Schweizer PolitikGesang für Riniker, Rap für Caroni, Sonderregeln für Martullo
Die erste Woche der Wintersession ist um – Zeit für unseren etwas anderen Rückblick.
Das Parlament hat diese Woche seine beiden neuen Chefs ernannt: FDP-Nationalrätin Maja Riniker wurde zur «obersten Schweizerin» und Andrea Caroni, ebenfalls FDP, zum Ständeratspräsidenten gewählt. Spannend wird es an solchen Tagen im Bundeshaus in der Regel beim Rahmenprogramm. Bei Riniker sang ein Aargauer Chor, irgendjemand verteilte dazu Freundschaftsbändeli à la Taylor Swift, nur stand da «Maja Riniker» in weiss-schwarzen Buchstaben drauf. «Rinikies» anstelle von «Swifties»? Ein erstes Mal war man geneigt, mit Taylor zu fragen: «Is it over now?»
Die letzten Mohrenköpfe
Dann begann der Apéro, wo die frischgebackene Präsidentin die letzten Schokoküsse im Land kredenzte, die vom Hersteller noch als «Mohrenkopf» angeschrieben werden. Weil: Im Aargau «dörf me das ja wohl na sege». Ob das der Grund war für Rinikers beinahe rekordträchtiges Wahlresultat? Wir wissen es nicht. Aber wir sind in Bern, und dort «dörf me ja wohl na spekuliere».
Die Schlagzeug-Bundesräte
Caroni erklärte in seiner Rede vermeintlich bescheiden: Wäre der Ständerat eine Band, so würde er sich selbst als Schlagzeuger sehen. Als einen also, der im Hintergrund den Rhythmus vorgibt. Aufmerksame Politbeobachter wissen: Schlagzeuger zu sein, ist die neue Voraussetzung für eine Wahl in den Bundesrat. Albert Rösti und Beat Jans sassen beide vor ihrer Zeit im Bundesrat in der Bundeshausband am Schlagzeug. Und Caroni ist laut SRF tatsächlich der aktuelle Schlagzeuger. Gut möglich also, dass Caroni durch den Drumstick – äh, durch die Blume – schon mal Ambitionen anmeldet.
Ein Rapper – und ein fluchender Zuhörer
Achtung, es geht gleich weiter mit schlechten Wortspielen. Caroni jedenfalls freute sich «ausserrhodentlich» über die Feier zu seinen Ehren (ja, Sie ahnen, welchen Teil Appenzells er im Ständerat vertritt …). Er setzte sich dann aber nicht selbst ans Schlagzeug, sondern beorderte Bligg als musikalische Untermalung herbei. Wer der Darbietung online folgen wollte, hatte Pech – oder Glück, je nach Perspektive: Der Ton wurde nämlich nicht übertragen. Vielleicht war das der Grund, dass Caronis Kantonskollege, SVP-Nationalrat David Zuberbühler, die Feier live im Ständeratssaal verfolgte. Darob hätte er beinahe (?) eine Abstimmung in seinem eigenen Rat verpasst. Beim Rüberrennen in den Nationalratssaal rief er jedenfalls so laut ein Schimpfwort, das mit «S» beginnt, durch die Gänge, dass man sich glatt die Stille der Bligg-Übertragung zurückwünschte.
Der beste inoffizielle Parkplatz (und wer ihn nutzen darf)
In der unmittelbaren Umgebung des Bundeshauses ging während der Woche derweil alles seinen normalen Gang, was vor allem heisst: Automobilisten suchten nach einem Parkplatz. Der beste überhaupt ist natürlich direkt neben dem Eingang des Bundeshauses: zentral bei der politischen Macht der Schweiz, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten in Gehnähe. Sollte man seinen Wagen dort abstellen, muss man einfach damit rechnen, dass die Polizei ans Fenster klopft (weil Halteverbot und so). So wie am Mittwoch, als ein grosser schwarzer Audi den besten inoffiziellen Parkplatz von Bern blockierte. «Für wen sind Sie hier?», fragte der Polizist über das hinuntergedrehte Fenster hinweg. «Für Frau Martullo-Blocher? Ja, das ist kein Problem.» Beziehungen muss man haben!
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