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Getötete Soldaten im Ukraine-Krieg
Daten zeigen historisches Ausmass der russischen Todesopfer im Ukraine-Krieg

Beklagt im Ukraine-Krieg sehr hohe Verluste: Der russische Präsident Wladimir Putin mit Soldaten an einer Parade zum Tag des Verteidigers des Vaterlandes am 23. Februar 2023 in Moskau.
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Schon über ein Jahr dauert der Krieg in der Ukraine, und die Russen haben noch keines ihrer militärischen Ziele erreicht – trotz enorm hoher Verluste an Material und Truppen. Wie hoch diese genau sind, ist schwierig zu beziffern, weil Moskau nicht transparent ist. Aber es gibt verschiedene Schätzungen, und die aktuellste lässt aufhorchen.

Laut einer Analyse des Center for Strategic and International Studies (CSIS) aus den USA sind mittlerweile schon 60’000 bis 70’000 russische Soldaten in der Ukraine gestorben. Das ist mehr als in allen Konflikten mit russischer respektive sowjetischer Beteiligung seit dem Zweiten Weltkrieg zusammen. Diese forderten innerhalb von über 70 Jahren nur gut 49’000 Tote.

Mitgezählt werden auch der Konflikt im ukrainischen Donbass ab 2014 sowie die Kriege in Afghanistan und Tschetschenien, wo Russland demütigende Niederlagen erlebte, die das Land traumatisierten. Das CSIS hat berechnet, dass die monatliche Durchschnittsrate an getöteten russischen Soldaten in der Ukraine mindestens 25-mal höher ist als in Tschetschenien und 35-mal höher als in Afghanistan.

Sicher ist: Die beiden Konfliktparteien beklagen ein Vielfaches mehr Todesfälle, als sie selbst zugeben. Moskau sprach Ende September von gut 5900 getöteten eigenen Soldaten und 61’000 auf ukrainischer Seite. Kiew räumte im Dezember den Tod von bis zu 13’000 Soldaten in den eigenen Reihen ein, schätzte die Verluste des Gegners inklusive Verwundeter aber auf über 100’000.

Zumindest letztere Zahl wurde vom US-Militär bestätigt, das im November ebenfalls von geschätzten 100’000 Toten und Verwundeten ausging – allerdings sowohl auf russischer als auch auf ukrainischer Seite. Inzwischen nähere sich Russland den 200’000, schrieb die «New York Times» kürzlich unter Berufung auf amerikanische Regierungsmitarbeiter.

Ähnlich hohe Zahlen hat auch der britische Geheimdienst ermittelt. Demnach verlieren die Russen aktuell so viele Soldaten pro Tag wie seit dem Beginn der Invasion im letzten Februar nicht mehr. Insgesamt beklagen sie gemäss den Briten schon etwa 60’000 Tote und über 100’000 Verletzte.

Die Gründe für die enorm hohen Verluste sind vielfältig. Der aktuelle Krieg ist zu einem Zermürbungskrieg geworden mit Schützengräben, ständigem Artilleriebeschuss und erbitterten Kämpfen um jedes Dorf. Keine der beiden Seiten will zurückweichen, das führt zu vielen Toten. Und die russischen Verluste haben nochmals stark zugenommen, seit die Söldnertruppe Wagner den Vorstoss im Osten anführt. Sie verheizt unerfahrene und schlecht ausgebildete Männer, darunter viele ehemalige Häftlinge, als Kanonenfutter.

Zudem sei die ukrainische Kriegsführung innovativer, schreibt das CSIS. Zum Beispiel beim Einsatz von Drohnen. Viele der Innovationen seien von unten nach oben entstanden, dank eines militärischen Umfelds, das junge Offiziere ermutige und befähige, selbst die Initiative zu ergreifen. Deshalb würden sich die Angegriffenen «ausserordentlich gut» gegen einen Gegner mit einem erheblichen Vorteil bei den materiellen Ressourcen schlagen.

Das zeigt auch ein Blick auf die Statistik der unabhängigen niederländischen Dokumentationsstelle Oryx: Die Ukrainer haben viel mehr Fahrzeuge, Waffen und Ausrüstung des Gegners zerstört, beschädigt und erbeutet als die Russen.

Vor seiner Invasion im Februar 2022 hatte Russland ein elfmal grösseres Verteidigungsbudget, fast fünfmal mehr Militärangehörige, sechsmal mehr Panzer und neunmal mehr Kampfflugzeuge als die Ukraine. Inzwischen ist das nicht mehr der Fall. Doch die Russen verfügen immer noch über viel grössere Ressourcen als die Ukrainer. Der Westen müsse sich deshalb auf einen langwierigen Krieg und eine langfristige Unterstützung der Ukraine einstellen, meinen die Analysten vom CSIS.