Umstrittene OlympiaselektionDas Jammern um die Schweizer Skifahrer wirkt im Nachhinein absurd
Weniger Startplätze, keine Unterschiede mehr nach Geschlecht: Männer-Chefcoach Thomas Stauffer beklagte sich mehrmals über das Reglement. Er hätte sich den Ärger sparen können.
Schon an der Weltmeisterschaft in Cortina vor bald einem Jahr geriet er in einen Furor. Und dann nochmals kurz vor Weihnachten. Ausgerechnet Thomas Stauffer, der an und für sich so besonnene Cheftrainer der Schweizer Ski-Männer, der für gewöhnlich jedes Wort zweimal überdenkt, bevor er es dann doch nicht ausspricht. Er echauffierte sich ob des neuen Selektionsreglements für die Olympischen Spiele – jeder Nation stehen nur noch 22 (bisher 24) Startplätze zur Verfügung, maximal 11 pro Geschlecht (bisher 14).
Eine Frechheit sei das, sagte Stauffer also, das neue Reglement habe nicht mehr viel mit Sport zu tun. Und: Der internationale Skiverband FIS habe diesen Entscheid in seinem Geschlechterwahn gefällt. Der Berner meinte auch, mögliche Diplomanwärter (Top-8-Rang) würden bestimmt daheim bleiben müssen.
Nun endet der Selektionszeitraum bald, noch stehen die zwei Abfahrten und der Slalom von Kitzbühel an – am Montag dann werden die China-Reisenden bekannt gegeben. Hat Stauffer nun schlaflose Nächte, juckt es ihm unter dem Schnauz, weil er nicht weiss, wen er wem vorziehen soll? Mitnichten.
Denn: All die Aufregung erscheint mittlerweile etwas absurd. Da sind nicht einmal 11 Schweizer, welche die Vorgaben erfüllt haben. Erst 10 sind es, und allzu viele Kandidaten lassen sich beim besten Willen nicht mehr finden, die noch auf den Olympiazug aufspringen könnten.
Bereut Stauffer seine forschen Töne also? Nein, sagt er, «denn ich bleibe dabei: Eine fixe Aufteilung zwischen den Geschlechtern ist sinnlos. Die Besten sollen teilnehmen können, ob es Frauen sind oder Männer». Mit Mauro Caviezel gäbe es einen prominenten Verletzten, Janka habe aufgehört und Kryenbühl nicht die zu erwartenden Ergebnisse geliefert. Nur: Als Impfverweigerer hätte Letzterer auch mit lauter Siegen nicht nach China reisen dürfen.
Alles halb so wild also, selbst bei den viel gelobten Schweizer Skifahrern wird keiner zuschauen müssen, um den es richtig schade wäre. Da hätte etwa Jean-Daniel Dätwyler vor 50 Jahren weit mehr Grund zum Ausrufen gehabt, er verpasste die Abfahrt von Sapporo, obwohl er in jenem Winter der siebtbeste Abfahrer der Welt war.
Und doch sorgen die angepassten Regeln für Stunk im Skizirkus. In Adelboden beklagten sich die Österreicher, es hiess, es werde «ein Gemetzel» und viel Drama geben um die 11 Plätze. Auch diese martialische Formulierung war an und für sich irrwitzig. Stand jetzt haben Österreichs Männer nämlich erst 9 der möglichen 11 FIS-Quotenplätze für Peking herausgefahren …
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