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Vorschläge für leichteren Hauskauf
Bund soll bürgen: Wie Wohneigentum erschwinglich bleiben soll

Die Preise für Wohnraum sind in den letzten Jahren explodiert. 
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Mit den steigenden Hypothekarzinsen und den gleichzeitig hohen Preisen für Häuser und Eigentumswohnungen kommt es für Kaufwillige zu einem Mix aus den schlechtesten Voraussetzungen. Es dürfte deshalb noch schwieriger werden, Wohneigentum zu kaufen. Nun will Mitte-Ständerätin Heidi Z’graggen potenziellen Käuferinnen und Käufern unter die Arme greifen – mit dem Bund im Rücken. 

Eine Idee von Z’graggen: Der Bund soll Bürgschaften oder Darlehen ausgeben können, um Wohneigentum zu fördern. «Es kann nicht sein, dass gerade Mittelstandsfamilien, die sehr viel für den Staat leisten, sich kein Wohneigentum leisten können.»

Dazu macht sie ein Beispiel: Bei einem Haushaltseinkommen von 127’000 Franken könne man derzeit ohne Aussicht auf grössere Erbschaften Wohnraum für rund 800’000 Franken kaufen. Wohnraum, den es so immer weniger gibt. Gleichzeitig finanzierten die gleichen Leute über die deutlich höheren Mieten die grossen Renditeliegenschaftskonzerne. Geld, das sie eigentlich dazu nutzen könnten, ihr Wohneigentum abzuzahlen. 

Deshalb schlägt Z’graggen verschiedene Hebel vor, die helfen sollen, das Problem zu lösen. Einerseits die bereits erwähnten Darlehen oder Bürgschaften vom Bund. Zudem soll der Bund überprüfen, ob die regulatorischen Vorschriften bei der Vergabe von Hypotheken gelockert werden können. Also statt die Tragbarkeit bei einem Zinssatz von 4,5 bis 5 Prozent zu berechnen, den dieser Berechnung zugrunde liegenden hypothetischen Zinssatz zu senken.

Als dritte Idee schwebt Z’graggen vor, den Prozentsatz zu erhöhen, der maximal für einen Immobilienkauf aus der zweiten Säule entnommen werden kann. Zudem sollen insbesondere Umbauten von alten Häusern etwa in Dorfkernen stärker unterstützt werden. In vielen Dorf- oder Stadtkernen stehe Wohnraum zur Verfügung, der aber aus verschiedenen Gründen nicht genutzt und nicht saniert werde, so Z’graggen. Den privaten Eigentümern fehlten oft die finanziellen Mittel, weil Sanierungen von Altbauten zu zeitgemässen Wohnungen teurer seien als das Bauen auf der grünen Wiese. 

Bund verlor Millionen

Ganz neu sind die Vorschläge von Z’graggen nicht. Das Wohnraumförderungsgesetz, das 2003 in Kraft trat, sieht eine direkte Förderung durch Darlehen oder Bürgschaften vor. Doch das wurde sistiert. Diese Sistierung will Z’graggen aufheben. 

Auch schon vorher gab es solche Darlehen. Der Bund verlor damit allerdings im Zuge der Immobilienkrise in den 1990er-Jahren Millionen. Laut einem entsprechenden Bericht resultierten 777 Millionen Franken an Bürgschaftsverlusten, weiter kamen 106 Millionen Franken von abgeschriebenen Darlehen und Beteiligungen dazu. Ein Grossteil davon dürfte jedoch nicht aus der Förderung für Eigentumswohnungen und Häuser angefallen sein, sondern beim Bau von Mietwohnungen, wo der Bund den Bauherren ebenfalls unter die Arme griff. 

Heidi Z'graggen, Mitte-Ständerätin aus dem Kanton Uri, will eine Diskussion über Wohneigentum lancieren. 

Warum sollte dieses Mal alles anders enden? «Der Bundesrat müsste Massnahmen treffen, um genau dieses Risiko zu vermindern. Es geht natürlich nicht darum, wahllos Gelder zu sprechen», sagt Z’graggen. Grundsätzlich sei man derzeit in einer ganz anderen Situation als während der Immobilienkrise der 1990er-Jahre. 

Ein anderer Kritikpunkt an der Idee von Z’graggen: Sind mehr Leute in der Lage, sich Wohneigentum zu kaufen, besteht die Gefahr, dass die bereits hohen Preise nochmals steigen. Daran glaubt Z’graggen nicht. Grund: Wiederum seien die Rahmenbedingungen entscheidend, die der Bundesrat bei einer allfälligen Umsetzung ihrer Motion setzt.

«Es geht mir am Ende auch darum, eine Diskussion zu lancieren. Wir haben ein Problem, dass sich wenige Leute Wohneigentum leisten können, meist ist es nur mit Erbschaften oder Erbvorbezügen überhaupt möglich, dass sich eine Familie ein Haus oder eine Wohnung kauft», sagt Z’graggen. 

«Die Situation ist ein Frust für die Jungen.»

Immobilienprofessor Donato Scognamiglio

Immobilienspezialist Donato Scognamiglio begrüsst die Diskussion über die Tatsache, dass immer weniger Leute sich Wohneigentum leisten können. «Die jetzige Situation ist ein Frust, gerade für die Jungen. Sie können sich Wohnraum nicht leisten, wenn sie ihn brauchen. Und wenn sie es sich leisten könnten, dann brauchen sie ihn eigentlich nicht mehr», sagt Scognamiglio.

Er sieht allerdings in einem Punkt, den Z’graggen vorschlägt, eine Gefahr: «Wenn nun noch mehr Leute in der Lage sind, in den begrenzten Boden zu investieren, könnte das die Preise weiter erhöhen.» Die Grundproblematik, die hinter den steigenden Preisen stehe, sei damit nicht gelöst.

Der Idee von Z’graggen, die Höhe des kalkulatorischen Zinssatzes für Hypotheken zu überdenken, teilt Scognamiglio. «Es wäre zum Beispiel denkbar, dass man diesen Zinssatz nicht von Anfang an erfüllen muss, sondern zum Beispiel erst nach Ablauf der ersten zehnjährigen Hypothek. Während dieser Zeit müssen die Immobilienbesitzer ja einen Teil der Hypothekarschuld abzahlen.» 

Ein weiteres Problem sieht er in den steigenden Zinsen, die sich nun abzuzeichnen beginnen. «Wollen wir wirklich in einem Umfeld mit Zinssteigerungen noch mehr Leute, die bis unters Dach mit Schulden belastet sind? Da bin ich froh um die Situation in der Schweiz, wo 60 Prozent mieten und keine Hypothekarschulden haben», sagt Scognamiglio.