ComebackDas Revival der Offroader
Geländewagen wurden einst totgesagt – nun sind sie wieder gross im Kommen. Dabei feiern nicht nur alte Bekannte ihre Auferstehung, es drängen auch neue Mitbewerber aus China mit teilweise wilden Kreationen auf den Markt.
Rustikal, archaisch, verschwenderisch – echte Offroader scheinen im heutigen Umfeld keinen Platz mehr zu haben und wurden deshalb schon mehrfach totgesagt. Doch von wegen: Wie zum Trotz gegen die erdrückende Political Correctness stehen die alten Haudegen auf, setzen dabei auf ihre bewährten Qualitäten und finden so zurück zu ihrer wahren Identität. Gleichzeitig haben unverwüstliche Modelle die Transition ins Batteriezeitalter überwunden und buhlen nun im frischen Glanz um eine ganz neue Kundschaft. Und aus China stürmen neue Hersteller mit wilden Elektrokreationen das schwere Gelände und lassen dabei – zumindest auf dem Papier – die etablierte Konkurrenz im Westen ganz schön alt aussehen. Wie auch immer, es ist viel los in diesem Segment. Die Offroader feiern gerade ihr grosses Revival.
Jeep Wrangler
Er ist das Synonym für Geländewagen schlechthin: Der Jeep Wrangler, der seine Wurzeln im Zweiten Weltkrieg hat, wird seit 1987 durchgehend unter diesem Namen gebaut. Er geht zurück auf den Willys MB, der ab 1942 gebaut wurde und der als Urmodell aller Offroader gilt. Die aktuelle Modellgeneration wird bei uns noch nur mit Plug-in-Hybrid-Antrieb bestehend aus 2-Liter-Vierzylinder-Benziner einem E-Motor im Getriebe angeboten. Verfügbar sind verschiedene Längen und Ausstattungsvarianten – sehr geländegängig sind sie alle. Bei uns kostet der Wrangler 4xe ab 79’900 Franken.
Mercedes-Benz G-Klasse
1979 rollte die G-Klasse erstmals ins Rampenlicht – seither veränderte sich das kantige Modell in seinen Grundzügen kaum. Den Geländewagen gab es bis 2012 auch mit kurzem Radstand und bis 2013 sogar als Offenversion. Heute ist der unverwüstliche Haudegen ein gesuchter Klassiker und, besonders in den bärenstarken AMG-Varianten, bei der Schickeria sehr gefragt. Seit 2018 ist die aktuelle Generation auf dem Markt, die nun abermals von einer komplett neuen Modellgeneration abgelöst wird – nun wird die G-Klasse erstmals auch in einer vollelektrischen Variante angeboten.
Ford Bronco
Neben dem Jeep Wrangler ist der Ford Bronco der US-Offroader schlechthin. 1966 startete er zunächst als dreitürige Kurzversion, ab 1978 folgte der grosse Bronco mit 5,7- oder 6-Liter-Achtzylinder. Bis 1996 wurde das Modell in fünf Generationen gebaut, dann wurde es durch den Ford Expedition ersetzt. 2021 startete der Bronco in den USA in seinen zweiten Frühling: Dort wird die neuste Generation seither als Drei- und Fünftürer sowie als Topmodell Raptor angeboten. Auch in der Schweiz ist der neue Bronco inzwischen erhältlich – hier gibt es ihn mit 2,7-Liter-V6 mit 246 kW/335 PS ab 84’500 Franken.
Toyota Land Cruiser
Auch der Toyota Land Cruiser startet gerade in einer komplett neuen Modellgeneration ein weiteres Mal durch und besinnt sich dabei ganz auf seinen Ursprung. Die japanische Gelände-Ikone wird bereits seit 1951 gebaut, zunächst als BJ, seit 1954 unter dem Namen Land Cruiser. Das neue Modell kommt klassisch mit Leiterrahmen, Starrachse hinten, Differenzialsperren an beiden Achsen und permanentem Allradantrieb mit Torsen-Differenzial. In Europa gibt es die Neuauflage ausschliesslich mit einem 2,8-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor mit 150 kW/204 PS. Bei uns startet er im Herbst, die Preise sind noch nicht bekannt.
Land Rover Defender
Ebenfalls eine lange Historie hat der Land Rover Defender. Das Modell wurde ab 1948 gebaut, zunächst einfach unter dem Namen Land Rover, ab 1990 dann als Land Rover Defender. Er wurde bis 2016 über zwei Millionen Mal gebaut und blieb dabei in seinen Grundzügen fast unverändert. Danach wurde der britische Haudegen kurzzeitig eingestellt – offiziell hiess es, das Modell sei wegen der strengen Vorschriften inzwischen in dieser Form nicht mehr umsetzbar. 2019 wurde ein komplett neuer Defender präsentiert, nicht mehr mit Leiterrahmen und Starrachsen, sondern mit Aluminium-Monocoque, Einzelradaufhängung und moderner Designsprache. Aktuell gibt es den Defender bei uns als Hardtop ab 72’400 Franken.
Ineos Grenadier
Dass Land Rover den Defender 2016 einstellen musste, weil der urige Offroader in dieser Form in der modernen Zeit nicht mehr umzusetzen sei, sah Jim Ratcliffe als Herausforderung an. Der Gründer und Chef von Ineos liess einen eigenen Geländewagen entwickeln, der dem Defender von früher nicht nur optisch sehr ähnelt, sondern auch technisch. Der Grenadier baut auf einem Leiterrahmen auf, hat zwei Starrachsen und natürlich permanenten Allradantrieb mit mechanisch schaltbarem Untersetzungsgetriebe. Der zweisitzige Utility Wagon startet bei 70’990 Franken, der fünfsitzige Station Wagon ist ab 82’290 Franken zu haben. Auf der gleichen technischen Basis des Grenadier hat Ineos zudem kürzlich den etwas kleineren Fusilier vorgestellt, der rein elektrisch angetrieben wird.
Yangwang U8
Er sorgt derzeit für viele Schlagzeilen: Der Yangwang U8, ein riesiges Offroad-Ungetüm aus China, stellt die bekannten Gelände-Legenden in jeder Beziehung in den Schatten, zumindest auf dem Papier. Seine Eckdaten: 880 kW/1196 PS, erzeugt von vier E-Motoren, die jedes Rad einzeln antreiben, 0 auf 100 km/h in 3,6 Sekunden, 1000 Kilometer Reichweite dank eines 2-Liter-Turbobenziners an Bord, der als Range Extender funktioniert. Und: Das Ding kann schwimmen – zwar nur zur Not während 30 Minuten und mit maximal 3 km/h, aber immerhin. Rund um das Fahrzeug sorgen 38 Sensoren, 3 Lidars, 13 Kameras, 12 Ultraschallradare und 5 Millimeterwellenradare für Sicherheit. Ob der Hersteller BYD den Yangwang U8 auch zu uns bringt, ist noch nicht klar.
Mengshi M-Hero 1
Ein vergleichbares Kaliber wie der U8 ist der Mengshi M-Hero 1 des chinesischen Herstellers Dongfeng. Auch er hat vier Elektromotoren, die jedes Rad einzeln antreiben und zusammen eine Systemleistung von 800 kW/1088 PS erzeugen, und soll dank einer riesigen Batterie mit einer Kapazität von 142 kWh eine WLTP-Normreichweite von 450 Kilometern schaffen. Luftfederung, Hecklenkung, 2-Gang-Getriebe, 33,5 Zentimeter Bodenfreiheit, Böschungswinkel von 37 Grad vorn und hinten sowie eine Watttiefe von 90 Zentimetern – mit diesen Eckwerten ist auch der M-Hero 1 ein ernst zu nehmender Geländewagen. Er steht bei uns bereits in den Startlöchern und ist zum Preis von 148’990 Franken bestellbar.
Dieser Artikel stammt aus der «Automobil-Revue» – www.automobilrevue.ch
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