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Timeline zum Vincenz-Prozess
Das sind die wichtigsten Eckpunkte der Raiffeisen-Affäre

Als es bei Raiffeisen nur aufwärtsging: Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz im Jahr 2012. 
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Innerhalb von wenigen Jahren schaffte es Pierin Vincenz, zum Vorzeige-Banker aufzusteigen. Er baute die verschlafene Raiffeisenbank zur nationalen Grösse auf und legte sich mit den Mächtigen der Branche an – nur um später über heikle Deals zu stolpern. Die Chronologie der entscheidenden Ereignisse dieser Affäre.

1999 – Aufstieg zum Chef

Felix Walker (links), Raiffeisen-Chef, übergibt an seinen Nachfolger Pierin Vincenz. 

Pierin Vincenz wird zum Chef der Raiffeisen-Gruppe befördert. Davor war der Bündner deren Finanzchef. Er ist in Chur aufgewachsen und studierte später in St. Gallen Wirtschaft. Danach machte er in der Finanzbranche Karriere. Sein Vater, der CVP-Ständerat Gion Clau Vincenz, war von 1984 bis 1992 Verwaltungsratspräsident des Verbands der Raiffeisenbanken.

2005 – Das erste umstrittene Geschäft

Die Affäre nimmt ihren Anfang. Pierin Vincenz und der Mitangeklagte Beat Stocker sollen sich gemeinsam verdeckt an der Informatikfirma Commtrain beteiligt haben. Sie wird später an die Kreditkartenfirma Aduno verkauft. Dort amtet Stocker als Chef und Vincenz als Verwaltungsratspräsident.

2005 – Raiffeisen wird zur nationalen Grösse

Die Künstlerin Pipilotti Rist gestaltet den Raiffeisenplatz in St. Gallen. 

Die Bank wächst stark. Die guten Geschäfte sollen auch nach aussen sichtbar sein: Raiffeisen weiht 2005 den neuen Hauptsitz in St. Gallen ein. Die Künstlerin Pipilotti Rist gestaltet den «roten Platz» davor. Bezahlt wird er von der Stadt und der Bank.

2009 – Der erste Verdacht

Schon 2009 machten erste Gerüchte über den Commtrain-Deal die Runde. Drei Jahre nach dem Abschluss des Geschäfts werden von Vincenz und Co. Gutachten in Auftrag gegeben, die belegen sollen, dass alles sauber ist.

2012 – Vincenz stellt sich gegen die «alten» Banker

Die damalige Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf im Dezember 2012. 

Genossenschaftsbanker Pierin Vincenz unterstützt den Kurs der damaligen Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf beim Aufbau des automatischen Informationsaustausches mit der EU. Damit zieht er den Zorn der arrivierten Banker auf sich. Vincenz’ Begründung damals: Je früher die Schweiz dieses Angebot Brüssel unterbreite, desto mehr könne sie für die Branche als Gegenleistung herausholen.

2012 – Raiffeisen erklimmt den Gipfel

Die Genossenschaftsbank Raiffeisen übernimmt die St. Galler Privatbank Wegelin – zumindest das Geschäft ausserhalb der USA. Denn das Traditionshaus wurde wegen der Verstrickungen in den US-Steuerskandal abgewickelt. Mit der Übernahme will Raiffeisen ihr Geschäft diversifizieren und verstärkt vermögende Privatkunden gewinnen.

2014 – Im Club der «zu Grossen»

Das Wachstum im Hypothekengeschäft hat für Raiffeisen Folgen. Die Schweizerische Nationalbank warnt in ihrem Finanzstabilitätsbericht vor dem Zinsrisiko der Bank. Wenig später stuft die Nationalbank die einstige Bauernbank gar als «too big to fail» ein.

2015 – Abgang von Vincenz

Die Bank Raiffeisen steht exzellent da. Die Bilanzsumme hat sich innerhalb von weniger als zehn Jahren von 100 auf 200 Milliarden verdoppelt. Vincenz gibt die Leitung von Raiffeisen an seine rechte Hand Patrik Gisel ab. Die Übergabe erfolgt früher als geplant. Gisel kündigt an, den erfolgreichen Kurs weiterzuführen.

2016 – Erste Belege tauchen auf

Auf dem Finanzblog «Inside Paradeplatz» erscheint ein brisanter Artikel, der die Funktionsweise der heiklen Deals aufzeigt. Offensichtlich wurden der Plattform handfeste Hinweise zugespielt. Bis heute ist nicht bekannt, von wem der Hinweis kam. Wahrscheinlich wurde durch die Weitergabe der Informationen das Bankgeheimnis verletzt. Damit nimmt die Affäre Fahrt auf.

2017 – Die Aufsicht ermittelt

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) leitet ein Verfahren gegen Vincenz ein. Dieses wird später eingestellt. Da Vincenz von allen Funktionen bei Finanzkonzernen zurücktritt und versichert, in der Branche keine neuen Posten mehr anzustreben, werden die Ermittlungen eingestellt.

2018 – 106 Tage Untersuchungshaft

So sah der Tamedia-Karikaturist am 1. März 2018 Pierin Vincenz’ Nacht in Justizgewahrsam.

Die Staatsanwaltschaft Zürich leitet ein Verfahren gegen Vincenz ein. Die Polizei führt Hausdurchsuchungen durch, auch bei Vincenz. Diese Zeitung titelte: «Vincenz verbrachte eine Nacht in Justizgewahrsam». Vincenz sagte damals: «Als gestern Morgen früh die Polizei vor der Tür stand, war das für mich ein Schock.» Er und mehrere Mitbeschuldigte müssen danach in Untersuchungshaft. Bei Vincenz dauert sie 106 Tage.

2022 – Der Prozess beginnt

Die Verhandlung findet im Volkshaus in Zürich statt. Der Prozess startet am 25. Januar. Wann das Urteil gesprochen wird, ist noch offen.