Demonstrationen in mehreren Städten – fast tausend Festnahmen
In Frankreich demonstrieren 77'000 Menschen, Verkehrsadern sind blockiert, Autos brennen – eine Zwischenbilanz.
Am Rand der neuen Proteste der Gelbwesten in Frankreich sind fast eintausend Menschen vorläufig festgenommen worden. Mehr als 720 seien weiter in Polizeigewahrsam, hiess es am Samstagnachmittag von Seiten der Polizei. Die meisten Festnahmen erfolgten demnach in Paris. Die Polizei schätzte die Zahl der Demonstranten am Nachmittag landesweit auf fast 77'000.
In Paris wurden nach Angaben der Polizeipräfektur rund 650 Menschen vorläufig festgenommen, 536 verblieben in Polizeigewahrsam. Die Polizei setzte in Paris Tränengas, gepanzerte Fahrzeuge und Wasserwerfer ein. Auf Fernsehbildern waren brennende Autos im Zentrum der Hauptstadt zu sehen. Mehrere Demonstranten versuchten laut Angaben von Reportern, das Luxus-Einkaufszentrum «Publicis» in Brand zu stecken.
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Auch an anderen Orten in Paris gab es Ausschreitungen. Nahe der Metro-Station Grands Boulevards setzten die Demonstranten eine Strassenbarrikade in Flammen. In der Avenue de Friedland schlugen sie Fensterscheiben ein. Mehrere Autobahnen wurden blockiert.
Gut zwei Wochen vor Weihnachten ist auch das Shopping-Vergnügen deutlich eingeschränkt: Die Edelkaufhäuser Printemps und Galeries Lafayette verzichteten angesichts der Demonstrationen darauf, ihre Pforten zu öffnen. Auch andere Geschäfte blieben zu. Viele Touristen waren enttäuscht.
Hämmer, Steinschleudern, Pflastersteine
Bereits im Vorfeld waren erneut Ausschreitungen am vierten Samstag nacheinander mit landesweiten Protesten befürchtet worden. Die Regierung hatte deshalb landesweit 89'000 Sicherheitskräfte mobilisiert, in Paris waren es 8000. Dies war rund ein Drittel mehr als am vergangenen Samstag, als es in der Hauptstadt zeitweilig chaotische Zustände herrschten.
Die Proteste führten zu massiven Verkehrsbehinderungen in Paris. Mehrere hundert Demonstranten blockierten am Samstagmorgen zeitweise die wichtige Ringautobahn Périphérique. Die Polizei löste die Blockade auf, ohne dass es zu Zusammenstössen kam. Eine örtliche Gelbwesten-Sprecherin betonte den friedlichen Charakter der Autobahn-Blockade: «Wir wollen uns Gehör verschaffen, keine Randale machen», sagte Laetitia Dewalle.
Auch die Innenstadt von Paris war durch die Proteste betroffen. Touristen-Attraktionen wie Eiffelturm und Louvre sowie zahlreiche Geschäfte bleiben aus Furcht vor Chaos und Plünderungen geschlossen. Zudem bleiben 36 Stationen der U-Bahn und der Vorortbahnen RER geschlossen. Rund 50 Buslinien wurden unterbrochen oder umgeleitet.
Demonstrationen in mehreren Städten
Auch in anderen französischen Städten gingen wieder Gelbwesten auf die Strasse. In Marseille marschierten rund tausend Kundgebungsteilnehmer vom Hafen zur Präfektur, wie ein AFP-Reporter berichtete. Auch hier betonten die Initiatoren ihren Willen zu einem friedlichen Verlauf.
Ebenso folgten in Grenoble Kundgebungsteilnehmer einem Protestaufruf der Gelbwesten. Einer der Initiatoren wurde dort nach Angaben der Präfektur festgenommen, weil er für die Demonstration keine Genehmigung eingeholt hatte. Die Behörden in Grenoble bezeichneten die Lage als gespannt, insgesamt gab es bis zum Mittag rund 15 Festnahmen.
Landesweit verursachten die Gelbwesten Behinderungen auf den Autobahnen. Die A6 war nördlich von Lyon nach Angaben des Autobahnbetreibers seit 04.30 Uhr gesperrt. Die A10 wurde gegen Mittag wieder für den Verkehr freigegeben, nachdem Gelbwesten in der Nacht Paletten und Reifen angezündet hatten.
Massenproteste in Frankreich: Zusammenstösse mit der Polizei
Video: AFP/AP
Moderate rufen zum Fernbleiben auf
In ganz Frankreich wurden nach Behördenangaben bis Mittag mehr als 5000 Menschen auf den Autobahnen kontrolliert. Dabei sei es zu zahlreichen Festnahmen gekommen - unter anderem, weil die Betroffenen «gefährliche Gegenstände» mit sich geführt hätten, erklärte die Polizei.
Moderate Vertreter der Gelbwesten hatten ihre Anhänger zuvor aufgerufen, den Kundgebungen in Paris fernzubleiben, um in den Augen der Öffentlichkeit nicht mit den Randalierern in einen Topf geworfen zu werden. Einzelne Aktivisten riefen dagegen zur Einnahme des Elysée-Palasts in Paris auf, des Amtssitzes von Präsident Emmanuel Macron.
Die Protestbewegung fordert den Rücktritt Macrons sowie allgemeine Steuersenkungen, höhere Renten und Löhne. Die bisherigen Zusagen der Regierung reichen den Aktivisten nicht aus.
sda/afp/red
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