Neue Daten 2022 galt Corona als überwunden, doch es lagen mehr Menschen im Spital als je zuvor
Die neue Spitalstatistik weist für vergangenes Jahr fast dreimal mehr Covid-Hospitalisierte aus als vom BAG gemeldet. Deutliche Entlastung gab es hingegen auf den Intensivstationen.
Schon während der ersten beiden Pandemiejahre wurde bekannt, dass die Zahl der hospitalisierten Covid-Patienten, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) regelmässig veröffentlicht, deutlich zu tief ist.
Nun liegen mit der medizinischen Statistik der Krankenhäuser erstmals Daten des Bundesamtes für Statistik (BFS) für das Jahr 2022 vor – und sie zeigen: Die Diskrepanz zu den BAG-Zahlen wurde nochmals grösser.
Für das Jahr 2022 meldet das BFS neu 63’124 Personen, die mit der Diagnose Covid-19 hospitalisiert waren. Das BAG wies für dasselbe Jahr aber lediglich 23’300 Hospitalisierungen aus. Für die Jahre 2020 und 2021 zusammen war das Bild ähnlich. BFS: 70’433 hospitalisierte Personen mit einer Covid-Diagnose für die beiden Jahre. BAG: 40’600.
Bemerkenswert ist zudem, dass die Zahl der Covid-Hospitalisierten 2022 (63’124) über 80 Prozent höher war als 2021 (34’821) oder 2020 (35’612). Ab 2022 wurde die Pandemie nicht mehr ernsthaft bekämpft, und ein Grossteil der Bevölkerung infizierte sich mit der Covid-Variante Omikron.
Covid-Hospitalisationen werden nur als Nebendiagnose erhoben. Die Daten können also nicht aufschlüsseln, wer mit oder wegen Covid im Spital war. 2022 wurden schweizweit etwas mehr als eine Million Personen hospitalisiert. Mehr als 6 Prozent davon hatten Covid.
Mildere Krankheit nach Impfkampagne
Nach der Impfkampagne und mit der Verbreitung der Omikron-Variante sank die Krankheitsschwere einer Covid-Infektion deutlich. So fiel 2022 die Zahl der Personen, die mit einer Covid-19-Diagnose hospitalisiert wurden und eine intensivmedizinische Behandlung benötigten, mit 8,8 Prozent geringer aus als 2021 (14,3 Prozent) und 2020 (12,3 Prozent). Auch die mittlere Verweildauer auf der intensivmedizinischen Abteilung ging von 165 Stunden (2021) auf 60 Stunden (2022) stark zurück.
Der Anteil der Personen, die mit einer Covid-19-Diagnose hospitalisiert wurden und im Spital verstarben, lag 2022 bei 5,5 Prozent (2021: 9,6 Prozent und 2020: 12,8 Prozent).
Diese Tendenz einer sinkenden Tödlichkeit deckt sich mit der Statistik der Todesursachen, welche Covid tatsächlich als Haupttodesursache erfasst. Gemäss diesen Daten starben 2020 rund 9300 an Covid, 2021 rund 6000 und 2022 rund 4000 Personen. Zum Vergleich: Eine der stärksten Grippewellen in jüngerer Zeit sorgte in der Schweiz 2015 für rund 2500 Todesfälle.
Warum die Diskrepanz?
Ein Grund für die Differenz zwischen BFS und BAG sind die Umstände beim Melden der Daten. Das BFS veröffentlicht seit 1998 die Spital-Statistik, es handelt sich also um einen eingespielten Prozess. Die Spitäler stellen damit ihre Leistungen in Rechnung, weshalb laut dem BFS angenommen werden kann, «dass die Daten vollständig und korrekt sind». Vor der Lieferung werden sie nochmals von den Kantonen kontrolliert. Und das Ganze erfolgt nur einmal im Jahr, ohne Zeitdruck.
Die regelmässigen Meldungen an das BAG hingegen sind für die Spitäler ein zusätzlicher administrativer Aufwand in einer ohnehin schon stressigen Zeit. Dabei können anscheinend Fälle vergessen gehen. 2022 mehr denn je.
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