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Homeoffice senkt die Leistung
Daheim arbeiten wir länger, aber nicht besser

Kühlschrank und Kaffeemaschine in der Nähe, aber die Kolleginnen und Kollegen weit weg: Homeoffice hat Vorteile – aber auch eben auch Mängel.
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Denkt man jetzt auf dem Sofa nach und fährt um vier Uhr nachmittags den Computer herunter? Lässt sich das Homeoffice als neues Wohlfühlzentrum begreifen, weil uns dort keiner überwacht? Und zudem: Arbeiten wir zu Hause nicht sowieso effizienter, schneller, zielgerichteter?

Man möchte es meinen oder redet es sich wenigstens ein. Kein Arbeitsweg, weniger Sitzungen, keine Ablenkungen, dafür Kaffeemaschine und Kühlschrank in greifbarer Nähe, die Katze neben der Tastatur und weitere Annehmlichkeiten mehr.

Es ist darum verständlich, wenn der Unmut von Menschen zunimmt, die vor Ort arbeiten müssen, zum Beispiel auf dem Bau. Sie sehen zu Recht eine Ungleichbehandlung. Je besser die Leute ausgebildet sind, desto eher können sie zu Hause arbeiten. Das weckt Neid und Missgunst.

Wer zu Hause am Computer sass, arbeitete im Durchschnitt 30 Prozent mehr, erbrachte aber 20 Prozent weniger Leistung.

Erste Erkenntnisse aus der Pandemie kamen zum Schluss, dass die Heimarbeit auf die Produktivität keinen Einfluss hat. Dem widerspricht eine neue asiatische Studie, auf die das englische Wirtschaftsmagazin «The Economist» verweist. Dieser zufolge arbeiten wir im Homeoffice zwar länger, erreichen dabei aber weniger Leistung.

Die Forscher untersuchten zwischen April 2019 und August 2020 die Heimarbeit von 10’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer Techfirma. Und kamen zu deutlichen Schlüssen. Wer zu Hause am Computer sass, arbeitete im Durchschnitt 30 Prozent mehr, erbrachte aber 20 Prozent weniger Leistung.

Diese wurde mithilfe einer Software gemessen, die auf den Heimcomputern eingerichtet war und die Aktivität der Angestellten mass. Das Nachdenken wurde offensichtlich nicht als Teil einer Arbeit eingestuft. Die wichtigsten Gründe für die geringere Leistung haben mit der physischen Distanz zum Arbeitsplatz zu tun. Weil die Angestellten nicht im Büro sein konnten, verbrachten sie überdurchschnittlich viel Zeit mit Videokonferenzen und mit denen ihnen eigenen Kommunikationsproblemen. Absprachen per Mail und Telefon verkomplizierten die Kontakte zusätzlich und führten zu Leerläufen und Umwegen.

Dass wir zu Hause länger arbeiten, steht ausser Frage, denn das wird durch andere Studien gestützt. Eine amerikanische Untersuchung hat bei über 3 Millionen Mitarbeitenden von rund 21’000 Firmen in 16 verschiedenen Städten auf der Welt herausgefunden, dass die Menschen zu Hause seit dem Aufkommen der Covid-Pandemie deutlich länger arbeiten – über eine Dreiviertelstunde pro Tag.

Arbeit verschwimmt in Freizeit

Das hat auch psychologische Gründe. Wer zwischen Arbeit und Freizeit nicht mehr trennen kann, tendiert dazu, die Arbeit in die Freizeit hinein zu verlängern. Und weil das auch nicht reicht, arbeitet man noch am Wochenende. Dass man Arbeit nach Hause nahm, kam schon früher ab und an vor. Aber durch die neue Situation mit dem offiziellen Homeoffice hat sich das Phänomen zusätzlich verstärkt.

Mehrere Arbeitnehmer im Homeoffice beklagen sich zudem, dass ihnen der Klatsch im Büro fehlt. Das kann nur heissen: Sogar wenn sie dort einer Tätigkeit nachgehen, die nicht der Leistung dient, sind sie im Büro produktiver.