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Bundesratswahlen
Auch Evi Allemann will Alain Berset beerben

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Für die Nachfolge von Bundesrat Alain Berset haben bereits fünf Männer ihr Interesse angemeldet: Daniel Jositsch, Matthias Aebischer, Beat Jans, Jon Pult und Roger Nordmann. Nun steigt auch eine Frau ins Rennen: Evi Allemann hat am Montag vor den Medien ihre Kandidatur bekannt gegeben. Begleitet wird sie unter anderem von der Co-Präsidentin des Kantons Bern.

Allemann ist laut eigenen Angaben «voller Energie und Gestaltungswillen» für den Job im Bundesrat. «Ich bin bereit», sagte die 45-Jährige. Allemann strich ihre Leidenschaft für Politik und ihren Leistungsausweis als Führungsperson hervor. Die Regierungsrätin sagte, sie sei in ihrer Direktion Inneres und und Justiz verantwortlich für über 1200 Mitarbeitende. «Ja, ich regiere gerne», sagte sie. Die SP-Politikerin erklärte, sie wolle aus der Minderheit heraus Mehrheiten schaffen.

Zu den wichtigsten Themen aus ihrer Sicht nannte sie etwa das Kostenwachstum im Gesundheitswesen und den steigenden Krankenkassenprämien, die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien, geregelte Beziehungen zur EU, eine faire Vorsorge sowie griffige Massnahmen gegen Gewalt an Frauen.

Niederlage vor einem Jahr

Es ist bereits der zweite Versuch. Allemann hatte für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga kandidiert. Damals schaffte sie es aber nicht aufs Ticket der Fraktion. Diese nominierte Eva Herzog und Elisabeth Baume-Schneider, die schliesslich gewählt wurde. 

Dank einem neuen Wahlprozedere könnte Allemann diesmal bessere Chancen auf einen Ticketplatz haben: Die SP-Fraktion will jeden Platz einzeln vergeben. Zuerst wird also über den ersten Platz auf dem Ticket abgestimmt, dann über den zweiten und allenfalls den dritten. Unterstützung dürfte sie mindestens von einem Teil der Frauen in der Fraktion erhalten. Dabei ist es ihr Vorteil, dass sie – bis jetzt – als einzige Kandidatin fünf Kandidaten gegenübersteht. Wie ihre Chancen auf die Wahl stehen, hängt dann aber stark davon ab, wen die SP neben ihr aufs Ticket setzt.

Falscher Kanton, viel Erfahrung

Allemanns grösstes Handicap ist ihre Herkunft: Mit Albert Rösti sitzt bereits ein Berner in der Regierung. Ein weiterer Nachteil: Amtierende Parlamentsmitglieder sind im Bundeshaus besser vernetzt, und an Konkurrenten mangelt es nicht. Da bereits drei Frauen im Bundesrat sitzen, dürfte für die Mehrheit der Bundesversammlung das Geschlecht nicht im Vordergrund stehen.

Die Berner Regierungsraetin Evi Allemann, SP, posiert zum Portrait, am Donnerstag, 17. November 2022 in Bern. Die Stadtbernerin Allemann ist Vorsteherin der Direktion fuer Inneres und Justiz DIJ. Die SP des Kantons Bern hat Evi Allemann als Bundesratskandidatin nominiert, gewaehlt wird durch die Vereinigte Bundesversammlung am 7. Dezember. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)

Für Allemann spricht ihre Erfahrung: Sie wurde mit 19 Jahren zur jüngsten Grossrätin des Kantons Bern gewählt, war 15 Jahre lang Nationalrätin, präsidierte den Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) und ist seit fünf Jahren Regierungsrätin. Neben Beat Jans ist sie die einzige der bisherigen Kandidierenden, die Regierungserfahrung vorweisen kann. Trotzdem ist sie mit 45 Jahren vergleichsweise jung, nach Jon Pult die zweitjüngste Kandidierende. 

Allemann ist auch Mutter zweier schulpflichtiger Kinder, was bei ihrer letzten Kandidatur zum viel diskutierten Thema wurde. Sie zeigte sich damals überzeugt, dass das Bundesratsamt mit Kindern zu vereinbaren ist. Die Zeit sei reif, sagte Allemann. Wenn man engagiert in der Berufswelt stehe und gleichzeitig die Verantwortung trage für eine Familie, erhöhe das die Effizienz – beim Entscheiden, Organisieren und Reflektieren.

Frau der Kompromisse

Politisch gehört Allemann eher zum rechten Flügel der Partei: 2006 war sie Mitbegründerin der SP-Reformplattform. Der Kompromiss interessiere sie mehr als das Beharren auf einer Position, die nicht mehrheitsfähig sei, pflegt die Juristin zu sagen. Damit habe sie oft Erfolge erzielen können.

Zu ihren grössten Erfolgen zählt Allemann, dass es ihr gelungen ist, im Kanton Bern die Prämienverbilligungen für Familien zu erhöhen und damit die Kaufkraft der Bernerinnen und Berner zu stärken. Politische Weggefährten bezeichnen sie als kompetent, dossiersicher, kollegial und engagiert – aber auch etwas unauffällig: Manche sagen, sie sei eine stille Schafferin, andere finden, es mangle ihr an einem klaren Profil.

Im Kanton Bern ist Allemann für die Direktion für Inneres und Justiz zuständig – eine Direktion, die nicht oft im Scheinwerferlicht steht. Dort angesiedelt sind Verwaltungsstellen wie das Grundbuch- und das Betreibungsamt, aber auch Religion, Familienpolitik und Raumplanung. Zu ihren schwierigen Geschäften als Regierungsrätin gehört ein Konflikt am Berner Ufer des Neuenburgersees, wo über die Räumung eines Campingplatzes in einem Naturschutzgebiet gestritten wird. 

Als sie für den Regierungsrat kandidierte, versprach Allemann, sich für die Digitalisierung einzusetzen. Das hat sie getan: Viele Prozesse für die Bevölkerung, die Gemeinden und Unternehmen wurden seither digitalisiert. Am Montag gibt Allemann bekannt, was sie als Bundesrätin anpacken möchte.