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Pflegekräfte in Grossbritannien
Der Beginn eines beispiellosen Streiks

Angestellte des Royal College of Nursing (RCN) streiken vor einem Spital im nordirischen Belfast. (15. Dezember 2022)
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Zehntausende Pflegekräfte in den britischen Krankenhäusern haben am Donnerstag die Arbeit niedergelegt. Mit dem ersten Streik in ihrer 106-jährigen Geschichte will die Gewerkschaft für Pflegeberufe den Druck auf die Regierung erhöhen. Bis zu 100’000 Pflegerinnen und Pfleger in England, Wales und Nordirland beteiligten sich an dem zwölfstündigen Ausstand, der um 09.00 Uhr (MEZ) begann.

Die Pflege-Gewerkschaft fordert eine deutlich über der Inflation liegende Lohnerhöhung. Das jüngste Angebot der Regierung lehnt sie ab. «Wir sind müde. Wir haben es satt», sagte die leitende Krankenschwester Ameera in London. «Wir brauchen jetzt eine Lohnerhöhung, um unseren Lebensunterhalt bestreiten zu können.»

Der Krankenpfleger Mark Boothroyd sagte, die schlechte Bezahlung führe dazu, dass neu ausgebildete Kollegen nur noch ein oder zwei Jahre im Beruf blieben. Wegen der vielen unbesetzten Stellen stünden die verbliebenen Pflegekräfte unter grossem Druck. Die Arbeitsbedingungen seien «entsetzlich», sagte der 37-Jährige.

Einige Bereiche wie die Chemotherapie und die Dialyse sowie Intensivstationen und die Pflege von Neugeborenen wurden von dem Streik am Donnerstag ausgenommen. Ansonsten sei eine Notbesetzung in den Spitälern gesichert, teilte die Gewerkschaft mit.

Schätzungen zufolge ist das reale Lohnniveau von Krankenschwestern und -pflegern seit 2010 um 20 Prozent gesunken, was vor allem auf den Anstieg der Lebenshaltungskosten zurückzuführen ist. Die Inflation in Grossbritannien lag im November bei fast elf Prozent.

Lohnerhöhung von bis zu 20 Prozent gefordert

Gesundheitsminister Steve Barclay nannte den Streik «zutiefst bedauerlich». Die Forderungen der Gewerkschaft seien aber nicht finanzierbar. Das zuständige Gremium der Gesundheitsbehörde NHS habe eine Gehaltserhöhung von jährlich mindestens 1400 Pfund (gut 1600 Euro) zusätzlich zu dem Gehaltsplus von drei Prozent im vergangenen Jahr empfohlen, sagte er. Gespräche über weitergehende Forderungen lehnte Barclay unter Verweis auf die angespannte Lage im Gesundheitswesen ab.

In Grossbritannien hatten angesichts der massiven Kaufkraftverluste in den vergangenen Monaten bereits Hafenarbeiter, Flughafenangestellte und Müllmänner und -frauen gestreikt. Am Dienstag legten zehntausende Beschäftigte der Bahn in Grossbritannien ihre Arbeit nieder. Bis zum Jahresende sind zudem in anderen Bereichen weitere Streiks geplant.

AFP