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Papablog: Geschlechtsneutrale Kinderbücher
Bücherwürmer haben kein Geschlecht

Weniger Stereotypen, mehr Möglichkeiten: Kinderbücher werden in Mädchen- und Bubenliteratur unterteilt.
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Nicht alle Kinder lesen gerne, aber manche entwickeln sich zu gewaltigen Textmähdreschern. Schnell ist die vorhandene Kinderliteratur aufgelesen. Joël und Lea-Marihuana greifen dann zum «Tagi» oder zum Werbeprospekt. Falls bei Ihnen immer noch «Fifty Shades of Gray» auf dem Nachttischchen liegt, sollten Sie sich jetzt eingestehen, dass Sie den Schinken nicht mehr lesen, und ihn wegräumen. Ich las mich als Kind durch das Konsalik-Regal meines Vaters. Besser ist es, Sie schultern die Schubkarre und schaffen neues Material für Kinder heran. Hier ein paar Tipps – und etwas Kritik.

«100 Geschichten über 100 beeindruckende Frauen, die die Welt bewegen.» Der Beschrieb gehört zum Buch «Good Night Stories for Rebel Girls». Als es nach einem äusserst erfolgreichen Crowdfunding erschien, waren alle des Lobes voll: «Was für ein tolles, wichtiges Buch!» Inhaltlich teile ich diese Meinung. Kinder brauchen nicht schlecht getextete Unterhaltung voller alter Stereotype, sondern Inhalte, die ihre Welt vergrössern. Inzwischen gibt es weitere Bände, unter anderem über Migrantinnen.

Was bringen nach Geschlecht getrennte Vorbilder?

Allerdings stört mich die Zielgruppe. Toll für die Mädchen, an die sich das Buch richtet. Aber was ist mit den anderen? Beim Nachahmerprojekt wird das Problem deutlicher: «Stories for Boys who dare to be different» heisst es – mit 100 Geschichten über männliche Vorbildfiguren von Ai Weiwei bis Nikola Tesla.

Zelebrieren neue Bücher die Geschlechtertrennung, machen sie das Problem noch grösser.

Sollen Kinder etwa denken, dass nur das eigene Geschlecht Grossartiges geleistet hat? Für Mädchen mögen die Rebel-Bücher ja ein Korrektiv sein in einer patriarchalen Welt – vor allem, wenn es um historische Figuren geht. Weibliche Vorbilder kennenzulernen, täte aber auch Jungs gut, denn ihr Medienkonsum ist männlich geprägt. Zwischen den Deckeln von Kinderbüchern leben ohnehin hauptsächlich männliche Figuren und die beschaffenden Erwachsenen nehmen zusätzlich eine Selektion «zugunsten» des Kindes vor. Sprich: Wenn ein Mädchen Glück hat, erhält es auch mal ein Buch, in dem es um Mädchen und Frauen geht. Fast niemand kauft aber einem Jungen bewusst Bücher mit Mädchen und Frauen in den Hauptrollen. Zelebrieren neue Bücher diese Trennung, machen sie das Problem noch grösser. Immerhin: Inzwischen gibt es aus der zweiten erwähnten Buchreihe auch einen Band «Stories for Kids who dare to be different».

Starke Magazine für Mädchen und für alle Kinder

Ähnlich sieht es bei Magazinen aus. Letztes Jahr wurde KOSMOS lanciert, «das Magazin für Mädchen (und den Rest der Welt)». Es ist nach eigener Aussage «frei von Genderklischees und Rollenerwartungen – damit Mädchen gross werden, ohne kleingehalten zu werden». Gut und wichtig. Aber ich wünsche mir ein Magazin ohne Genderklischees und Rollenerwartungen für alle Kinder.

Und eventuell gibt es sowas bald: Aktuell läuft das Crowdfunding fürs Kinderstark-Magazin. Die beiden Macherinnen wollen nicht nur alle Kinder ansprechen, sondern ihnen auch Repräsentation bieten. Sie wollen Kinder unterschiedlicher Herkunft, Kinder mit Behinderung, trans Kinder, ökonomisch benachteiligte Familien oder solche mit zwei Müttern zu Wort kommen lassen. Persönlich finde ich diese Vielfalt wichtig, gerade auch für Kinder, die eher der Norm entsprechen. Ob das Kinderstark-Magazin seine Versprechen halten kann, zeigt sich im April, wenn das erste Heft erscheint. Ich bin gespannt, wie es unserem Mähdrescher gefällt.