut er sich in einem Fifa-Statement: «Das ist ein vollständiger und klarer Sieg für mich, für die neue Fifa und für die Gerechtigkeit!»
Die strafrechtlichen Abklärungen drehten sich um die Frage, ob informelle Treffen zwischen Infantino und seinem Umfeld mit Vertretern der Bundesanwaltschaft in den Jahren 2015 bis 2017 illegal waren. Der Verdacht: Verletzung des Amtsgeheimnisses, Amtsmissbrauch und Begünstigung durch Lauber und seine Leute. Anstiftung dazu durch Infantino und Co.
Die beiden Sonderermittler kommen nun zu einem klaren Verdikt: «Der Verdacht auf eine Instrumentalisierung der Bundesanwaltschaft durch die Fifa hat sich im Verlauf der umfassenden Untersuchung nicht erhärtet.» Weiter schreiben sie: «Der Tatverdacht wurde im Gegenteil entkräftet.»
Kein Putsch gegen Blatter und Platini
Das Strafverfahren war dadurch ausgelöst worden, dass die Teilnehmer an einem der Treffen im Berner Hotel Schweizerhof alle geltend machten, sie könnten sich nicht mehr an den Inhalt erinnern. Zudem wurde darüber spekuliert, dass Infantino frühzeitig einen Jugendfreund, den heutige Walliser Oberstaatsanwalt Rinaldo Arnold, zur Bundesanwaltschaft geschickt hatte, um zu sondieren, wie es um Ermittlungen gegen den damaligen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter stand.
Weder und Maurer schreiben nun, dass sich durch ihre Untersuchung dieser «Tatverdacht entkräftet» habe. Ein Besuch Arnolds in Laubers Chefbüro habe «nichts mit dem Fifa-Verfahrenskomplex zu tun» gehabt. Vielmehr habe sich Arnold damals für eine Stelle bei der Bundesanwaltschaft interessiert. «Verdachtsmomente dahingehend, dass dieses Treffen mit der später erfolgten Kandidatur des Gianni Infantino und seiner Wahl zum Fifa-Präsidenten etwas zu tun hatte, konnten ausgeräumt werden», halten die Sonderermittler fest.
Medien, aber auch Sepp Blatter und der frühere Uefa-Präsident Michel Platini hatten sich überzeugt gezeigt, dass Treffen der Fifa- mit der Bundesanwaltschaftsspitze dazu gedient hätten, Blatter und Platini auszuschalten. Auch diese Putschthese konnten die beiden ehemaligen Zürcher Staatsanwälte Maurer und Weder gemäss eigenen Angaben «entkräften»: «Hinsichtlich der weiteren drei Treffen ergab die Untersuchung auch keine Hinweise, dass sich die Beteiligten der Bundesanwaltschaft zu ungewöhnlichen, unerklärlichen, fehlerhaften oder gar strafrechtswidrigen Handlungen bzw. Unterlassungen instrumentalisieren liessen oder dies die Vertreter der FIFA und/oder Rinaldo Arnold nur schon versuchten.» Die Sonderermittler fanden «in der gründlich durchgeführten Untersuchung» auch keine Belege für illegale Absprachen.
Kosten von rund einer halben Million Franken
Die Verfahrenseinstellungen dürften rechtskräftig werden, denn Beschwerden der insgesamt sieben Beschuldigten sind nicht zu erwarten. Wehren könnte sich Lauber dagegen, dass die Sonderermittler ihm ein Siebtel der Verfahrenskosten auferlegen wollen. Der heutige Bundesstrafrichter Olivier Thormann soll ein Vierzehntel übernehmen. Thormann hatte früher bei der Bundesanwaltschaft die Fussball-Strafverfahren koordiniert.
Er und sein damaliger Chef Lauber sollen nun Verfahrenskosten von wenigen Tausend Franken tragen, weil sie es unterlassen hatten, ihre Treffen mit Fifa-Vertretern zu protokollieren. Damit haben sie gemäss dem Duo Maurer/Weder die Sonderermittlung mitausgelöst.
Den grossen Teil des Aufwands von geschätzt rund einer halben Million Franken deckt der Bund. Die meisten Kosten hatte der Vorgänger Maurers und Weders verursacht: Sonderstaatsanwalt Stefan Keller hatte die Ermittlungen gegen Lauber und Infantino eingeleitet und aufgebläht, die nun alle straflos enden.
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