Kommentar zum JagdgesetzDieses Nein ist die Chance für eine Korrektur
Das Stimmvolk lehnt das revidierte Jagdgesetz ab. Nun braucht es eine neue Vorlage.
Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig das Referendum als politisches Instrument ist. Die bürgerliche Mehrheit im Parlament hat – noch vor den Wahlen 2019 – das bislang ziemlich ausbalancierte Dreieck von Schutz, Regulierung und Jagd arg in Schieflage gebracht.
Nun hat das Stimmvolk die Politiker zurückgepfiffen – zu Recht. Die Vorlage hätte den Artenschutz nicht gestärkt, wie die Befürworter glauben machen wollten. Das Gegenteil wäre der Fall gewesen.
Das Ergebnis ist wie erwartet sehr knapp ausgefallen. Unklar ist, wie es zu deuten ist: Soll nun alles beim Alten bleiben? Oder braucht es einen zweiten Anlauf für eine Revision? Jetzt nichts zu tun, wäre falsch. Das geltende Jagdgesetz ist über 30 Jahre alt. Inzwischen leben wieder rund 100 Wölfe im Land, das Konfliktpotenzial ist gewachsen.
Ein Nein zur Vorlage ist kein Nein zur Jagd.
Eine Neuauflage könnte daher bei der Frage ansetzen, ob ein Wolf in Zukunft weniger Nutztiere als heute reissen darf, bis ein Abschuss möglich wird. Eine Verschärfung wäre nicht zuletzt ein wichtiges Signal an die Bergbevölkerung, welche mit dem Wolf zusammenleben muss – und die Vorlage heute teils überdeutlich gutgeheissen hat.
Ein Nein zur Vorlage ist kein Nein zur Jagd; das haben auch die Gegner der Vorlage immer gesagt. Aber es eröffnet die Möglichkeit, ein ausgewogenes Gesetz zu erarbeiten. Dazu gehört, ganz zentral, der Schutz wild lebender Tiere wie etwa des bedrohten Feldhasen. Elemente wie präventive Abschüsse haben darin nichts zu suchen.
Die Biodiversität schwindet, weltweit, aber auch in der Schweiz. Das Parlament hat es in der Hand, diesem gefährlichen Trend entgegenzuwirken. Der Zeitpunkt ist besser als auch schon: Mit den Wahlen 2019 sind die ökologischen Kräfte im Parlament gestärkt worden.
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