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Instagram-Abos im Test
Dann gähnt er in die Kamera – und dafür bezahle ich 5 Franken?

Bunny Michael (links) ist als «Spiritual Coach» schon einige Monate im Abo-Business, Radprofi Lachlan Morton muss noch aufholen.
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Im Januar hatte die Foto- und Videoplattform einen Test angekündigt: Zehn Influencerinnen probieren für Instagram eine neue Funktion aus. Für einen bis fünf Franken im Monat können sie ihren Followern Abonnemente verkaufen.

Dafür erhalten diese exklusiven Zugang zu Livestreams und Storys – ähnlich, wie man jetzt auch schon Storys nur mit sogenannten «Engen Freunden» teilen kann. Ebenso kann man exklusive Beiträge und Reels sehen und an Chats teilnehmen. Ausserdem bekommt man ein weisses Krönchen auf lila Hintergrund als Auszeichnung.

Jetzt scheint die Testphase beendet, Instagram geht in die Offensive: In den Benachrichtigungen, also dort, wo man auch von Likes und neuen Followern erfährt, werden Abonnement-Angebote von Konten angezeigt, denen man bereits folgt. Eine andere Möglichkeit, Abonnements zu entdecken, gibt es aktuell nicht; man muss schon über einen Account stolpern, der Abos anbietet.

Biketouren und Motivationssprüche

Wir haben zwei dieser Abos ausprobiert: zum einen für den australischen Radprofi Lachlan Morton – sein Abo kostet fünf Franken im Monat, was aktuell der Höchstbetrag zu sein scheint. Morton ist ein interessanter Typ, der extreme Rennen fährt und neben der Strasse auch im Gravel- und Mountainbike-Bereich aktiv ist, warum also nicht? Die Zahlungsabwicklung läuft (mit dem iPhone) über den App Store und ist entsprechend unkompliziert. 

Ist das Abonnement abgeschlossen, bekommt man erst einmal die exklusiven Storys der letzten Wochen angezeigt. Morton scheint noch recht neu im Kreise der Anbieter, und so erfährt man lediglich, was er heute plant (eine ausgedehnte Mountainbike-Tour, der Glückliche) und etwas über seine Laktatwerte. Dazwischen gähnt er herzhaft (bedenken Sie: nur für seine Abonnentinnen!) in die Handykamera. Für fünf Franken im Monat kommt da hoffentlich noch etwas mehr.

Bunny Michael ist, das verrät ihr Insta-Profil, Autorin, Künstlerin und «Spiritual Coach». Sie gehört zu den ursprünglichen zehn Testpersonen und ist entsprechend schon einige Monate im Abo-Business. Hier dürfte es also etwas mehr zu sehen geben, oder? Nach der Zahlung von einem Franken (nächste Abbuchung am 23. Dezember) bekomme ich auch hier die exklusiven Storys der letzten Wochen zu sehen.

Hauptsächlich sind das Motivationssprüche wie aus dem Poesiealbum: «U are divine, radiant, compassionate and giving», «Du bist göttlich, strahlend, mitfühlend und gebend» – man fühlt sich geschmeichelt, fragt sich aber: Wofür habe ich genau noch einmal gezahlt?

Instagrams Vorgaben an die Anbieter bleiben vage

Das wenig fundierte Fazit ist natürlich etwas harsch, aber für ein Abonnement würde man mehr erwarten: ein Livestream, bei dem man dem Profi Fragen im kleinen Kreis stellen kann, spirituelle Übungen mit der Künstlerin im intimen Rahmen. Aber das kann ja alles noch kommen.

Was genau Instagram von den Abonnement-Anbietern verlangt, bleibt vage: Die Richtlinien müssen eingehalten werden, aber Vorgaben bezüglich Inhalten und Frequenz scheint es nicht zu geben. Auch über die Anzahl bereits verkaufter Abonnements oder darüber, wie viele Konten von dem Angebot Gebrauch machen, gibt es anscheinend keine Informationen. Ebenso bleibt im Dunkeln, ob Instagram an den verkauften Abos mitverdient.

Lediglich die Rahmenbedingungen für jene, die ein Abo anbieten wollen, sind klar: Derzeit muss man einen Wohnsitz in den USA haben, mindestens 18 Jahre alt sein und mehr als zehntausend Followerinnen haben. In Kanada, Grossbritannien und Australien sind Abos auf Einladung verfügbar. Der Mutterkonzern Meta hatte bereits seit 2020 mit kostenpflichtigen Abonnements bei Facebook experimentiert – auch hier ist nicht bekannt mit welchem Erfolg.