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Chris Licht  
CNN-Chef muss gehen – nach Chaos, Häme und Trump-Tumult

Schon an der All-Star-Tribute-Veranstaltung von CNN am 11. Dezember 2022 war Chris Licht kein Star mehr. Jetzt ist sein Stern so weit gefallen, dass er als CEO des Nachrichtensenders per sofort abtreten musste.

Chaotisch sei seine Führung gewesen, heisst es nun in sämtlichen Artikeln über Chris Licht, der am Mittwoch den Abschied gab als Chef des Nachrichtensenders CNN. Dabei hatte dieser vor etwas mehr als einem Jahr die Aufgabe übernommen mit dem Versprechen, das einstige Flaggschiff des US-amerikanischen Nachrichtenjournalismus wieder in ruhigere Gewässer zu steuern und zu alter Grösse zurückzuführen.

Per sofort sei der 51-Jährige nicht nicht mehr CEO des Senders, sagte David Zaslav, Chef des Mutterkonzerns Warner Bros. Discovery, am Mittwoch während einer Mitarbeiterinformation. «Sein Job versprach nie, einfach zu werden», sagte Zaslav gemäss einer Aufnahme, die der «New York Times» zugespielt wurde. «Aus verschiedenen Gründen hat es nicht geklappt, und das ist unglücklich», sagte Zaslav. Er war derjenige, der Licht die schwierigen Aufgaben gestellt hatte.

Weniger Trump – und doch mehr Trump 

Vorgänger Jeff Zucker musste den Posten wegen einer Affäre mit einer Mitarbeiterin räumen. Licht sollte bei dieser Gelegenheit auch gleich den Sender neu ausrichten: weg von der Dauerempörung über Donald Trump, mit dem sich mehrere CNN-Aushängeschilder legendäre Wortgefechte geliefert hatten, hin zu einer nüchterneren Berichterstattung. Seine neue Strategie kündigte Licht allerdings derart vage und ungeschickt an, dass er vor allem Verunsicherung auslöste. Mehrere profilierte Journalisten verliessen den Sender, neue Sendegefässe floppten. Die Zuschauerzahlen sanken so tief, dass sich der einst so stolze Sender punktuell von Newsmax geschlagen geben musste, einem Spartenprogramm am äussersten rechten Rand. Der Gewinn schrumpfte um beinahe die Hälfte auf 750 Millionen Dollar.

Zur Ruhe kam CNN unter Licht nie. Eben erst musste er Don Lemon den Laufpass geben, einem ebenso bekannten wie streitbaren Abendmoderator, der sich in Lichts neuer Morgensendung abschätzig über das Alter der republikanischen Präsidentschaftskandidatin Nikki Haley geäussert hatte.

Nur wenig später musste sich Licht harsche Kritik gefallen lassen, weil er Donald Trump in einer Sondersendung auftreten liess. Es war der erste Auftritt des Republikaners seit 2016, und er zeigte dem Publikum sofort, warum er so lange ferngehalten worden war. Eine Lüge folgte der anderen, über die angeblich gefälschten Wahlen 2020, über seine angeblichen Erfolge als Präsident, über die Autorin E. Jean Carroll, die kurz davor einen Prozess gegen Trump gewonnen hatte: Eine Jury sprach ihr einstimmig Schadenersatz zu, weil Trump sie 1996 sexuell genötigt habe, worauf Trump sie auf CNN live beschimpfte unter Gejohle des Publikums.

Im 22. Stock die Bodenhaftung verloren

Licht versuchte die missglückte Übungsanlage zu rechtfertigen mit der Begründung, die amerikanischen Wähler hätten nun mit eigenen Augen gesehen, was für ein Kandidat Trump sei. Doch er fühlte sich derart in die Ecke getrieben, dass er einem Journalistenkollegen von «The Atlantic» sein Herz ausschüttete. Wie Lichts Therapeut habe er sich gefühlt, schrieb der Autor in seinem langen Porträt, das am vergangenen Freitag erschien und die Medienlandschaft erschütterte.

Schonungslos zeigten Lichts Zitate auf, dass der CNN-Chef sich nur oberflächlich damit befasst hatte, was nüchterner Journalismus eigentlich sein soll, dass er mit Schlagworten operierte, die die Arbeit seiner Leute diskreditierten, etwa, als er die mehrfach preisgekrönte Covid-Berichterstattung des Senders als alarmistisch beschrieb. Licht habe in seinem Chefbüro hoch oben im 22. Stock des CNN-Wolkenkratzers in den schicken New Yorker Hudson Yards die Bodenhaftung verloren, kritisierten Redaktionsmitglieder.

Noch am Montag versprach Licht der Belegschaft, wie ein Löwe um ihr Vertrauen zu kämpfen. Da machten Gerüchte über seinen Abgang bereits die Runde, umso mehr, als ihm sein Vorgesetzter David Zaslav bereits einen neuen Vertrauten namens David Leavy zur Seite gestellt hatte. Dieser soll nun zusammen mit einer Gruppe von altgedienten CNN-Managern die Geschäfte interimistisch führen bis zur Neubesetzung des Chefpostens, was einige Monate in Anspruch nehmen werde. Es ist kein Wagnis, zu prognostizieren, dass CNN nicht so bald zur Ruhe kommen wird.