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Meinung

Kommentar zum WM-Aufreger
Der Fussball muss nicht die Welt retten

Ein Sinnbild für die Verkommenheit des Spitzenfussballs: Der Brasilianer Neymar, der mit Geld aus Katar finanziert wird.
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Als Roger Federer im März vergangenen Jahres sein Comeback gab, war die Aufregung gross. Natürlich, weil die Aufregung immer gross ist, wenn es um den Heiligen des Schweizer Sports geht. Aber nicht einer stellte öffentlich die Frage, wieso er das in Doha machen muss.

Beat Feuz und Corinne Suter gewannen letzten Winter Gold in den olympischen Abfahrten. Die Freude war gross im kleinen Land. Aber nicht einer stellte ihre Erfolge infrage, nur weil sie diese in Peking errungen hatten, Peking, Hauptstadt einer Diktatur.

Und jetzt? Sollen Fussballer zwar nicht gleich den Weltfrieden retten, aber zumindest zu politischen Aktivisten werden. Die Kritik prasselt auf die Mannschaften ein, weil sie bei der WM in Katar nicht zur «One Love»-Binde stehen. Dass sie einknicken vor dem Machtapparat der Fifa, wird ihnen als Feigheit ausgelegt. Bei einer Umfrage auf Bild.de fordern 48 Prozent der Teilnehmer, die deutsche Mannschaft müsse umgehend abreisen.

Alles geht in eine Richtung: Die Schweiz verkauft Luxusgüter, Katar kauft sie.

Fussballer sollen Ausrufezeichen setzen, die weder von der Politik noch der Wirtschaft kommen. Fussballer sollen sich in einen Machtkampf mit der Fifa verstricken und ihren Erfolg an der WM gefährden, während der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck den Bückling macht vor dem katarischen Handelsminister, weil Deutschland Gas von Katar will, um sich von Russland loszulösen. Bundeskanzler Olaf Scholz macht in Saudiarabien vor Mohammed bin Salman den Diener. Und Bundesrat Ueli Maurer fühlt sich auch ganz wohl in Katar.

Die Wirtschaft will das Geld von Katar. Das Land hält über seinen Staatsfonds 5 Prozent an der Credit Suisse, die wiederum in Saudiarabien um 1,5 Milliarden Franken bettelt, um einen Weg aus der Krise zu finden. Katar ist ein wichtiger Abnehmer von Schweizer Kriegsmaterial. Hotellerie und Spitäler streben nach Partnerschaften am Golf. Alles geht in eine Richtung: Die Schweiz verkauft Luxusgüter, Katar kauft sie. Katar ist wirtschaftlich eng verwoben mit Frankreich, England und Deutschland.

Die Weltunternehmen Adidas, Coca-Cola, Visa, Anheuser-Busch (Budweiser) oder McDonald’s sind Partner der Fifa. Mit ihrem Geld tragen sie wesentlich zum Rekordergebnis des Weltverbandes bei, der in den vergangenen vier Jahren 7,25 Milliarden Euro eingenommen hat.

Die Spieler sind Günstlinge eines Systems, das Fernsehanstalten und Werbepartner mit dem Einsatz von Milliarden geschaffen haben.

In diesen Tagen ist eines wieder einmal besonders spürbar: die Empörungsmentalität, wenn es um den Fussball geht. Nirgends wird sie mehr ausgelebt als beim grössten Sport überhaupt, nirgends ist es einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen und dem puren Populismus anzuhängen.

Gianni Infantino, Oberhaupt der Fifa, macht es einem in dieser Beziehung extrem leicht. Und das Geld, das den Fussball in der Spitze überschwemmt hat, trägt wesentlich dazu bei, sein Image negativ zu beeinflussen und Spieler als verwöhnt und verkommen darzustellen. 222 Millionen Euro Ablösesumme für einen Spieler, für Neymar – das kann eigentlich nur abstossen, vor allem, wenn dieses Geld aus Katars Kasse kommt.

Die Spieler sind Günstlinge eines Systems, das Fernsehanstalten und Werbepartner mit dem Einsatz von Milliarden geschaffen haben. Aber sie nehmen bloss, was ihnen angeboten wird. Und jetzt nehmen sie sich das Recht heraus, sich einen Traum zu erfüllen und eine WM zu bestreiten. Das wollen sie, ob nun «One Love» oder «No Discrimination» auf der Captainbinde steht.

Feige? Oder einfach verständlich?

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