Miniatur des AlltagsDas Missverständnis mit der Harnröhre
Das Abstandhalten gehört mittlerweile zum Alltag. Allerdings ist die dafür nötige Kommunikation noch nicht in allen Situationen ausgereift, wie eine Velotour unseres Redaktors zeigte.
Das Abstandhalten ist etwas, was seit einigen Monaten zwar zum Alltag gehört, aber trotzdem in manchen Situationen noch sehr ungewohnt ist. Die fehlende Annäherung kann in Verbindung mit der falschen Kommunikation auch für unglückliche Missverständnisse sorgen. So geschehen neulich auf meiner Velotour.
Es war ein sonniger Samstag, als ich zusammen mit einem Freund auf dem Drahtesel einen Berg umfuhr, sodass das Wasser bald zur Mangelware wurde. Glücklicherweise stand an einer Weggabelung ein alter Brunnen, der unser Wasserproblem lösen sollte. Der Wasserstrahl des Brunnens hatte so seine Tücken. Manchmal kam ein dicker Strahl aus dem Hahn, und manchmal flossen nur einzelne Tröpfchen. Mein Kollege meinte dazu nur, dass der Brunnen wohl eine Harnröhrenverengung habe.
Als die Flaschen gefüllt waren, stand eine ältere Dame hinter uns. Den Abstandsregeln befolgend, trat ich natürlich sofort ein paar Schritte zurück, damit sie ungefährdet zum Brunnen kommt. «In diesen Tagen muss man aufpassen», meinte sie lapidar, aber freundlich. Ich nickte zustimmend. Mein Kollege, der mittlerweile an seinem Velo herumschraubte und nur mit halbem Ohr zuhörte, wiederholte seinen Spruch von vorhin. «Ja, er hat eine Harnröhrenverengung» – den Brunnen meinend.
Die Dame schaute mich etwas verwirrt, aber auch bemitleidend an. «Dass solche Vorerkrankungen in solch jungen Jahren schon möglich sind, wusste ich nicht», meinte sie und zog davon. Ich blieb mit rotem Kopf und fehlenden Worten zurück.
Das mit dem Abstandhalten und der richtigen Kommunikation ist in manchen Situationen noch schwierig. Aber wir lernen tagtäglich dazu. Einander gut zuzuhören, ist wohl aber gerade in dieser Zeit besonders wichtig.
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