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Kritik an der Mega-WM 2030
«Die Fifa setzt ihren Zyklus der Zerstörung fort»

epa10017328 FIFA President Gianni Infantino, poses for photographers with the FIFA World Cup trophy at Radio City in New York, New York, USA, 16 June 2022.The North American cities hosting the 2026 World Cup were announced, eleven sites are in the US, three are in Mexico, and two in Canada. EPA/Peter Foley
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Ob sich Gianni Infantino für seinen jüngsten Kniff selbst auf die Schulter geklopft hat, ist nicht überliefert. Sicher ist, dass dieser ihn mit Stolz erfüllt. Eine interkontinentale WM, die sich von Europa über Afrika bis nach Südamerika spannt – das hat es so noch nicht gegeben. Sie wollten einen «einzigartigen weltweiten Fussabdruck» hinterlassen, sagte der Walliser Fifa-Präsident in gewohnter Unbescheidenheit. (Lesen Sie dazu unseren Kommentar: Der Grössenwahn wird immer skurriler).

Die Freude bei den Gastgebern – sie sind automatisch qualifiziert – ist gross nach der Vergabe der WM 2030. Portugal, Spanien, Marokko, Argentinien, Uruguay und Paraguay, sie alle kommen zum Zug, wobei das für die Südamerikaner nur in minimem Masse gilt. Sie werden mit Brosamen gefüttert, je ein Spiel dürfen sie beherbergen, macht total 3 von 104 Partien.

Das Eröffnungsspiel fällt Uruguay zu, dem ersten Ausrichter und ersten Weltmeister von 1930. Staatspräsident Luis Lacalle Pou schrieb auf X: «Uruguayische Champions! Nach 100 Jahren wird die Welt bei der Eröffnung der WM 2030 wieder auf Uruguay und unser Stadion Centenario schauen. Diese Anerkennung wird jenen Pionieren gerecht, die Fussballgeschichte geschrieben haben.» Sein paraguayischer Amtskollege Santiago Peña sagte: «Wir sind ein Land, das zu Grossem bereit ist. Wir müssen nur an uns selbst glauben und zusammenarbeiten, um unser Land dorthin zu bringen, wo es hingehört.»

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Dass die Profiteure frohlocken, liegt in der Natur der Sache. Wer die Aussensicht hat, mag das freilich etwas anders sehen. Sechs Zeitzonen, lange Reisen, Wechsel vom südamerikanischen Winter in den europäischen oder nordafrikanischen Sommer – auf die Fussballer kommen besondere Herausforderungen zu.

«Irgendwann spielen wir auf dem Mount Everest»

Leipzigs Trainer Marco Rose fasste diese Absurdität nach dem 1:3 in der Champions League gegen Manchester City in folgende Worte: «Wir schrauben und schrauben und schrauben und lassen uns noch mal was einfallen. Irgendwann spielen wir auf dem Mount Everest, weil wir da einen Fussballplatz hingezaubert kriegen und man das vermarkten kann.» Der 47-Jährige glaubt, dass diese Entwicklung anhält, er sagt: «Es sieht so aus, als wären wir noch nicht am Ende, was das Schrauben betrifft. Ich finde es schade, vielleicht sogar albern.»

Auch bei den Fans sitzt der Frust tief. Die Vereinigung der europäischen Fussball-Fans FSE kritisierte via Social Media, dass das Turnier in dieser Form «schrecklich» sei und die Umwelt missachte. Sie kommt zum Schluss: «Die Fifa setzt ihren Zyklus der Zerstörung des grössten Turniers der Welt fort. Es ist das Ende der Weltmeisterschaft, wie wir sie kennen.»

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Auch Rose wünscht sich die WM in ihrer traditionellen Form zurück. «Es war bis jetzt immer gut, wenn sich ein Land auf eine WM gefreut hat und man ein Fest daraus gemacht hat», sagte er.

Vielleicht könnte der Blick in die noch fernere Zukunft seine Stimmung etwas aufhellen, aber nur vielleicht. Die überraschende Vergabe der WM 2030 wird auch von der FSE als Winkelzug Infantinos interpretiert, um einem bestimmen Ausrichter den roten Teppich für 2034 auszurollen.

Bahn frei für Saudiarabien

Die Kontinente Europa, Südamerika und Afrika sind aufgrund des Rotationsprinzips automatisch aus dem Rennen. Auch die Nord- und Mittelamerika-Region kommt nicht infrage, weil die USA, Kanada und Mexiko bereits 2026 Gastgeber sind. So hat die Fifa bereits festgelegt, dass nur Vertreter aus Asien und Ozeanien sich bewerben dürfen.

In Ozeanien wäre wohl nur Australien ein Kandidat – das sich aber ohnehin der asiatischen Konföderation angeschlossen hat. Man prüfe «die Möglichkeit einer Bewerbung», teilte Verbandschef James Johnson mit. In Asien könnte China ein derartiges Turnier zwar ausrichten, dort ist die Fussball-Begeisterung allerdings stark zurückgegangen. Japan und Südkorea waren bereits 2002 Gastgeber, Katar war im Winter an der Reihe.

Was also wäre die naheliegendste Wahl, gerade mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen im Fussball und die Interessen des obersten Funktionärs? Genau, Saudiarabien. Der Golfstaat hat am Mittwoch seine Bewerbung für die WM 2034 angekündigt.

kai/DPA