Sweet Home: 10 EinrichtungsfehlerDamit klappt es nie wirklich
Ist Ihr Zuhause ein bisschen zu kindlich, zu dekoriert oder zu leer? Diese Tipps zeigen, was Sie besser vermeiden sollten.
Dieser Artikel wurde erstmals am 09.07.2023 publiziert und am 15.10.2023 aktualisiert.
Schön wohnen wollen alle, denn das Zuhause ist eigentlich für jeden der wichtigste Ort auf der Welt. Natürlich möchten alle so einrichten, dass man sich wohlfühlt. Aber nicht immer klappt das. Damit die Wohnung auch wirklich schön, wohnlich und persönlich wird, hilft es, zu wissen, von welchen Trends oder Einrichtungsideen man sich besser nicht verführen lassen sollte. Foto: Zara Home
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1 — Der Teenie-Look
Alt werden ist nicht einfach und so flüchten sich viele in die unerwachsene Zwischenwelt – auch einrichtungstechnisch. Vor lauter Angst, in die konservative oder gar biedere Schublade gesteckt zu werden, gibt man sich betont cool, lustig und unbekümmert. Das ist nicht per se schlecht, aber wenn es sich in der Einrichtung zu stark widerspiegelt, leider nicht besonders attraktiv. Farbige Plastikkisten ins günstige Ikearegal zu schieben, herzige Poster zu rahmen oder sich für grellbunte Möbelchen zu begeistern, ist ein bisschen so, wie das T-Shirt der Tochter anzuziehen oder in zerrissenen Jeans herumzulaufen, obschon man den dreissigsten Geburtstag bereits gefeiert hat. Überlassen Sie solche Einrichtungsideen besser Ihren Teenagern und nehmen Sie sich Zeit, erwachsener einzurichten. Sie werden sehen, dass schöner zu wohnen und einen Einrichtungsstil anzustreben, der mehr zur eigenen Gegenwart passt, sehr viel Freude macht – und sogar für kindliche Begeisterung sorgen kann.
2 — Blaue Sofas
Wenn es ein Möbelstück gibt, das nie wirklich chic wirkt, ist es das blaue Sofa. Es wirkt leider in den meisten Fällen einfach bieder, und zwar genau aus dem Grund, weil es ein bisschen zu gewollt cool sein möchte und doch nicht gewagt genug ist. Das blaue Polstermöbel steht dann in einer Umgebung, in der ebenso gut ein beiges Sofa stehen könnte, was schlussendlich ehrlicher und deshalb schöner wirken würde. Wenn Sie wirklich etwas wagen möchten, dann besser richtig. Wählen Sie ein formstarkes Stück in einem richtig leuchtenden Ultramarinblau oder einer anderen starken Farbe und geben ihm die entsprechende Umgebung. Solch dominante Möbel brauchen andere starke Stücke und Farben, eine gestylte Einrichtung und ein bisschen Drama. Wenn Ihnen das zu viel ist, dann bleiben Sie ehrlich und wählen Sie sanfte, neutrale Töne für das Sofa, das wirkt schlussendlich eleganter.
3 — Trockene Blumen
Trockenblumen sind irgendwann Trend geworden. Seither tauchen überall einige mageren Schilfhalme oder getrocknete Sträusse auf. So ähnlich wie das blaue Sofa, brauchen aber auch Trockenblumen eine passende Umgebung, damit sie chic sind. Sonst wirken sie eher verstaubt, armselig und uncharmant. Wenn Sie sich für Trockenblumen entscheiden, inszenieren Sie sie richtig. Am besten üppig, vor farbigen Wänden, auf antiken Möbeln, mit ein bisschen Drama und Styling oder Romantik im Landhausstil. Stecken Sie sie in eine tolle Vase oder in eine antike Amphore und stellen Sie andere interessante Dinge dazu, wie einen antiken Spiegel, Bilder, Fundstücke. Getrocknete Blumen und Pflanzen erzählen eine Geschichte der Nostalgie, der vergänglichen Schönheit. Unterstützen Sie dies und setzen Sie sie nicht einfach anstelle von frischen Blumen ein.
4 — Leere Regale
Regale hat man, um Dinge darin zu verstauen und auszustellen. Wenn Regale aber zu gewollt und zu minimalistisch gestylt werden, wirken sie nie wohnlich und persönlich, sondern im besten Fall wie eines in einem Möbelhaus. Wenn man keine Bücher hat und bloss einige durchschnittliche Vasen, die man irgendwo mal mit ins Wohnleben genommen hat, dann brauchen diese Dinge keine Regale. Minimalistisch zu wohnen, ist eine Kunst. Echte Minimalisten haben nicht einfach bloss wenige Dinge. Sie wählen das Wenige, mit dem sie leben möchten, sorgfältig aus und entscheiden sich dabei meist für besondere, edle und interessante Stücke. Denken Sie beim Einrichten immer auch an den praktischen Nutzen. Nur wer viele Dinge hat, braucht viele Regale, wer wenige Sachen hat, braucht keine grossen Staumöbel und schon gar nicht welche, um dieses wenige dann zufällig und mager darin zu verteilen.
5 — Seltsame Dekorationsideen
Im Englischen wird der Ausdruck «to decorate» gebraucht für das Interiordesign der Räume, also Farben, Stoffe, Tapeten, Accessoires und praktisch die ganze Einrichtung. Im Deutschen aber versteht man darunter vor allem Zierde. Man dekoriert den Tisch, die Schaufenster und leider auch nicht selten auf die gleiche Art die Wohnung. Wer regelmässig Sweet Home liest, weiss, dass ich Dekoration auf diese Art nie empfehle. Sie ist künstlich und aufgesetzt. Viel besser ist es, der Wohnung ein gutes Styling zu geben, damit die schönen Dinge, die man hat, gut zur Geltung kommen. Dekorationen aber, wie die Pflanzendeko von diesem Beispiel, lassen an Schaufenster denken und sind seltsam. Wer ein Sukkulenten-Fan ist, hängt besser eine Serie Fotos mit Kakteen und Sukkulenten auf und platziert seine Pflanzen natürlich in einer Gruppe.
6 — Immer der Farbe nach
Die Dekorationsfreude nimmt leider auch andere kuriose Formen an. Wahrscheinlich sind die Social Media schuld daran, dass sich das Sortieren von Büchern der Farbe nach so stark durchgesetzt hat. Was einmal eine Stylingidee von Stylisten war, um ein Werbebild schön und ruhig aussehen zu lassen, ist nun fast zum Hobby von Einrichtungsbegeisterten geworden. Denn Bücher, die der Farbe nach in Regale gestellt werden, sieht man mittlerweile in ganz vielen Wohnungen. Gar Buchhandlungen gehen dem Trend nach. So war ich ziemlich geschockt, als ich einmal in einem Sommer in einer grossen Buchhandlung Bücher in Blau und Beige sortiert auf den Tischen sah. Sie sollten offenbar Sand und Meer symbolisieren. Kauft man sich Ferienlektüre wirklich in Blau und Beige? Sucht man nach einem Buch, das einen roten Umschlag hat, weil es zum Lippenstift passt?
7 — Alles schön der Wand entlang
Bücher oder Geschirr in Reih und Glied zu verstauen, macht Sinn. Aber Möbel einfach aneinandergereiht an die Wand zu stellen, eher weniger. Das hat man früher gemacht, als Räume für ganz unterschiedliche Zwecke genutzt wurden. Da platzierte man Stühle und Tische an die Wand und wenn Essenszeit war, in die Mitte des Raumes. Bei gewissen klassischen Einrichtungen, zum Beispiel den französischen, sieht man immer noch Zeichen dieser Zeit. Da stehen nämlich jeweils noch viele Stühle an der Wand. Im durchschnittlichen Wohnzimmer aber macht dies nicht viel Sinn. Denn so bleibt einfach ein grosser leerer Raum in der Mitte. Wohnlichkeit entsteht, wenn Sitzmöbel sinnvoll in Gruppen platziert werden und man sich gegenübersitzen kann.
8 — Kompliziertes
In den meisten Wohnungen, in denen ich für Einrichtungsberatungen war, wurde zu kompliziert eingerichtet. Die Bewohner begannen dann mit noch komplizierteren Erklärungen, wieso sie etwas so und nicht anders gelöst haben. Denken Sie einfach nicht zu weit. Es braucht nicht wie hier ein Regal auf dem Regal. Auch Stühle, die irgendwo stehen, bloss weil man zu viele davon hat, bringen nichts. Staumöbel, bei denen man die Tür nicht ganz aufmachen kann, weil etwas anderes davor steht, bringen keine Freude. Zudem sehen komplizierte Einrichtungen nicht nur unattraktiv aus, sie sind auch immer unwohnlich, wenn nicht gar unfreundlich, denn sie vermitteln keine Ruhe und sind unzugänglich.
9 — Trödelchic
Erbstücke und Antikes tun jeder Einrichtung gut. Sie brechen Stile, bringen Leben und erzählen Geschichten. Nicht alle alten Stücke aber haben Charme. Wenn man zu viel auf den Trödelchic setzt, kann schnell mal was daneben gehen, vor allem wenn man einen Totallook anstrebt. So wie eine Wohnung, die komplett mit neuen Möbeln eingerichtet ist, schnell mal leblos anmutet, wirkt eine total antik eingerichtete Wohnung wie aus dem Museum. Aber eine Einrichtung, die vor allem alte Möbel ohne besonderen Stil zeigt, sieht leider nie wirklich gut aus.
10 — Matratze auf dem Boden
Am Schluss kehren wir wieder zurück an den Anfang. Kein Bett zu haben ist nicht erwachsen. Eine Wohnung, in der Matratzen auf dem Boden liegen, wirkt nicht cool, sondern unfertig, provisorisch, wie in der Studenten-WG. Gönnen Sie sich ein Bett, gönnen Sie sich auch einen Schrank statt der Kleiderstange, einen Nachttisch oder sonst eine Ablage neben dem Bett. Nageln Sie keine Plakate an die Wand, sondern leisten Sie sich ein richtiges Bild oder rahmen Sie wenigsten das Konzertposter der Jugend, auf das Sie nicht verzichten möchten. Improvisation kann sehr charmant wirken, aber damit dies klappt, braucht es das bewusste und gekonnte Einsetzen von bestimmten Elementen und wie überall, wenn es um Stil geht, keinen Totallook.
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