Logistikproblem der SeepolizeiDarum müssen Böötler auf den Kran in Oberrieden verzichten
Weil die Seepolizei ihre Fahrzeuge neu neben dem Hafenkran parkiert, können Böötler ihre Boote nicht auswassern. Das sorgt für Ärger.
Mit dem Einzug des Herbsts kehrt Ruhe auf den Zürichsee. Der Schiffsverkehr wird gedrosselt, die Boote kehren für den Winterschlaf aufs Land zurück. Bevor es jedoch ruhig wird, herrscht in diesen Tagen nochmals emsiges Treiben. Die Bootsbesitzenden müssen ihre Boote auswassern. Viele von ihnen nutzen dafür einen der Hafenkräne. Zum Beispiel jenen bei der Seepolizei in Oberrieden. Dort laufen die Böötler mit ihren Anfragen jedoch derzeit ins Leere.
Das musste auch Ernst Läubli aus Horgen erfahren, als er vor wenigen Tagen sein Boot in Oberrieden auswassern wollte. Erfreut ist er darüber nicht. «Die ganze Anlage der Seepolizei wurde mit öffentlichen Geldern finanziert unter Zustimmung, dass private Bootsbesitzer nach Vereinbarung ihre Boote ein- oder auswassern können», sagt er. Die Infrastruktur könne nicht besser sein und sei früher von vielen Bootsbesitzern genutzt worden.
Unterstand abgerissen
Schon seit dem Frühjahr 2020 steht der Kran in Oberrieden privaten Bootsbesitzerinnen nicht zur Verfügung. Lange war daran die Pandemie schuld. Heute klingt es auf Nachfrage bei der Kantonspolizei anders: «Aus logistischen Gründen ist der Kran derzeit geschlossen und für private Bootsbesitzer nicht nutzbar.»
Grund für den eingeschränkten Betrieb des Krans ist der Abriss eines Unterstands. Die Seepolizei hatte ihre Fahrzeuge bisher vor Wind und Wetter geschützt unter dem Dach einer ehemaligen Tankstelle bergseits der Seestrasse vis-à-vis vom Bootskran stationiert. Der Unterstand musste jedoch entfernt werden. Damit die Seepolizei in einem Notfall auch zeitnah ausrücken kann, sollten deren Fahrzeuge einsatzbereit und dennoch geschützt abgestellt sein. Deshalb habe sie die Polizei unter einem Dach seeseits der Seestrasse direkt neben dem Kran untergebracht.
Um den Kran zu benutzen, müsste ein Teil der Fahrzeuge jeweils umparkiert werden. Das hat zur Folge, dass der Kran nicht mehr von privaten Bootsbesitzern genutzt werden kann. Für Notwasserungen stehe der Kran jedoch weiter zur Verfügung, teilt die Kantonspolizei mit.
«Es laufen derzeit Abklärungen, wann die baulichen Voraussetzungen für eine Wiederinbetriebnahme gegeben sind», heisst es denn bei der Polizei. Der Kran bleibt daher bis auf weiteres für private Bootsbesitzer unzugänglich.
Nicht der einzige Kran
Es ist nicht das erste Mal, dass der Kran in Oberrieden nicht mehr für Böötlerinnen und Böötler zur Verfügung steht. 2017 wollte die Seepolizei keine Boote von Privaten oder kommerziellen Anbietern mehr auswassern. Die Krannutzung würde den Betrieb der Seepolizei zu stark beeinträchtigen, hiess es damals. Eine Woche später krebste sie nach Widerstand von Gewerbe und Bootsbesitzern zurück, eingeführt wurden später reservierbare Zeitfenster, um Stau und Überlastung zu vermeiden.
Ganz auf die Hilfe eines Krans müssen Böötler aber nicht verzichten. Am linken Zürichseeufer steht beispielsweise in Bäch, Wollishofen oder seit März 2020 auch in Wädenswil ein Kran. Letzterer ist etwas teurer als das Angebot der Seepolizei. Ernst Läubli ist mit seinem Boot deshalb über den See zum Hafenkran der Bootskran-Genossenschaft Stäfa gefahren. Begeistert ist er davon nicht: «Ich musste mit Schiff und Strassentransport einen Umweg fahren, die Umwelt dankt es.»
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