SRF-Koproduktion «Davos» Die Schweizer Serie, um die sich alle reissen
Der Spionagethriller «Davos» spielt im Ersten Weltkrieg im Luxussanatorium. An der Berlinale gab es exklusive Einblicke.
Davos, das ist der Ort, wo sich die Mächtigen treffen und die Aussicht aufs Bergpanorama geniessen, wenn sie nicht gerade über den Krieg in Europa debattieren.
Doch für einmal geht es nicht ums WEF, sondern um die sechsteilige Serie «Davos», die im nächsten Winter auf SRF und ARD zu sehen sein wird. Sie führt zurück in die Zeit des Ersten Weltkriegs, als die Soldaten in den Schützengräben starben und Kaiser Wilhelm II. für den Fall einer Tuberkulose-Erkrankung über mehrere Jahre Zimmer im Bündner Luxussanatorium auf der Schatzalp reservierte.
«Für eine Schweizer Serie hat ‹Davos› von Anfang an einen enormen Lauf gehabt.»
Noch bis im März wird oberhalb von Davos sowie in Deutschland und im Südtirol gedreht. Stefan Eichenberger und Ivan Madeo von Contrast Film sind parallel an die Berlinale gereist, um einen «Buzz» zu erschaffen. Sie möchten die Serie diese Woche ins Ausland verkaufen, obwohl das eigentlich nie passiert bei einer noch nicht fertiggestellten Produktion. Doch bei «Davos» könnte die Situation anders aussehen.
Für eine Schweizer Serie habe «Davos» von Anfang an einen enormen Lauf gehabt, sagt Madeo in einer Hotellobby. 2019 war es die erste hiesige Serie, die an der Berlinale präsentiert wurde; seither wurden die Macher an renommierte Stoffentwicklungs-Labs eingeladen, wo Schweizer Produktionen es sonst fast nie in die Endrunde schaffen. Und jetzt ist der erste, brandneue Teaser für das «Showcase» am Berlinale Series Market bereit.
Stefan Eichenberger klappt in der Lobby den Laptop auf: «Davos», so wird angesichts des Teasers schnell klar, wird eine Qualitätsserie in der Bündner Höhenluft. Die Serie spielt fast ausschliesslich in der Schweiz: Eine Krankenschwester aus der Region (Dominique Devenport) kommt nach dem Einsatz fürs Rote Kreuz schwanger von der Front zurück. Aber ihr Vater, Direktor des Sanatoriums, lässt ihr das uneheliche Kind wegnehmen, weil sie mit einem solchen «Balg» auf dem Heiratsmarkt nichts mehr wert ist. Um ihr Kind wieder zurückzugewinnen, lässt sich die junge Frau darauf ein, für den deutschen Geheimdienst zu spionieren – unterstützt von einer Meisteragentin.
«‹Davos› ist fast zur Hälfte aus dem Ausland finanziert.»
Der Teaser verspricht einiges, ein Agentinnendrama, eine weibliche Emanzipationsgeschichte mit Mentorin, einen Geheimdienstkrimi inmitten politischer und kriegerischer Auseinandersetzungen in Europa.
Die Schweiz werde international kaum als Serienland wahrgenommen, sagt Produzent Eichenberger. Doch «Davos» sei fast zur Hälfte aus dem Ausland finanziert und interessiere aus verschiedenen Gründen. Natürlich wegen des alpinen Settings, das die Einkäufer an James Bond erinnere. Aber auch wegen des grenzüberschreitenden Plots mit serientauglichen Thriller-Zutaten. Und den Bezügen zur Gegenwart, wo der Krieg wieder Fragen zur Zukunft von Europa aufwirft.
In der Schweiz würden Serien noch immer zu klein und zu lokal gedacht, sagt Ivan Madeo. Dass ein Streaming-Gigant wie Netflix an der Berlinale aufspringt, um die weiteren Weltrechte zu erwerben, wäre überraschend, aber nicht undenkbar. Der Streamer wolle in der Regel für seine Serien die Rechte für die ganze Welt kaufen, so Eichenberger. Doch «Davos» wird zuerst auf SRF und ARD laufen, das ist klar. So schweizerisch ist die Serie dann eben doch.
«Davos», sechs Folgen, ab Winter 2023.
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