Xhaka und Shaqiri provozieren mit Adler
Unnötige Geste nach den Treffern: Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri zeigen mit den Händen den albanischen Doppeladler.
Albanien, Kosovo? Alles kein Thema. Hier in Kaliningrad spielt die Schweiz gegen Serbien. Fussball ist keine Politik. Das ist die Botschaft, die die Schweizer Nationalmannschaft vor der Partie platzieren will. Also sagt Trainer Vladimir Petkovic gar nichts zum Thema, spricht stattdessen über die Leistung gegen Brasilien oder über das Wetter.
Und dann dieser Moment nach 51 Minuten, der all die Rhetorik, all die zur Schau getragene Coolness ad absurdum führt. 0:1 liegen die Schweizer zu diesem Zeitpunkt hinten. Sie haben den Start verschlafen, sie drohen sich auf dem schnellstmöglichen Weg aus dieser Weltmeisterschaft zu verabschieden.
Das Szenario nagt an den Spielern. Und es nagt sichtlich an keinem mehr als an Granit Xhaka. An dem Mann, der im zentralen Mittelfeld Chef der Mannschaft sein soll. Dem Mann, der immer hohe Ziele vor Augen hat und der nach dem Brasilien-Spiel mit viel Nachdruck in der Stimme erklärt hatte, es zähle jeweils nur das Resultat: «Das steht an der Wand. Das ist die Realität.»
Gegen die Realität dieses 0:1, das auf der Videowand des Stadions von Kaliningrad steht, lehnt sich jetzt Xhaka mit der ganzen Kraft seines linken Beins auf. Ein Ball rollt ihm aus dem serbischen Strafraum entgegen, er wuchtet ihn in Richtung Tor, er trifft. 1:1 – die Schweiz ist zurück im Turnier. Xhaka zieht das Schweizerkreuz auf seinem Trikot nach vorne. Und dann macht er ihn, den albanischen Doppeladler. Das Wappentier jenes Landes, das doch angeblich gar nicht mitspielt an diesem Abend.
Keine Mitteilung an den Gegner
Nach der Partie will Xhaka nichts von einer Provokation wissen. «Der Doppeladler war keine Mitteilung an den Gegner, der war mir scheissegal. Es war ein Gruss an die Leute in der Heimat meiner Eltern. Das waren Emotionen pur, es war keine bewusste Reaktion.»
Möglich, dass Xhaka die überfliessenden Hormone zugutegehalten werden müssen. Clever war die Aktion sicher nicht. Die Schweizer werden wissen, welche Diskussionen sie jetzt wieder angestossen haben.
Dabei gäbe es von diesem Abend auch ganz anderes zu berichten als von Adlern und der Frage, wer, wann, in welchem Trikot wie jubeln darf. Zum Beispiel von einem Granit Xhaka, der so viel besser ist als im Startspiel. Der bereit ist, das Spiel in seine Füsse zu nehmen. Der den Ball will und 31 Pässe mehr spielt als gegen Brasilien.
Dabei versuchen die Serben mit aller Macht, ihn abzuschirmen. Mindestens drei, vier, manchmal sogar fünf von ihnen stehen in seiner unmittelbaren Nähe. Als sie es nach 25 Minuten einmal nicht tun, wird Serbiens Trainer Mladen Krstajic fuchsteufelswild. Jeden einzelnen Serben, der Xhaka hat gewähren lassen, brüllt er danach einzeln an. Er rudert, er bedeutet seinen Spielern: «Gebt dem keinen Zentimeter Raum.» Als kurz darauf Xhaka wieder am Ball ist, rauscht Luka Milivojevic von hinten heran und grätscht ihn um. Auftrag verstanden, soll das wohl heissen.
Aber die Serben haben nicht die Kraft, Xhaka 90 Minuten lang einzuengen. Und sie sind schon gar nicht da, als er dem Spiel in der 51. Minute die entscheidende Wende gibt. Und dann kommt der Adler.
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