Schulreisli des BundesratsFertig regiert – jetzt macht der Bundesrat Tour d’Apéro
Zum Auftakt der Sommerferien reist und trinkt sich die Landesregierung in corpore durchs Wallis.
Am Mittwoch hat der Bundesrat noch einmal durchregiert. Vollgas.
Einen neuen Nationalbankchef gewählt. Das Bundesbudget verabschiedet. Über einen 10-Milliarden-Armee-Fonds von Viola Amherd gestritten. Die SVP-Volksinitiative «Keine 10-Millionen-Schweiz!» abgeschmettert. Ein brisantes Rechtsgutachten zum EU-Dossier veröffentlicht. Und, und, und. Dutzende Entscheide hat der Bundesrat an einem Tag gefällt, mit ebenso vielen Medienmitteilungen hat er das Land gespammt. Politischer Sommerschlussverkauf im Bundeshaus. Alles muss weg.
Ist das noch seriöse Regierungsarbeit? Egal! Jedenfalls sind die Schubladen im Bundeshaus jetzt leer – und unsere Regierung kann sich den schönen Seiten des Lebens widmen.
Schon am Donnerstag um 8 Uhr fährt der VIP-Zug mit dem Bundesrat in corpore in Ostermundigen ab. Ab durch den Lötschberg (Gotthard und San Bernardino wären schwieriger gewesen), auf zur jährlichen Schulreise der Landesregierung. Diese führt dieses Jahr natürlich ins Wallis, in den Kanton der amtierenden Bundespräsidentin Viola Amherd.
Dort gibt es im Hauptort Sitten bereits um 10 Uhr – was sonst? – den ersten Apéro. Mit der Bevölkerung. Die sieben Bundesratsmitglieder baden in der Menge. Erste Beobachtung: Turnschuhe scheinen grad sehr in zu sein bei den bundesrätlichen Modestilberaterinnen.
«Notre chère Viola» wird von Walliser Honoratiorinnen begrüsst, sie wiederum heisst ihre Kolleginnen und Kollegen im Kanton «des Weins, des Raclettes und der 4000er» willkommen. Ignazio Cassis macht die Selfies mit seinen Fans gleich selber. Der Energieminister überwindet Sprachgrenzen. Älterer Welschwalliser: «Grüezi, ich rede bitzeli Deutsch.» Albert Rösti: «Et moi un peu français.»
Exakt 60 Minuten dauert die Operation Volksnähe, dann steigt der bundesrätliche Tross in zwei blaue Mercedes-Busse. Weiter zum nächsten Programmpunkt der zweitägigen Tour de Valais. Auf dem Trockenen bleiben sie nicht lange: Das Mittagessen findet in einer Cave statt, schon am Nachmittag folgt der nächste Apéro mit dem Volk, diesmal in Brig im deutschsprachigen Oberwallis. Bilinguisme oblige.
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