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Leichenfunde in Las Vegas
Deckt der Klimawandel Mafia-Morde auf?

Die weissen Stellen am Felsen markieren den Wasserhöchststand: Ein ehemals versunkenes Boot am Lake Mead. 
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Die anhaltende Dürre im Westen der USA hat zu grausigen Entdeckungen geführt. An einem Wasserreservoir in der Nähe von Las Vegas wurden binnen einer Woche gleich zwei Leichen gefunden. Beide in einem Fass. Nun kommt die Vermutung auf, dass die menschlichen Überreste etwas mit der Ära der Mafia-Herrscher zu tun haben könnten.

Aufgrund persönlicher Gegenstände, die bei einer der Leichen gefunden wurden, gehen die Beamten davon aus, dass der noch nicht identifizierte Mann in den 1980ern getötet worden sein muss. In dieser Zeit war die Mafia noch präsent in der Wüstenstadt. Untersucht wird ein Tötungsdelikt.

Ein Blick in die Vergangenheit

Mitte des 19. Jahrhunderts besiedelten die Mormonen eine kleine Oase in der dürren Wüste von Nevada. Einige Jahre später kam das US-Militär und baute eine kleine Festung. Dank der Grundwasserquellen wächst die Stadt zunehmend und wird zu einem wichtigen Knotenpunkt für Reisende, die von Kalifornien nach New Mexico pilgern.

Der Anschluss ans Bahnnetz beendete die Wüstenruhe. Das Farmland wird in Parzellen aufgeteilt und am 15. Mai 1905 verkauft. Dieser Tag gilt als offizielle Gründung der Stadt Las Vegas.

Die Grosse Depression in den 1920er-Jahren sorgte fast dafür, dass dem Treiben in der Stadt ein Ende gesetzt wurde. Damit die Wirtschaft wieder florieren konnte, erhielt Las Vegas 1931 vom Bundesstaat Nevada eine Lizenz für das lukrative Glücksspiel. Die Saloons wurden zu Casinos. In derselben Zeit wurde der Hoover-Damm errichtet. Der damit geschaffene Lake Mead wurde zur Lebensader von Las Vegas. 

Die 70er-Jahre in Las Vegas waren geprägt von organisierter Kriminalität. Downtown 1975. 

Immer mehr Spielwütige reisten in die Zocker-Metropole und mit ihnen auch das Geld. Und mit dem Geld startete die Ära der Mafia. Sie baute moderne Luxushotels und wusch ihre Gewinne hinter den Kulissen der prächtigen Casinos. In den 60er-Jahren gefährdete das kriminelle Image der Stadt den Erfolg von Vegas. Das FBI ging nun vermehrt gegen die Mafia vor. Der Kampf, besonders gegen die Mitglieder der italoamerikanischen Cosa Nostra und der jüdischen Kosher Nostra, ging bis weit in die 80er-Jahre hinein. Im folgenden Jahrzehnt übernahmen Grosskonzerne wie MGM die Leitung in Vegas und bauten neue, riesige Luxusresorts. 

Rückstände aus der Mafia-Ära

Knapp 40 Jahre nach den Machenschaften der Mafia wurden im Wasserreservoir, 30 Fahrminuten von Las Vegas entfernt, zwei Leichen gefunden. Ob es sich um Überreste des organisierten Verbrechens handelt, ist unklar. Der ehemalige Bürgermeister von Las Vegas, Oscar Goodman, sagte am Montag: «Wer weiss, was wir im Lake Mead finden werden – es ist kein schlechter Ort, um eine Leiche loszuwerden», wie die Nachrichtenagentur AP schreibt. 

Behörden vor Ort bestätigen, dass die Rückstände von einem Menschen stammen: Ein am Lake Mead aufgefundener Kiefer.

Goodman war nicht nur Bürgermeister, sondern auch Anwalt von Mafia-Mitgliedern wie Anthony «Tony the Ant» Spilotro. Darüber, wer noch im Reservoir auftauchen könnte, will er nicht spekulieren. Jedoch sagt er lachend: «Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht Jimmy Hoffa ist.» Hoffa war Gewerkschaftsführer mit Verbindungen zur Cosa Nostra und verschwand 1975 spurlos.

Frühere Klienten des Anwalts hätten sich jedoch für die «Klimakontrolle» interessiert. In der Sprache der Mafia bedeutete dies, den Seespiegel oben und die Leichen unten in ihren wässrigen Gräbern zu halten. Seit 1983 ist der Wasserspiegel im Lake Mead jedoch um 52 Meter gesunken. 

«Ich würde wetten, dass es noch mehr Leichen geben wird»

Michael Green, ein Geschichtsprofessor an der Universität Nevada, befürchtet, dass es sich bei den Leichenfunden nicht um die letzten handeln wird: «Wenn der See noch weiter absinkt, ist es sehr gut möglich, dass wir einige sehr interessante Dinge an die Oberfläche kommen sehen.»

Liegt er auf dem Grund des Lake Mead? Benjamin «Bugsy» Siegel war Mitglied der Kosher Nostra. 

Man werde nicht herausfinden, wer Bugsy Siegel getötet habe, «aber ich würde wetten, dass es noch ein paar Leichen mehr geben wird». Siegel war ein Gangster, der den Strip in Vegas mit dem Bau des Flamingo-Casinos mitbegründet hat. Er wurde 1947 erschossen, sein Fall nie aufgeklärt.