Was die PUK-Vorschläge wert sindGierige und grössenwahnsinnige Manager können wir uns nicht mehr leisten
Der PUK-Bericht zum Ende der Credit Suisse enthält zwar ein paar eher skurrile Empfehlungen – aber auch eine scharfe Warnung.
So wird das nichts mit einem Neustart für die Schweizer Bankenaufsicht. Jede und jeder im Lande weiss: Wenn eine weitere Bankenkrise kommt und die UBS in deren Zentrum steht, hat die Schweiz ein zu grosses Problem. Eines, das sich nicht mehr bequem mit der Übernahme durch den Konkurrenten lösen lässt.
Was nun die PUK nach anderthalb Jahren Arbeit und 49 Sitzungen vorschlägt, wird nicht dazu führen, dass der Bankenplatz wirklich sicher ist. Die Bundesräte sollen besser miteinander reden, und man soll auch nicht mehr Ausnahmen machen, wenn eine Bank die Vorschriften nicht erfüllen will: Solche Allgemeinplätze verkauft der PUK-Bericht als Empfehlungen. An der Pressekonferenz wird dann aber dazu gesagt, für die UBS brauche es beim Eigenkapital Ausnahmen.
Am wenigsten sinnvoll, dafür skurril, ist wohl die Forderung, dass die Mehrheit des UBS-Verwaltungsrats künftig 10 Jahre in der Schweiz gelebt haben soll. Die beiden CS-Präsidenten Urs Rohner und Axel Lehmann waren Schweizer, doch sie gehören zu den Hauptschuldigen am Untergang der CS. Rohner, weil er es zuliess, dass unter ihm in der Bank eine Kultur entstanden ist, bei der sich Mitarbeiter auf allen Stufen darum foutierten, ob sie Gesetze einhielten, «mangelnde Compliance», wie das im Fachjargon beschönigend heisst. Lehmann, weil er offensichtlich fachlich nicht genügte. Ihm musste Urban Angehrn, der damalige CEO der Finanzmarktaufsicht Finma, wenige Stunden vor dem Untergang sagen, seine Bank habe kein Geld mehr.
Was da am 19. März 2023 um 6.45 Uhr früh ablief, war geradezu grotesk. «Axel, Klartext: Wir sind ‹at Liq-PONV› der Bank (übersetzt heisst das: die Bank hat kein Geld mehr)», sagte Angehrn und weiter: «Der Wert von der Aktie der CS ist null.» Der Verwaltungsratspräsident zeigte sich von beiden Informationen nicht überrascht, die Antwort war: «Ja, klar.» Und ein paar Stunden später willigte er ein, dass seine CS für 3 Milliarden Franken an die UBS ging. Das Beispiel zeigt: Es kommt nicht auf die Nationalität an, sondern auf die Kompetenz. Und die war im CS-VR viel zu spärlich vertreten. Dazu braucht es wohl künftig eine Art Eignungstest. Mindestens ein Teil der obersten Kontrolleure muss einen Risk-Report lesen können, sonst macht das Management, was es will.
Kniffliger ist die Kapitalfrage, die UBS soll mehr Eigenkapital halten, aber wie viel, das sagt die PUK nicht. Das ursprüngliche Ziel der «Too big to fail»- Regulierung, nämlich die Grossbanken so sicher zu machen, dass sie nie mehr Staatshilfe brauchen, muss man wohl aufgeben. Wollte man das tun, müsste die UBS künftig 20 Prozent – oder in absoluten Zahlen: 200 Milliarden Franken – Eigenkapital halten, gegenwärtig hat sie rund 80 Milliarden Franken. Das ist unrealistisch. Aber mehr als heute muss es schon sein, und vor allem muss es eine Art Bremse geben können, wenn plötzlich die Grossbanker wieder auf die Idee kommen sollten, die Grössten im Investmentbanking an der Wallstreet werden zu wollen. Der Traum ist endgültig ausgeträumt, er würde für die Schweiz zum Albtraum. Was passiert, wenn man sie in Konkurs gehen lässt, das kann man im PUK-Bericht nachlesen. Bei der CS wäre der Schaden so gross gewesen wie das ganze Bruttoinlandprodukt der Schweiz, also rund 900 Milliarden Franken. Bei einem Kollaps der UBS wäre es wohl das Doppelte.
Natürlich steht in den Empfehlungen auch Vernünftiges, etwa, man solle prüfen, ob man am Bonussystem etwas ändern soll. Aber, Himmel!, warum muss man das prüfen, nachdem die PUK herausgefunden hat, dass die «Leistungsprämien» an die Managementebene der CS zwischen 2010 und 2022 insgesamt 39,8 Milliarden Franken betrugen, während sich der Gesamtverlust auf 33,7 Milliarden Franken belief? Es ist doch völlig klar: Boni und Dividenden müssen von der Finma eingeschränkt werden, wenn die UBS dereinst mal Verluste machen sollte. Das würden wohl auch die gegenwärtigen UBS-Kapitäne Colm Kelleher und Sergio Ermotti akzeptieren, die sonst nicht zu den Kritikern der Managerlöhne gehören.
Auch muss es einfacher werden, fehlbare Manager, oder solche, die sich nicht an die Anordnungen der Finma halten, zu bestrafen. Letztendlich, das haben die Bankkrisen von 2008 und 2023 gezeigt, hängt es an den Leuten, die die Bank führen. Manager, die grössenwahnsinnige Träume verwirklichen wollen, die gierig oder nicht integer sind, so wie das in den letzten Jahren einige waren, können wir uns nicht mehr leisten.
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