Wir tippen die EMDann geht Benzema eben als Europameister ins Gefängnis
11 Länder, 24 Teams, 51 Spiele – mit einem Jahr Verspätung beginnt die Fussball-EM. Wir sezieren das Teilnehmerfeld für Sie. Und orakeln, wie weit die Schweiz kommt.
Europameister
Frankreich
Im Oktober steht er vor Gericht, weil ihm Beihilfe zur Erpressung eines anderen Nationalspielers vorgeworfen wird. Im schlimmsten Fall drohen fünf Jahre Haft. Vorher aber ist Benzema von Nationaltrainer Didier Deschamps begnadigt worden. Und bildet zusammen mit Mbappé und Griezmann das furchterregendste Sturmtrio dieser EM. Der Weg über den Titel geht über die Weltmeister aus Frankreich.
Weltrangliste: 2.
Marktwert: 1030 Millionen Euro (gemäss Transfermarkt.de)
Schlüsselspieler: Lloris, Varane, Kanté, Mbappé, Benzema
Trainer: Didier Deschamps (seit 2012)
EM-Historie: 9. Teilnahme, Europameister 1984, 2000
Finalist
Italien
Natürlich haben die Italiener nicht den zweitbesten Kader. Aber sie haben eine Mannschaft, die leidenschaftlich und voller Selbstvertrauen ist, eine Einheit, beseelt von der Aufgabe, die Schmach von 2018 auszuradieren: Italien verpasste die WM, Roberto Mancini übernahm als Trainer. Seither hat die Squadra Azzurra nur 2 von 30 Partien verloren, sie ist seit 25 Partien ungeschlagen.
Weltrangliste: 7.
Marktwert: 764 Millionen
Schlüsselspieler: Bonucci, Barella, Verratti, Chiesa
Trainer: Roberto Mancini (seit 2018)
EM-Historie: 10. Teilnahme, Europameister 1968
Halbfinalist
England
«Football Is Coming Home» war 1996 die wunderbare Hymne, als die Engländer letztmals eine EM daheim bestreiten konnten. Damals schieden sie unter Tränen im Halbfinal aus. Diesmal haben sie fast eine Heim-EM, weil sie bis zu einem möglichen Final nur einmal, im Viertelfinal, nicht im Wembley auflaufen könnten. Klasse ist gerade dank Kane, Foden und Rashford genug da, um weit zu kommen.
Weltrangliste: 4.
Marktwert: 1320 Millionen
Schlüsselspieler: Maguire, Foden, Rashford, Kane
Trainer: Gareth Southgate (seit 2016)
EM-Historie: 10. Teilnahme, dritter Platz 1968
Belgien
Seit Jahren werden die Belgier vor jedem Turnier als Favoriten gehandelt – mehr als Rang 3 an der WM 2018 schaute nicht heraus. Trotz einer grossartigen Generation um De Bruyne, Eden Hazard und Lukaku. Sie sind mittlerweile alle um die 30, viel Zeit zum Exploit bleibt den Roten Teufel nicht. Doch es gibt Fragezeichen: Hazard ist nicht in Form, De Bruyne seit dem Final der Champions League angeschlagen. Und in der Abwehr fehlt es an Breite.
Weltrangliste: 1.
Marktwert: 669 Millionen
Schlüsselspieler: Tielemans, De Bruyne, Lukaku, Hazard
Trainer: Roberto Martinez (seit 2016)
EM-Historie: 6. Teilnahme, zweiter Platz 1980
Viertelfinalist
Deutschland
Bei den Deutschen endet in diesem Sommer eine Ära: Joachim Löw, der Weltmeister-Trainer von 2014, tritt nach 15 Jahren zurück. Nach dem Aus in der Gruppenphase bei der WM 2018 und einem 0:6 gegen Spanien in der Nations League stand Löw in der Kritik. Der letzte grosse Auftritt des 61-Jährigen wird also auch über sein Vermächtnis bestimmen. Rücksicht muss Löw nicht mehr nehmen und kann stattdessen alles dem Erfolg unterordnen. Europameister war er übrigens noch nie.
Weltrangliste: 12.
Marktwert: 973 Millionen
Schlüsselspieler: Neuer, Kimmich, Kroos, Müller
Trainer: Joachim Löw (seit 2006)
EM-Historie: 13. Teilnahme, Europameister 1972, 1980, 1996
Spanien
Als Luis Enrique sein Kader bekannt gab, war die Aufregung gross: kein Rekordspieler Ramos? Gar kein Spieler von Real Madrid? Alles Kinkerlitzchen im Vergleich zu dem, was dann kam: Busquets und Llorente haben Corona. Das Team trainiert in Kleinstgruppen, den letzten Test bestritten Nachwuchsspieler. Eine gute Vorbereitung sieht anders aus.
Weltrangliste: 6.
Marktwert: 915 Millionen
Schlüsselspieler: Pau Torres, Busquets, Feran Torres, Morata
Trainer: Luis Enrique (seit 2019)
EM-Historie: 11 Teilnahme, Europameister 1964, 2008, 2012
Portugal
2016 war der Titelgewinn trotz Ronaldo eine Überraschung. Heute ist der Star 36 und kommt aus einer unbefriedigenden Saison mit Juventus. Trotzdem scheint Portugal besser aufgestellt als damals. Die Aussenverteidiger Guerreiro und Cancelo sind Weltklasse, Fernandes und Bernardo Silva Schlüsselspieler für die Teams aus Manchester, Jota glänzte in Liverpool. Bei dieser Offensivkraft kann CR7 sogar mal einen schwachen Tag einziehen.
Weltrangliste: 5.
Marktwert: 873 Millionen
Schlüsselspieler: Dias, Fernandes, Silva, Ronaldo
Trainer: Fernando Santos (seit 2014)
EM-Historie: 8. Teilnahme, Europameister 2016
Türkei
In der EM Qualifikation blieben die Türken gegen den grossen Favoriten Frankreich ungeschlagen (2:0 und 1:1), in der WM-Qualifikation besiegten sie Holland. Und mit Yazici und Yilmaz reisen die Schlüsselspieler in der Offensive in grosser Form an, mit Lille wurden sie französischer Meister. Die Türkei könnte an der EM zum Überraschungsteam avancieren – zum Leidwesen des Gruppengegners Schweiz.
Weltrangliste: 29.
Marktwert: 325 Millionen Euro
Schlüsselspieler: Kabak, Calhanoglu, Yazici, Yilmaz
Trainer: Senol Günes (seit 2019)
EM-Historie: 5. Teilnahme, Halbfinal 2008
Achtelfinalist
Niederlande
Die stolzen Niederlande sind zurück von der schlimmsten Krise, haben mit der EM 2016 und WM 2018 zuletzt zwei Turniere in Folge verpasst. Der Europameister von 1988 ist kein Topfavorit auf den Titel, aber die grossen Akademien im Land haben den Holländern wieder Talente ins Nationalteam gespült: Sie heissen De Ligt, De Jong oder Van de Beek. Letzterer muss jetzt verletzt passen, wie seit geraumer Zeit Top-Verteidiger Van Dijk. Die Gruppe wird Holland überstehen. Für den Exploit fehlt es aber an Breite und einem guten Trainer.
Weltrangliste: 16.
Marktwert: 637 Millionen
Schlüsselspieler: De Ligt, De Jong, Wijnaldum, Depay
Trainer: Frank de Boer (seit 2020)
EM-Historie: 10. Teilnahme, Europameister 1988
Kroatien
Kroatien ist seit der Finalteilnahme an der WM 2018 auf der Suche. Alte Helden sind abgetreten und Spielmacher Modric auch schon 35-jährig. Das Team hat im zentralen Mittelfeld enorm viel Talent, dafür ist im Sturm der ideale Nachfolger für Mandzukic noch nicht gefunden.
Weltrangliste: 14.
Marktwert: 376 Millionen
Schlüsselspieler: Modric, Brozovic, Kovacic, Perisic
Trainer: Zlatko Dalic (seit 2017)
EM-Historie: 6. Teilnahme, Viertelfinal 1996 und 2008
Schweiz
Vladimir Petkovic mag bislang nicht detailliert über Ziele reden. Klar ist nur: Alles andere als das Erreichen des Achtelfinals ist für ihn eine «Enttäuschung». Die Qualität hat die Mannschaft zweifellos, die Gruppenphase zu überstehen. Dafür muss sie allerdings ihren besten Fussball spielen und sich, anders als in Russland, auf das Wesentliche konzentrieren.
Weltrangliste: 13.
Marktwert: 284 Millionen Euro
Schlüsselspieler: Sommer, Xhaka, Shaqiri, Seferovic
Trainer: Vladimir Petkovic (seit 2014)
EM-Historie: 5. Teilnahme, EM-Achtelfinal 2016
Dänemark
Sie spielen bei Chelsea, Leicester, Tottenham, Atalanta, Inter, Milan, Barcelona, Dortmund und Leipzig. Sie sind Champions-League-Sieger und Meister, und der eine oder andere von ihnen ist dabei auch noch Stammspieler. Es liest sich also nicht schlecht, dieses dänische Kader. Und zu Hause spielen sie ja auch noch, zumindest in der Gruppenphase. Das Verpassen der Achtelfinals wäre eine Enttäuschung.
Weltrangliste: 10.
Marktwert: 311 Millionen
Schlüsselspieler: Christensen, Kjaer, Höjbjerg, Eriksen
Trainer: Kasper Hjulmand (seit 2020)
EM-Historie: 9. Teilnahme, Europameister 1992
Polen
Das polnische Team hat in gewisser Hinsicht das, was der Schweiz noch abgeht: Es hat an einem grossen Turnier in jüngster Zeit eine K.-o.-Runde überstanden (den Achtelfinal 2016 gegen eben jene Schweiz), und es verfügt über einen Goalgetter, offiziell den besten der Welt. Doch neben Captain und Identifikationsfigur Lewandowski ist wenig Qualität im Team vom früheren Basel-Trainer Paulo Sousa.
Weltrangliste: 21.
Marktwert: 277 Millionen
Schlüsselspieler: Glik, Krychowiak, Zielinski, Lewandowski
Trainer: Paulo Sousa (seit 2021)
EM-Historie: 5. Teilnahme, Viertelfinal 1996
Russland
Seit der Halbfinal-Qualifikation im Jahr 2008 schafften es die Russen nur noch einmal über die Gruppenphase hinaus, vor drei Jahren bei der WM im eigenen Land. So viel hat sich seither nicht geändert, der Grossteil des Kaders ist unverändert, und der Mann mit dem längsten Namen des Turniers ist auch wieder da: Stanislaw Salamowitsch Tschertschessow, der Trainer mit dem Schnurrbart.
Weltrangliste: 38.
Marktwert: 202 Millionen
Schlüsselspieler: Fernandes, Golovin, Dzyuba
Trainer: Stanislaw Tschertschessow (seit 2016)
EM-Historie: 11. Teilnahme, Europameister 1960
Schweden
Ginge es nach ihm, wäre es das wohl denkwürdigste Comeback aller Comebacks geworden. Der nach wie vor unvergleichbar unbescheidene Ibrahimovic wollte es noch einmal wissen. Der Körper aber streikt, der bald 40-Jährige verpasst die EM verletzt. Mit Kulusevski wird ein weiterer wichtiger Offensiver zumindest für die ersten Spiele ausfallen: Der Juve-Spieler wurde positiv auf Corona getestet.
Weltrangliste: 18.
Marktwert: 215 Millionen
Schlüsselspieler: Lindelöf, Forsberg, Kulusevski, Isak
Trainer: Janne Andersson (seit 2016)
EM-Historie: 7. Teilnahme, Halbfinal 1992
Ukraine
Der grösste Name steht an der Seitenlinie: Andrij Schewtschenko führte die Ukraine an diese EM, klassierte sich in Gruppe B sogar noch vor Portugal. Den grossen Aufreger gab es aber bereits vor dem Turnier, als die Ukrainer ihr Trikot präsentierten, auf dem der Umriss des Landes aufgedruckt ist – inklusive der Halbinsel Krim. Das sorgte in Russland nicht gerade für Erheiterung.
Weltrangliste: 24.
Marktwert: 197 Millionen
Schlüsselspieler: Zinchenko, Malinovskyi, Yaremchuk
Trainer: Andrij Schewtschenko (seit 2016)
EM-Historie: 3. Teilnahme
Aus nach Vorrunde
Österreich
Die Österreicher reisen mit gedämpften Erwartungen an die EM. Dabei hat Franco Foda mit seinem Best-of-Bundesliga doch eigentlich ein Kader, mit dem der erste Achtelfinal möglich sein sollte. Nur fünf Spieler sind nicht in Deutschland engagiert. Einer von ihnen heisst Louis Schaub und spielt beim FC Luzern.
Weltrangliste: 23.
Marktwert: 321 Millionen
Schlüsselspieler: Dragovic, Alaba, Sabitzer, Baumgartner
Trainer: Franco Foda (seit 2017)
EM-Historie: 3. Teilnahme
Tschechien
Die Tschechen haben lange von einer grossen Spielergeneration gezehrt. An der letzten EM 2016 war Rosicky dabei, 2012 Baros. Und 2021 wirkt es wie eine Durchhalteparole, wenn man hört, dass der Star die Mannschaft sei. Immerhin: In der Qualifikation haben die Tschechen als Einzige die Engländer geschlagen.
Weltrangliste: 40.
Marktwert: 190 Millionen
Schlüsselspieler: Vaclik, Soucek, Darida, Schick
Trainer: Jaroslav Silhavy (seit 2018)
EM-Historie: 7. Teilnahme, Finalist 1996
Wales
Was war Wales bis zur EM 2016? Seit 1958 an keinem Turnier dabei. Dann fuhren sie nach Frankreich und eroberten das Land im Sturm, bis sie erst im Halbfinal ausschieden. Und jetzt? Coach Ryan Giggs ist nach einer Anklage wegen häuslicher Gewalt nicht mehr im Amt, wenigstens ist Bale weiterhin der grosse Star unter Spielern, die alle in England engagiert sind. Das reicht aber nicht, um die Geschichte von 2016 zu wiederholen.
Weltrangliste: 17.
Marktwert: 177 Millionen Euro
Schlüsselspieler: Ampadu, Ramsey, James, Bale
Trainer: Robert Page (seit 2020)
EM-Historie: 2. Teilnahme, EM-Halbfinal 2016
Nordmazedonien
Natürlich, Alioski. Im freiburgischen Flamatt ist der Aussenläufer von Leeds United gross geworden, mit Nordmazedonien erlebt er nun die Turnierpremiere. Auf links verteidigt er im Nationalteam, ist Teil der Achse mit Flügel Elmas von Napoli und dem unverwüstlichen Angreifer Pandev (37-jährig und bei seinem achten Club Genua).
Weltrangliste: 62.
Marktwert: 62 Millionen
Schlüsselspieler: Alioski, Elmas, Pandev
Trainer: Igor Angelovski (seit 2015)
EM-Historie: 1. Teilnahme
Slowakei
Die letzten Jahre liess sich Starspieler Hamsik in China vergolden. Für die Vorbereitung auf die EM machte er im März den Schritt zurück nach Europa. Der Lohn spielte keine Rolle, bei Göteborg verdiente er lediglich 10’000 Euro im Monat. Die Slowaken brauchen ihren Captain, sie brauchen auch Abwehrchef Skriniar, der beim italienischen Meister Inter eine starke Saison spielte. Der grosse Rest des Kaders ist dürftig besetzt.
Weltrangliste: 36.
Marktwert: 131 Millionen
Schlüsselspieler: Skriniar, Hamsik, Duda
Trainer: Stefan Tarkovic (seit 2020)
EM-Historie: 2. Teilnahme, Achtelfinal 2016
Schottland
Robertson ist der grosse Star des Teams, bei Liverpool ein Linksverteidiger der Extraklasse, McTominay hat sich bei Manchester United durchgesetzt. Aber Schottland wird an dieser EM nicht mehr als der arme kleine Bruder von England sein.
Weltrangliste: 44.
Marktwert: 270 Millionen
Schlüsselspieler: Robertson, Tierney, McTominay, McGinn
Trainer: Steve Clarke (seit 2019)
EM-Historie: 3. Teilnahme
Ungarn
Mit seinem Playoff-Tor gegen Island schoss Szoboszlai die Ungarn zur EM. Es hätte sein Turnier werden sollen, schliesslich ist der 20-Jährige das grosse Versprechen des Landes. Doch eine Verletzung verhindert seine erste EM-Teilnahme. Und Szoboszlai wird dabei zusehen müssen, wie sein Team in einer Gruppe mit Frankreich, Portugal und Deutschland chancenlos ist.
Weltrangliste: 37.
Marktwert: 75 Millionen
Schlüsselspieler: Gulasci, Orban, Attila Szalai, Sallai
Trainer: Marco Rossi (seit 2018)
EM-Historie: 4. Teilnahme, dritter Platz 1964
Finnland
Viel spricht nicht für die Finnen: Die erste EM-Endrunde überhaupt, ein Kaderwert von nur 45 Millionen und eine Mannschaft, die von der Ein-Mann-Show Pukki abhängig ist. Aber so ähnlich klang das vor fünf Jahren auch, als die Isländer zum ersten Mal bei einer EM teilnahmen. Am Ende waren sie die grosse Überraschung, «Hu!». Ob Finnland ein ähnliches Wunder gelingt? Wohl kaum.
Weltrangliste: 54.
Marktwert: 45 Millionen
Schlüsselspieler: Hradecky, Kamara, Pukki
Trainer: Markku Kanerva (seit 2016)
EM-Historie: 1. Teilnahme
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.