Kommentar zur Armband-AffäreDiese Fifa braucht es nicht
Stolze Fussballverbände wie England, Deutschland und auch die Schweiz knicken nach wenigen Stunden vor der Fifa ein. Dabei wäre echter Widerstand gefragt.
Ein Stück Stoff, etwa zehn auf zehn Zentimeter gross, steht dafür, wie tief der Weltfussball unter Führung der Fifa gefallen ist.
«One Love» steht auf der Captainbinde, die zum Politikum geworden ist. Sieben Nationen, darunter Deutschland, England, die Niederlande und die Schweiz, wollten ihre Captains damit in die WM-Stadien von Katar einlaufen lassen und eine Botschaft gegen Diskriminierung übermitteln. Die Fifa hat das verhindert.
Am Samstag informierte sie: Wer eine nicht von ihr genehmigte Binde trägt, kann bestraft werden. Am Sonntag liessen die betroffenen Verbände noch selbstbewusst verlauten: Wir wollen trotzdem genau mit dieser Binde spielen. Am Montag ist alles anders.
In vielen Regionen der Welt riskieren Männer und Frauen ihr Leben, um mit Protesten Verbesserungen zu bewirken. Das kann Auswirkungen bis an die WM haben. Die iranischen Nationalspieler sangen am Montagnachmittag vor dem Match gegen England die Nationalhymne nicht, der staatliche TV-Sender unterbrach die Übertragung, und die Spieler nehmen mit ihrem stillen Protest gegen die Zustände im eigenen Land mögliche Strafen nach der Rückkehr in Kauf.
Im Fall der Captainbinde hingegen genügte die Drohung, fehlbare Spieler mit Gelb zu bestrafen, damit die Verbände einknicken. Das ist himmeltraurig. Und doch nicht wirklich überraschend. Bis jetzt ist es der Fifa noch fast immer gelungen, Widerstände zu brechen. Sie vertraut dabei auf das Argument, um das sich im Spitzenfussball so vieles dreht: An dieser WM verteilt sie 440 Millionen Dollar Prämien an die 32 Teilnehmer.
Wann merken die grössten Verbände und berühmtesten Spieler endlich, dass sie die Fifa nicht brauchen – vor allem nicht diese Fifa?
Das Geld ist für die Verbände von wesentlicher Bedeutung. In der Schweiz zum Beispiel helfen die Erfolge und Einnahmen der A-Nationalmannschaft, den Fussball in der Breite zu fördern. Von den Mädchen und Buben bis zu den Nachwuchs- und Frauennationalteams. Trotzdem kann es nicht sein, dass tiefe Überzeugungen deshalb ständig auf der Strecke bleiben.
Wo kommen wir hin, wenn am Ende immer alle kuschen? Wenn nie jemand standfest bleibt und seine Überzeugungen vertritt? Wenn sich nie jemand bis zur Eskalation wehrt? Dann gehen die Spielchen immer weiter, obwohl es längst reicht.
Dabei hätten gerade mächtige Verbände und die berühmtesten Spieler die nötigen Mittel, um das System zu korrigieren. Sie müssten dafür nur zusammenstehen. Die Fifa braucht die grössten Verbände und Spieler. Nur dank ihnen kann sie 4,666 Milliarden Dollar einnehmen, wie sie das im laufenden WM-Jahr tut. Die grössten Verbände und Spieler hingegen brauchen die Fifa nicht. Vor allem nicht diese Fifa, die unter der Führung des Schweizer Präsidenten Gianni Infantino immer verlogener wird.
Wann merken sie das endlich?
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