Wahlen in FreiburgBürgerliche drehen Staatsratswahlen – lange Gesichter bei den Linken
In Freiburg erkämpft sich die SVP auf Kosten der CVP einen Regierungssitz. Die Grünen kehren mit Sylvie Bonvin-Bossens in die Kantonsregierung zurück.
Damit hatten die wenigsten gerechnet. Den ersten Wahlgang der Freiburger Staatsratswahlen hatten die SP, die Grünen und die Christlich-Soziale Partei (CSP) noch klar dominiert. Drei Wochen später sieht alles ganz anders aus. Dank einer gemeinsamen Wahlliste drehten die Mitte-Partei, die FDP und die SVP die Freiburger Staatsratswahlen am Sonntag komplett. Die Bürgerlichen mobilisierten effizient, sodass die Wahlbeteiligung von 37 auf 41 Prozent stieg. Vor allem aber stimmten die Bürgerlichen derart geeint, dass sie die SVP nach 25 Jahren Absenz zurück in die Regierung hievten. Philippe Demierre heisst der künftige SVP-Staatsrat.
Die Mitte verliert hingegen einen Regierungssitz, genauso wie die SP. Anstelle der SP kehren die Grünen mit Sylvie Bonvin-Sansonnens in die Regierung zurück. Die Grünen hatten den Sitz 2018 nach dem Rücktritt ihrer Staatsrätin Marie Garnier verloren. SP-Nationalrätin Valérie Piller Carrard blieb in der Ballotage chancenlos. Die Bürgerlichen hätten eine «Kriegsmaschinerie» in Gang gebracht, sagte eine enttäuschte Valérie Piller Carrard.
Auch SP-Staatsrat Jean-François Steiert haderte mit seinem Resultat. Er, der im ersten Wahlgang noch an erster Stelle gelegen hatte, fand sich im zweiten Wahlgang auf dem siebten Platz wieder und schaffte seine Wiederwahl knapp. Er hätte ein besseres Skore erwartet, sagte Steiert. Doch die Resultate zeigten, dass über 60 Prozent der Freiburgerinnen und Freiburger bürgerlich wählten.
«Es ist bedauernswert, dass nur noch eine Frau in der Freiburger Regierung sitzt.»
Das bürgerliche Wahlverhalten hat zur Folge, dass in der künftigen Freiburger Regierung mit Sylvie Bonvin-Sansonnens nur noch eine einzige Frau sitzt. «Bedauernswert» sei das, so Steiert. Um ihren amtierenden Staatsrat Jean-Pierre Siggen zu retten, nahm Die Mitte für den zweiten Wahlgang kurzerhand ihre Kandidatin Luana Menoud Baldi aus dem Rennen. «Unsere Frauen interessieren sich eher für eine politische Karriere im Bundesparlament als für ein Regierungsamt in Freiburg», analysierte Wahlsieger Didier Castella (FDP). Sie wollten Zeit für Freizeitaktivitäten und die Familie haben, das sei bei einem Regierungsamt eben schwierig, so Castella.
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