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«Davos 1917» auf SRF
Diese Serie ist historisch gut

Davos 1917
Folge 3

Johanna Gabathuler (Dominique Devenport) und Gräfin Ilse Von Hausner (Jeanette Hain)

Produktion: Contrast Film, Letterbox Filmproduktion In Ko-Produktion mit: SRF Schweizer Radio und Fernsehen, ARD Degeto, Amalia Film
Regie: Jan-Eric Mack, Anca Miruna Lăzărescu, Christian Theede

Copyright: SRF/Pascal Mora
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Die grösste Stärke von «Davos 1917» liegt darin, dass die Serie etwas geworden ist, was es schon gibt. Nämlich ein aufwendig produzierter und schneidig inszenierter Geschichtsstoff auf dem hochgezüchteten ästhetischen Niveau der grossen Streamingdienste.

Was zugleich das Überraschende daran ist, denn so gab es das aus der Schweiz bislang noch nicht. Nicht nur das Thema der Serie ist historisch, sondern auch das Budget: Die 18 Millionen Franken, die die sechs Folgen kosteten, konnte das Schweizer Fernsehen nur zusammen mit dem Partner ARD stemmen. Runtergebrochen hat die Serie gut 65’000 Franken pro Minute gekostet.

Das liegt daran, dass historische Serien üblicherweise mehr kosten als zeitgenössische. Die ersten paar Folgen von «Davos 1917» wirken, als hätte jemand den «Zauberberg» von Thomas Mann als Schneewestern interpretiert. Wir sehen ein darbendes Kurhaus in Davos; die Rotkreuz-Schwester Johanna Gabathuler (Dominique Devenport), die mitten im Ersten Weltkrieg vom Feldlazarett zurückkehrt und als Erstes erleben muss, wie ihr das Neugeborene weggenommen wird (unehelich; also Problem).

Davos 1917
Folge 2

Wird zu Johannas (Dominique Devenport) Mentorin: Jeanette Hain als Gräfin Ilse Von Hausner.

Produktion: Contrast Film, Letterbox Filmproduktion In Ko-Produktion mit: SRF Schweizer Radio und Fernsehen, ARD Degeto, Amalia Film
Regie: Jan-Eric Mack, Anca Miruna Lăzărescu, Christian Theede

Copyright: SRF/Pascal Mora

Wir schauen Tuberkulosekranken an der Bergluft zu, resoluten Ärzten, furchtlosen Spioninnen. Das Sanatorium ist sozusagen die Petrischale für einen Agententhriller, ziemlich alle scheinen hier den Kriegsgegner oder mindestens den Klassenfeind auszuspionieren. Die deutsche Gräfin Ilse von Hausner ist der real existierenden Elsbeth Schragmüller nachempfunden, die die Spionageabteilung beim deutschen Nachrichtendienst leitete.

Zugleich ist «Davos 1917» geprägt vom zeitgeistigen Erzählen im Zeichen der moralischen Ambivalenz. Der Sechsteiler verbindet das Bekannte mit dem Frischen: «Davos 1917» ist schlau geplottet, angenehm frei von schwerfälliger Exposition und mit Liebe für Details inszeniert. Sei es eine Augenklappe oder das verlegene Lächeln der Hauptdarstellerin Dominique Devenport.

Davos 1917
Folge 1

Nimmt am Curling Turnier Teil: Cornelius Obonya als General Taylor; Sunnyi Melles als Olga Belova

Produktion: Contrast Film, Letterbox Filmproduktion In Ko-Produktion mit: SRF Schweizer Radio und Fernsehen, ARD Degeto, Amalia Film
Regie: Jan-Eric Mack, Anca Miruna Lăzărescu, Christian Theede

Copyright: SRF/Pascal Mora

Ob auch die Leute von Netflix zuschauen? Schliesslich muss dieser Dienst genauso wie andere grosse Anbieter ab 1. Januar ins Schweizer Filmschaffen investieren. Ab dann gilt die «Lex Netflix», die das Stimmvolk im Mai 2022 angenommen hat. 4 Prozent des Bruttoumsatzes sollen ab dann in unabhängige Produktionen fliessen.

Stefan Eichenberger, Co-Produzent von «Davos 1917», hält es nicht für allzu wahrscheinlich, dass Netflix bald schon ein solches 18-Millionen-Franken-Budget springen lässt. Dafür würden die meisten Dienste in der Schweiz (noch) zu wenig Umsatz machen. Er glaubt, für die Streamer könnte es strategisch sinnvoller sein, zuerst einmal kleinere Dinge auszuprobieren, um zu sehen, was funktioniert. Und er tippt auf gegenwärtige Stoffe – die seien einfach günstiger.

Davos 1917
Folge 2

Gemeinsamer Auftritt am Neujahrsball: Dominique Devenport als Johanna Gabathuler mit ihrem Verlobten Sven Schelker als Grossrat Thanner.

Produktion: Contrast Film, Letterbox Filmproduktion In Ko-Produktion mit: SRF Schweizer Radio und Fernsehen, ARD Degeto, Amalia Film
Regie: Jan-Eric Mack, Anca Miruna Lăzărescu, Christian Theede

Copyright: SRF/Pascal Mora

Sei genug Budget da, würden die Anbieter aber in Serien investieren, so Eichenberger. «Sie binden das Publikum besser als ein einzelner Film.»

Im Streamingmarkt herrscht inzwischen scharfe Konkurrenz. Netflix hat Abonnenten und Abonnentinnen verloren, andere haben ihre Produktionen in Europa zurückgefahren oder ganz gestoppt. Mittlerweile bietet fast jeder Dienst ein Abo mit Werbeunterbrechung an. In diesem Umfeld triumphieren Stoffe, die auch jenseits der Landesgrenzen funktionieren, weil das breit Nutzer anlockt.

Was wiederum für ambitionierte Stoffe mit hohem Wiedererkennungswert spricht, da sind Schnee und Alpen sicher schon mal nicht verkehrt. Weniger tauglich ist eine Serie wie «Tschugger», bei der neben SRF anfangs auch der Streamingdienst Sky involviert war: «Tschugger» funktioniert in Spanien oder Schweden nun mal nicht sehr gut.

Davos 1917
Folge 5

Johanna (Dominique Devenport) ist aufgeflogen. David Kross als Dr. Mangold

Produktion: Contrast Film, Letterbox Filmproduktion In Ko-Produktion mit: SRF Schweizer Radio und Fernsehen, ARD Degeto, Amalia Film
Regie: Jan-Eric Mack, Anca Miruna Lăzărescu, Christian Theede

Copyright: SRF/Pascal Mora

Die Produktion könnte sich ab 2024 mit der Lex Netflix beschleunigen, sagt Eric Grignon, Chef von Sky Schweiz. Sky ist im Gespräch mit der SRG, aber auch mit internationalen Anbietern wie Amazon oder Netflix. In Entwicklung seien drei neue Serien, ein neues Projekt werde voraussichtlich zusammen mit den «Tschugger»-Machern entwickelt. «Jedes Jahr wird es etwas aus der Schweiz geben», sagt Grignon. 

Er betont aber auch, dass die Stoffentwicklung Zeit brauche. Üblicherweise mehrere Jahre bis zur fertigen Serie. Und dass eine Serie, wenn man sie aufwendig produziere, schnell mehrere Millionen pro Folge kosten könne. Da könnten die 4 Prozent des Streaming-Umsatzes, die der Bund von den Streamingdiensten als Investition verlange, sogar zu wenig sein. 

Vorbild «Babylon Berlin»

Jedenfalls zu wenig für eine Serie im Stil von «Babylon Berlin». Für Grignon ist die deutsche Serie ein Vorbild: Sie sei teuer gemacht und ein gutes Investment, weil man sie auch in andere Länder verkaufen könne. Sky werde das Geld gezielt in ambitionierte Stoffe von hoher Qualität investieren, die sich auch ins Ausland verkaufen liessen.

Dass «Davos 1917» so einiges ausblendet, etwa die Notlage der Bevölkerung vor dem Generalstreik 1918, macht vor dem Hintergrund der potenziellen Exportierfähigkeit sogar Sinn: Allzu viele (nationale) Eigenheiten verwirren möglicherweise das ARD-Publikum, das den Sechsteiler diese Woche ebenfalls zu sehen bekommt.

Am Ende könnten die 4 Prozent, die die Dienste in der Schweiz ausgeben müssen, gar zu wenig sein, um einen Mehrteiler in exportierfähiger Qualität herzustellen. Mit dem Resultat, dass es bloss für etwas Mittleres reicht, das niemanden richtig überzeugt.

Serie über Luxushotels

Sven Wälti ist Leiter Film bei der SRG und hat auch die Produktion von «Davos 1917» begleitet. Er sagt, im Rahmen der Investitionspflicht seien nicht nur Serien, sondern auch Spielfilmprojekte ein Thema. Die SRG sei offen gegenüber Kooperationen mit Netflix oder anderen Diensten.

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Konkret ist bis jetzt eine Koproduktion von Netflix und dem Westschweizer Fernsehen RTS, die dank der Finanzierung des amerikanischen Anbieters zustande kommt.

Die auf Ende 2024 angekündigte Serie heisst «Winter Palace» und erzählt von der Luxushotellerie in den Bergen und der Erfindung des Wintertourismus am Ende des 19. Jahrhunderts. Mehr Alpen-Content also: So abwegig ist es nicht, dass «Davos 1917» gerade zum Vorbild für kommende Schweizer Streaming-«Originals» wird.

«Davos 1917», Montag, Folgen 3 und 4, Mittwoch, Folgen 5 und 6, jeweils ab 20.05 auf SRF 1. Alle Folgen auf Play Suisse.