Aardman-Studio fehlt Plastilin Keine Knete mehr: Ist bald Schluss mit «Chicken Run»?
Der Hersteller des Spezialmaterials für die Animationsfilme stellt den Betrieb ein. Auch die Schweiz ist vom Plastilinmangel betroffen.
Dem Aardman-Studio in Bristol im Südwesten Englands geht die Knete aus. Der Hersteller des Spezialplastilins, das man bei Aardman für die berühmten Serien «Chicken Run», «Wallace & Gromit» und «Shaun the Sheep» verwendet, hat dieses Jahr dichtgemacht. Das Filmstudio kaufte auf, was übrig war. Das Material, etwa 400 Kilogramm, soll noch für einen langen Film reichen.
Das Plastilin der Firma Newclay Products war deshalb bei Animationsfilmern und -filmerinnen beliebt, weil es geschmeidig war und unter der heissen Studiobeleuchtung seine Form nicht verlor. Zur Verwendung wird es wohl noch beim nächsten «Wallace & Gromit»-Film kommen, der im nächsten Jahr auf Netflix laufen wird. Und danach ist Schluss?
«Ähnlich wie Wallace in seiner Werkstatt basteln auch wir seit einer Weile an etwas Neuem.»
Aardman hat die Fans inzwischen beruhigt: Der Knetvorrat werde nicht ausgehen, sorgen müsse sich niemand. «Ähnlich wie Wallace in seiner Werkstatt basteln auch wir seit einer Weile an etwas Neuem.» Aardman will künftige Produktionen mit anderer Knetmasse drehen. Für einen abendfüllenden Stop-Motion-Film, in dem Plastilin teils von Hand geformt wird, braucht es ungefähr 1 Tonne Knete.
Der Mangel an guter Knete ist auch in der Schweiz ein Problem: Die Westschweizer Firma Caran d’Ache, bekannt für Farbstifte, hat die Herstellung von Plastilin eingestellt. Dieses Material sei sehr beliebt gewesen, sagt Jürgen Haas, der an der Hochschule Luzern den Bachelor-Studiengang Animation leitet.
Für eine Stopptrick-Produktion müsse Plastilin zwei Eigenschaften haben, so Haas. Es solle eine matte Oberfläche haben, denn wenn es glänze, werde das Licht zu hart reflektiert. Und es dürfe unter der Wärme der Filmlampen nicht weich werden.
«Plastilin ist eigentlich ziemlich ungeeignet für eine Filmproduktion.»
Heute würden aber kaum mehr Studierende mit dem Material arbeiten – zu aufwendig sei das Ganze. Auch in den Kinderzimmern sei Plastilin aus der Mode gekommen, sagt Jürgen Haas. «Für einen Film in Stop-Motion-Technik geht man heute in der Regel so vor, dass man Puppen in Silikon oder Schaumlatex giesst.» Das Sprechen werde dann mit austauschbaren Mündern und digitaler Nachbearbeitung simuliert.
«Plastilin ist eigentlich ziemlich ungeeignet für eine Filmproduktion», sagt Haas – man sehe bald einmal den Schmutz auf den Figuren. Auch die feinen Maschen von Wallace’ Pullunder aus «Wallace & Gromit» könnte man gar nicht von Hand mit Plastilin machen, sondern es würden Abgüsse dafür verwendet.
Gerade das Handgemachte trägt aber zum Charme der Aardman-Filme bei, etwa die Tatsache, dass man die Fingerabdrücke auf dem Plastilin sieht, so Haas. Sehen kann man das schon ab 15. Dezember auf Netflix. Dann startet «Chicken Run: Dawn of the Nugget» – in bester Form.
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