«One Love» an der WM 2022Das Schweizer Nationalteam hat keine Lust mehr auf Politik
Vor dem Startspiel gegen Kamerun ist der Tenor im Schweizer Lager klar: Es wird keinen Protest zu sehen geben und auch keine symbolische Geste – nur Fussball.
Die zweite Frage beantwortet er dann doch selber. Als Granit Xhaka am Mittwoch erstmals zum verbotenen Armband mit der Aufschrift «One Love» befragt wird, redet an seiner Stelle noch der Medienchef des Schweizer Verbandes. Als Xhaka später darauf angesprochen wird, dass sich die deutschen Nationalspieler knapp 90 Minuten zuvor beim Teamfoto den Mund zugehalten haben, sagt der Schweizer Captain: «Ich habe das Bild nicht gesehen. Wir müssen als Schweiz nicht irgendetwas machen. Wir müssen akzeptieren, was uns gesagt wurde. That’s it. Wir wollen uns auf den Fussball konzentrieren.»
Die Schweizer Nationalspieler werden also nicht als kleine Rebellen auftreten, wenn es für sie am Donnerstag um 11 Uhr Schweizer Zeit gegen Kamerun ins Turnier geht. Am Arm wird Xhaka eine offizielle Binde der Fifa tragen, auf der «No Discrimination» steht. «Das widerspiegelt ja auch unseren Wertekompass», sagt Verbandssprecher Adrian Arnold. Es wird keinen Protest geben, keinen stillen Protest.
Xhaka: «Jetzt ist es erstmals richtig ruhig»
So gross die Aufregung rund um das Verbot der «One Love»-Binde in der Schweiz ist: Die Schweizer Spieler scheinen deswegen keine innere Unrast zu spüren. Stattdessen stellt Xhaka mit Vergleich zu den letzten zwei Turnieren fest: «Zuletzt hatten wir etwas Pech, es gab etwas Unruhe. Jetzt ist es erstmals richtig ruhig.»
Wobei an der WM 2018 und an der EM 2021 die Turbulenzen ja jeweils erst nach dem ersten oder zweiten Spiel so richtig losgingen. Aber das Bestreben von Spielern und Trainerteam ist zu spüren: ja keine Energien neben dem Platz verlieren. Und wenn das bedeutet, dass man sich im Kampf um ein symbolisches Armband dem Weltfussballverband recht widerstandslos geschlagen gibt.
Der Ruhe sicher nicht abträglich wäre ein guter Start ins Turnier. Dort treffen die Schweizer auf einen Gegner, von dem keiner so richtig sicher ist, wie stark er wirklich ist.
Bei Kamerun herrscht Einigkeit
Kamerun hat sich mit einem Tor in der 124. Minute im Playoff gegen Algerien qualifiziert. Mit Verbandspräsident Samuel Eto’o und Trainer Rigobert Song sind zwei ehemalige Nationalspieler und WM-Teilnehmer in der Verantwortung, die sich geschworen haben, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Diesmal gab es keinen Streit um Prämien, kein Chaos in der Vorbereitung. «Ich bin da, damit die neue Generation nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholt», sagt Song einen Tag vor dem Spiel. Und wirkt dabei wie eine Mischung aus Hip-Hop-Star, Philosoph und Prediger.
Yakin glaubt sich und seine Schweizer gut auf die Aufgabe vorbereitet: «Das hier ist eines der besten Nationalteams, das die Schweiz je hatte.» Und er kann auf alle wichtigen Spieler zählen. Sprich: Yann Sommer steht nach seiner Knöchelverletzung im Tor. Und in der Offensive soll Xherdan Shaqiri für die entscheidenden Momente sorgen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.