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Probefahrt Smart #1
Das Beste aus zwei Welten

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Das riesige Glasdach sorgt für eine luftige Atmosphäre im 4,27 Meter langen SUV.
Der Smart ist nicht wiederzuerkennen. Der #1 ist ein stattlicher Elektro-SUV «made in China».
Besonders am Heck ist die Handschrift der Mercedes-Designer erkennbar.
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Die chinesischen Autohersteller drängen nach Europa – diese Schlagzeile wiederholt sich nun schon seit vielen Jahren, tatsächlich passiert ist bisher aber nicht viel. Natürlich, die schwedischen Marken Volvo und Polestar sind längst in chinesischer Hand, doch ihre Produkte stammen weiterhin aus Schweden. Einige Direktimporteure bieten hierzulande inzwischen vereinzelt chinesische Modelle an, im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge sind ebenfalls seit ein paar Jahren Angebote aus dem Reich der Mitte zu finden. Doch so richtig eingeschlagen haben die Chinesen bisher nicht in Europa. Spannende Produkte gäbe es zuhauf.

Nun steht ein Modell kurz vor der Markteinführung, das den chinesischen Autoherstellern den Weg in Europa bahnen könnte. Smart, die Kleinstwagenmarke von Mercedes mit Schweizer Ursprung, gehört nämlich seit einigen Jahren zur Hälfte dem chinesischen Hersteller Geely, der bereits die Mehrheit an Volvo und Lotus besitzt. Und Smart startet nun neu durch mit einem Produkt, das zwar von Mercedes designt und mitentwickelt wurde, dessen technische Basis aber von Geely stammt und das auch ausschliesslich in China vom Band läuft.

Handschrift von Mercedes

Der Smart #1 – gesprochen «Häschtäg One» – ist kein Winzling mehr, sondern ein stattlicher SUV, der ausschliesslich mit Elektroantrieb angeboten wird. Optisch hat er nicht mehr viel gemein mit dem putzigen Zweiplätzer von früher. «Es steckt aber viel von der ursprünglichen Smart-DNA im neuen #1», meint Exterieur-Designer Mattia Lusci. «Die kurzen Überhänge, die Räder ganz weit aussen, langer Radstand, das alles steckt auch im neuen Modell. Einfach in einer anderen Dimension.» Vor allem seine Höhe von über 1,63 Metern lassen den kleinen SUV von aussen deutlich grösser erscheinen, als er mit seinen 4,27 Meter Länge tatsächlich ist. Hier und da ist die Handschrift von Mercedes zu erkennen, vor allem in der Rückansicht erinnert der neue Smart an die EQ-Modelle aus Stuttgart. Insgesamt wirkt der neue Smart aber eigenständig und zeitgemäss.

Wer bei der Aussenansicht verblüfft ist, der wird im Innenraum richtig ins Stauen kommen. Ein topmodernes Cockpit mit kleinem Infobildschirm hinter dem Lenkrad, grossem Head-up-Display dahinter und einem frei stehenden Touchscreen auf der Mittelkonsole, dazu hochwertig wirkende Materialien, wo man hinschaut und wo die Hände hingelangen – da gerät das zugegebenermassen angestaubte China-Image gehörig durcheinander. Alles wirkt solide verarbeitet. Die Platzverhältnisse sind erstaunlich gut, der #1 spielt die Vorteile seiner reinen Elektroplattform voll aus.

Auch der Blick in die Ausstattungsliste überrascht: 360-Grad-Surround-Kamera, intelligente Sprachbedienung, LED-Matrix-Scheinwerfer, elektrische Heckklappe, ein Beats-Soundsystem und einen automatischen Parkassistenten würde man bei einem kleinen SUV aus China nicht zwingend erwarten. Hinzu kommen verspielte Features wie der Comicfuchs, der einen durch das System führt – leider hat Smart es verpasst, dem lustigen Tier einen Namen zu geben. «Wir sind sehr stolz auf das, was wir mit dem #1 erreicht haben», sagt Yifeng Tan, Head of Connected Cars and Products von Smart Europe. «Schon das Einstiegsmodell bietet ein sehr umfangreiches Ausstattungspaket, wie man es sonst nur aus der Oberklasse kennt.»

Schnell und sehr schnell

Wer jetzt noch nicht hellhörig geworden ist, sollte sich die technischen Daten zu Gemüte führen. Das Topmodell, der Smart #1 Brabus, wird von zwei E-Motoren und somit über alle vier Räder angetrieben und spurtet mit einer Leistung von 315 kW / 428 PS in 3,9 Sekunden auf Tempo 100. Das sind Supersportwagen-Zahlen – in einem Smart! Bereits das heckgetriebene Basismodell ist mit einer Leistung von 200 kW / 272 PS und einem Sprintwert von 6,7 Sekunden gut motorisiert. Hinzu kommt eine Batterie mit einer Bruttokapazität von 66 kWh – damit schafft die Basisvariante eine WLTP-Reichweite von 440 und der Brabus von 400 Kilometern. Geladen wird mit bis zu 150 kW (DC) an der Schnellladesäule respektive mit bis zu 22 kW (AC) an der heimischen Wallbox. Auch da gibt sich der kleine China-Deutsche keine Blösse.

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Gute Platzverhältnisse im Innenraum: Der #1 spielt die Vorteile seiner Elektroplattform voll aus.
Das Brabus-Topmodell bietet nicht nur Supercar-Fahrleistungen, sondern auch einen sportlicheren Auftritt.
Die Farbe «Atom Grey Matt» gibts nur für den Brabus, ein farblich abgehobenes Dach bei allem Modellen. 

Bei den Testwagen für die erste Probefahrt handelte es sich um Vorserienmodelle, die noch nicht in allen Details perfekt waren – das Infotainment-System samt Sprachführung war nur auf Englisch, die Verkehrszeichenerkennung spielte etwas verrückt. Dennoch: Das Fahrgefühl, das der neue Smart vermittelt, ist grundsolide. Straffe Lenkung, ordentliches Abrollverhalten, gute Schallisolierung – auch hier verfliegen die Vorurteile gegenüber chinesischen Autos rasch. Die Brabus-Variante zeigt im Handling leichte Schwächen auf feuchtem Untergrund, besonders in Kurven war die Fahrwerksabstimmung mit der immensen Power schnell überfordert. Kein Grund zur Sorge, der Hersteller kann bis zum Verkaufsstart im April noch locker nachbessern.

Womit wir beim Preis sind – und auch da gibt der #1 zu denken. Ja, 37’490 Franken ist ein hoher Betrag, wenn man ihn mit dem Namen Smart in Verbindung bringt. Gemessen daran, was der Kunde dafür bekommt, ist der Preis aber ein echtes Schnäppchen. Und dass die komplett ausgestattete Brabus-Variante lediglich 44’900 Franken kostet, wird die Konkurrenz ins Grübeln bringen. Die Kunden hingegen bekommen das Beste aus zwei Welten: Design, Know-how und die gesamte Betreuung nach dem Kauf von Mercedes – die frischen Ideen, die millionenfach bewährte Technik und die Preisvorteile aus China.

Die Infotainment-Software braucht eine kurze Umgewöhnung, ist aber einfach bedienbar.