So reagieren Wengen-Sieger«Den Mythos Lauberhorn kann man nicht einfach ersetzen»
Auch ehemalige Schweizer Skiasse wie Bruno Kernen oder Didier Défago wurden vom Knall am Lauberhorn überrascht. Sie äussern Wehmut — und hoffen auf eine Einigung.
Dieses Jahr sollte als Jubeljahr in die Schweizer Skigeschichte eingehen: Erstmals seit 1989 hat die Schweiz wieder die Nationenwertung gewonnen. Doch seit Mittwochnachmittag ist alles anders. Die zuletzt starken Ergebnisse werden von der Nachricht überschattet, dass die legendären Lauberhornrennen mit 90 Jahren Geschichte verschwinden sollen. Swiss-Ski hat beantragt, den Event wegen eines Geld-Disputs mit den Organisatoren zu streichen.
«Ein Monument ist gewaltig ins Wanken geraten», sagt Bruno Kernen. Der erfolgreiche Ex-Skirennfahrer hat die Abfahrt in Wengen 2003 selbst gewonnen. «Wenn diese einzigartigen Rennen tatsächlich verloren gehen, könnte der Skisport gleichzeitig auch viele Fans verlieren», warnt der Berner Oberländer, nach dem ein Teil der längsten Abfahrt der Welt – das «Kernen-S» – benannt ist.
«Solche Gedanken kann ich gar nicht zulassen.»
Ein anderer Schweizer Lauberhorn-Sieger wurde von der Nachricht ebenfalls auf dem falschen Fuss erwischt. Didier Défago, Gewinner von 2009, sagt: «Das Lauberhorn ist ein Mythos, etwas ganz Spezielles.» Die Atmosphäre, die Zuschauerkulisse, das Berg-Panorama, die längste und unglaublich schwierige Strecke – das alles sei spektakulär.
Défago betont vor allem den möglichen sportlichen Verlust. «Für die jungen Schweizer Skirennfahrer brauchen wir derartige Rennen. Solch schwierige Strecken und solch fantastisches Publikum sind eine riesige Motivation für den Nachwuchs», sagt der Walliser. Er hoffe deshalb, dass in diesem finanziellen Disput der Sport nicht vergessen werde. «Denn das ist die Hauptsache.»
Dass es die Rennen in Wengen einmal nicht mehr geben könnte, sei für Kernen bis vor einem Tag unvorstellbar gewesen, «einen solchen Gedanken kann ich gar nicht zulassen», erklärt der Berner Oberländer. Besonders nicht, weil er jetzt, mit etwas mehr Distanz, sehe, wie viel davon abhange. «Für die Region sind die Rennen enorm wichtig … und all die Freiwilligen, die in diesen Wettkampf schon ihren Schweiss investiert haben», sagt der heute 47-Jährige, der 1992 in Wengen sein allererstes Weltcuprennen fuhr.
Alle hoffen auf Rettung
Wenn das Unvorstellbare tatsächlich eintreffen sollte und die Lauberhornrennen nur noch Geschichte sind, dann «weiss ich nicht, ob die Leute beim Ersatzrennen überhaupt noch einschalten werden», so Kernen. Denn: «Man kann den Klassiker am Lauberhorn, diesen Mythos, nicht einfach ersetzen.» All die Skirennfahrer, die sagen, dass es in Wengen etwas ganz Besonderes sei – «das sind keine Floskeln. Ich weiss nicht, wie man diese Lücke füllen könnte.»
Was die beiden Wengen-Sieger vereint, ist die Hoffnung. «Ich hoffe, dass Verband und Organisatoren beide einen Schritt aufeinander zu machen können», sagt Kernen. «Ich hoffe, dass sie eine Lösung finden können», sagt Défago. Sie hoffen für die Fahrer. Für die Fans. Für den Skisport.
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