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Durchschnittsalter 59 Jahre
Mit Jon Pult würde der Bundesrat nur ein bisschen jünger

Nationalrat und Bundesratskandidat Jon Pult (SP) am 02.10.2023 in Bern. Foto: Raphael Moser / Tamedia AG
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59 Jahre beträgt der Altersdurchschnitt der sieben aktuellen Bundesratsmitglieder. Das Durchschnittsalter wäre sogar um einiges höher, sässe nicht der 51-jährige Alain Berset mit im Rat und hätte Albert Rösti (56) im vergangenen Jahr nicht Ueli Maurer abgelöst. Nun geht Berset, als Benjamin der Regierung.

Kommenden Mittwoch bestimmt die Vereinigte Bundesversammlung über seine Nachfolge – und entscheidet auch in der Generationenfrage. Wählt sie den 59-jährigen Beat Jans, steigt das Durchschnittsalter weiter. Mit Jon Pult sänke das Alter der Regierung trotz seiner 39 Jahre nur wenig, um genau zwei Jahre.

Statistische Daten zeigen: Die Schweiz hat nach Italien die älteste Landesregierung Mitteleuropas. Das hat die Redaktion des Westschweizer Fernsehens RTS berechnet. Die Regierungen der Nachbarstaaten Deutschland, Frankreich, Österreich und Italien sind deutlich jünger.

Gemäss Sean Müller, Politologieprofessor an der Universität Lausanne, hat die Schweiz sogar eine der ältesten Regierungen weltweit, jedenfalls im Vergleich zu jenen Ländern, die als Demokratien gelten. Müller bezieht sich auf eine Datenbank der Universität Oxford. In dieser haben Forschende 2021 unter anderem die Durchschnittsalter aller Regierungen zusammengetragen.

Älter als der Bundesrat ist unter anderen das Kabinett des 81-jährigen US-Präsidenten Joe Biden. Minim älter als der Bundesrat sind die Regierungen Mexikos und Japans mit ihren durchschnittlich 60 Jahren. Die jüngsten Minister haben die Staaten Litauen und Malta mit durchschnittlich 43 Jahren.

Warum ist das Durchschnittsalter des Bundesrats im internationalen Vergleich derart hoch? Dafür gebe es verschiedene Gründe, erklärt Politologe Müller. Die Schweiz habe mit ihren sieben Ministerinnen und Ministern die weltweit mit Abstand kleinste Regierung. In anderen Staaten gebe es erstens mehr Ministerien und zweitens würden kleinere, unbedeutendere Ministerposten an jüngere Politikerinnen und Politiker vergeben, damit sie dort Regierungserfahrung sammeln könnten. Damit seien auch die Generationen besser vertreten.

Helvetische Ochsentour

«Das Bild sähe in der Schweiz mit grosser Wahrscheinlichkeit anders aus, wenn gewisse Staatssekretariate in der Gesamtrechnung auftauchten», mutmasst Müller. Der Politologe nennt noch einen weiteren Grund, warum Bundesräte älter sind als ihre ausländischen Amtskollegen. «In der Schweiz hat eine Bundesrätin oder ein Bundesrat in der Regel eine ganze politische Karriere in der Gemeinde oder dem Heimatkanton hinter sich, bis er oder sie ins höchste politische Amt gelangt», sagt Müller.

Im Ausland sei das teils ganz anders, wie das Beispiel des 45-jährigen französischen Präsidenten Emmanuel Macron zeige, der in der nationalen Politik nie wirklich in Erscheinung trat, sondern im Bankengeschäft tätig war, bevor das Volk ihn 2017 als Novize mit einer neuen starken politischen Bewegung im Rücken direkt ins Präsidialamt hievte.

«Ein jüngeres Mitglied im Bundesrat könnte dazu führen, dass sich eine jüngere Generation mehr für die Bundespolitik interessiert.»

Sean Müller, Professor für Politologie

Warum sind die 39 Jahre von Jon Pult ein Thema? Warum war das Alter von Alain Berset kein Thema, als dieser mit 39 Jahren Bundesrat wurde? «Weil Berset bei seiner Wahl schon seit zehn Jahren Mitglied des Ständerats gewesen war und diesen auch präsidiert hatte», sagt Nenad Stojanovic, Politologie­professor an der Universität Genf. «Das sagt aber nichts über die Qualifikationen von Jon Pult aus», schiebt Stojanovic gleich nach.

Auch wenn der 39-jährige Pult nicht jene politische Erfahrung hat, die der 59-jährige Beat Jans vorweisen kann, könnte eine Pult-Wahl gemäss Politologe Sean Müller einen wichtigen Effekt haben. Er sagt: «Ein jüngeres Mitglied im Bundesrat könnte in der Tat dazu führen, dass sich eine jüngere Generation stärker mit der Regierung identifiziert und sich generell mehr für die Bundespolitik interessiert.»

Das Schweizer Politsystem gewichte nun mal einfach Alter und politische Erfahrung sehr stark, sagt Politologe Stojanovic. Ruth Metzler sei bei ihrer Wahl 1999 zwar erst 34-jährig gewesen, aber immerhin bereits Finanzdirektorin von Appenzell Innerrhoden, was ihr junges Alter ein Stück weit kompensiert habe.