Zollikons neuer Chatbot im TestFür Gastrotipps taugt der nette Roboter noch nicht viel
Die Gemeinde Zollikon experimentiert neuerdings mit künstlicher Intelligenz. Ihr Chatbot mag vielen Bürgern helfen – andere hingegen lässt er mit seinem mageren Wissen eher verhungern.
Die Gemeinde Zollikon hat einen neuen Mitarbeiter. Womöglich ist er der fleissigste der ganzen Gemeindeverwaltung, denn er ist 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche im Einsatz. Und er soll intelligent sein – künstlich intelligent.
ZGPT heisst er und beruht auf der sprachbasierten Anwendung Chat-GPT, welche die Welt im Flug erobert hat. Das Z steht wohl für Zollikon, was den neuen Chatbot auf der Website der Gemeinde wahrscheinlich als Kenner des Dorfs ausweisen soll.
Ausweichende Antworten
Machen wir also die Probe aufs Exempel und schauen wir, wie gut der Chatbot die Gemeinde tatsächlich kennt. Da gerade Mittagszeit ist, fragen wir, wo man in Zollikon essen kann. Die Auswahl fällt leider etwas mager aus. «In Zollikon», schreibt die künstliche Intelligenz, «gibt es einige Restaurants, die erwähnenswert sind. Dazu gehören: Restaurant Trichti, eines der letzten Restaurants mit Saal im Zollikerberg.»
Das wars dann auch schon. Mehr kommt der Intelligenzbestie nicht in den Sinn. Und sogar bei diesem Lokal scheint die Maschine nicht ganz auf der Höhe der Zeit zu sein, ist in der Trichtenhausermühle doch schon vor geraumer Zeit «Der wilde Kaiser Beisl 2.0» eingezogen. Gibt es also wirklich nur ein einziges Restaurant in Zollikon? Darauf angesprochen, will sich die Maschine nicht richtig festlegen: «Es stimmt, dass Zollikon im Vergleich zu anderen Gemeinden im Bezirk eine geringere Anzahl an Gaststätten pro 1000 Einwohner hat», räumt sie lediglich ein.
Empfohlen wird die Nachbargemeinde
Was bedeutet dies nun für jemanden, der etwas Abwechslung haben will? Der solle auf die Nachbargemeinde Küsnacht oder die Stadt Zürich ausweichen, empfiehlt ZGPT. Dort gebe es eine grössere Auswahl an Restaurants. Und: «Falls du weitere Informationen oder spezifische Empfehlungen benötigst, kannst du dich an die Gemeindeverwaltung Zollikon wenden.» Sogar eine Telefonnummer gibt der Bot an. Nur: Ob die Mitarbeitenden der Gemeinde wirklich helfen können? Die kennen sich wohl besser mit Amtsstuben aus als mit Gaststuben.
Das sieht auch ZGPT ein. «Die Angestellten der Gemeindeverwaltung sind keine Gastro-Experten», schreibt der Chatbot. «Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Bürger in Verwaltungsangelegenheiten zu unterstützen und zu beraten. Für spezifische gastronomische Empfehlungen wäre es daher besser, sich an lokale Gastronomieführer oder Bewertungsplattformen zu wenden.»
Trotzdem empfiehlt die Maschine dann am Ende ihrer Antwort erneut, Kontakt mit der Gemeindeverwaltung aufzunehmen. Ob diese sich aber mit einer so belanglosen Anfrage herumschlagen möchten? Doch, doch, versichert ZGPT: «Es ist verständlich, dass du Hemmungen hast, die Angestellten der Gemeinde mit solchen Fragen zu beschäftigen. Die Gemeindeverwaltung ist jedoch dafür da, den Bürgern bei ihren Anliegen zu helfen, egal wie gross oder klein diese sein mögen.»
Ich entscheide mich trotzdem dafür, selbst eine Beiz zu suchen, und der freundliche Roboter wünscht mir viel Erfolg dabei. Als ich später zurückmelde, ich hätte nun das Rössli im Dorfzentrum gefunden und ob er dieses kenne, schreibt er: «Ja, das Restaurant Rössli in Zollikon existiert und kann sogar für Veranstaltungen wie Trauungen gebucht werden.»
Das ist schön, doch trauen lassen möchte ich mich nicht. Und sowieso: Weshalb um alles in der Welt hat der Chatbot das Rössli nicht schon früher empfohlen? Das KI-Tool entschuldigt sich höflich und erklärt: «Die Informationen, die ich zur Verfügung hatte, haben sich auf andere Restaurants konzentriert.»
Nun gut. Der Chatbot scheint mit Kulinarik nicht gerade viel am Hut zu haben. Aber was will man denn auch erwarten von einem Ding, das sich aus der Strombuchse ernährt?
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