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Rohstoffe aus Peru
Schweizer Hersteller von Luxusuhren bezieht Gold aus Unglücksmine

BASEL, SWITZERLAND - MARCH 13:  Breitling watches are displayed at BASELWORLD 2012 - The World Watch And Jewellery Show on March 13, 2012 in Basel, Switzerland.  (Photo by The Image Gate/Getty Images)
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Das Unglück ereignete sich letzten Frühling: In der peruanischen Mine Yanaquihua kamen bei einem Feuer 27 Minenarbeiter zu Tode. Der Untersuchungsbericht der regionalen Minenbehörde stellte grobe Versäumnisse fest, wie die «NZZ am Sonntag» berichtete. Die Behörde kam zum Schluss, Fluchtwege und Notausgänge seien nicht korrekt signalisiert gewesen, und die Schutzräume für die Arbeiter hätten die Mindestanforderungen nicht erfüllt.

Dabei war die Mine ein Vorzeigebetrieb der «Swiss Better Gold»-Initiative, eines Programms des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) und der Wirtschaft. Das Versprechen: Gold soll verantwortungsvoll abgebaut werden – mit Schutz von Mensch und Umwelt. Kontrollen sollen das garantieren.

Gegen Sorgfaltspflichten

Aus der peruanischen Unglücksmine bezog auch der Luxusuhren-Hersteller Breitling Gold. Bemerkenswert: Breitling-Chef Georges Kern bekämpfte die Konzernverantwortungsinitiative, die 2020 knapp abgelehnt wurde. Er bezeichnete das Volksbegehren als «naiv» und ärgerte sich über die Ja-Parole der Grünliberalen, deren Mitglied er ist und die er auch finanziell unterstützt (Lesen Sie hier Kerns Aussagen zur Zukunft der GLP). Die Initiative forderte, dass Schweizer Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden von Tochtergesellschaften im Ausland haften und für die gesamte Lieferkette Verantwortung tragen. 

LA RINCONADA, PERU - AUGUST 4: A gold nugget seen on the hand of a miner on 4 August 2012 in the gold mines of La Rinconada, Peru. During the last decade, the rising price of the gold has attracted thousands of people to La Rinconada in the Peruvian Andes. At 5300 metres above sea level, nearly 50.000 people work in the gold mines and live in the nearby colonies without running water, sewage system or heating service. Although the work in the mines is very dangerous (falling rocks, poisonous gases and a shifting glacier), the majority of miners have no contract and operate under the cachorreo system - working 30 days without payment and taking the gold they supposedly find the 31st day as the only salary. In spite of a demaged environment, caused by mercury contamination from the mining and the lack of garbage disposal, people continue to flock to the region hoping to find their fortune. (Photo by Jan Sochor/Latincontent/Getty Images)

Die Gegner argumentierten damals, Transparenzvorschriften genügten. Seit 2022 müssen grosse Unternehmen nun über Risiken und Massnahmen berichten – was Breitling getan hat: Im Nachhaltigkeitsbericht von 2022 legt das Unternehmen dar, wie wichtig es ihm ist, die Bedingungen zu verbessern. Man arbeite mit der Swiss Better Gold Association zusammen, die verantwortungsbewusste Lieferketten zwischen kleinen Bergwerken und dem Schweizer Markt herstellten. Als Beispiel wird die Mine Yanaquihua genannt – die peruanische Unglücksmine.

Warten auf Schlussfolgerungen

Auf das Feuer mit den Todesopfern geht Breitling im Nachhaltigkeitsbericht von 2023 ein. Das tragische Unglück zeige leider die Herausforderungen im Goldabbau, heisst es. Die Untersuchungen zur Ursache würden eng verfolgt. Die Ergebnisse könnten dazu dienen, die Risiken zu verkleinern. 

Welche Konsequenzen zieht Breitling nun aus dem Untersuchungsbericht? Das Unternehmen schreibt auf Anfrage, die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Der Bericht der Bergbaubehörde sei in wichtigen Punkten widerlegt worden. Man warte den Bericht des Staatsanwalts ab, der demnächst veröffentlicht werden solle.

Weiter schreibt Breitling, man sei sich bewusst, dass es in der Zusammenarbeit mit den Kleinbergbau-Goldminen Aufbauarbeit brauche. Das Unternehmen sei aber überzeugt, dass es die Herausforderungen angehen könne.

Genügen Nachhaltigkeitsberichte?

Auf die Frage, ob CEO Georges Kern nach wie vor der Auffassung sei, dass Nachhaltigkeitsberichte genügten, schreibt Breitling, das Unternehmen habe die Wertschöpfungskette grundlegend verändert. «Die vollständige Rückverfolgung unserer Rohstoffe ist ein zentrales Element unserer Beschaffung sowie unserer Nachhaltigkeitsbestrebungen mit dem Ziel, dies unseren Kunden auf der gesamten Kollektion anzubieten.»

Portrait von Breitling-Chef Georges Kern: Ende der Coronakrise, Verwerfungen der Weltwirtschaft, China, neue Besitzverhältnisse bei Breitling.
23.01.2023
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)

Die Urheber der Konzernverantwortungsinitiative plädieren weiterhin dafür, dass Unternehmen für Versäumnisse haften. Inzwischen haben sie ein neues Volksbegehren angekündigt – mit Blick auf neue Regeln, welche die EU beschlossen hat. Die Frage, wie sich Kern dazu stelle, beantwortet Breitling nicht. 

Viele Verbesserungen erreicht

Auch das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) weist darauf hin, dass die offizielle Untersuchung noch nicht abgeschlossen sei. Sobald die Staatsanwaltschaft ihre Schlussfolgerungen vorlege, werde man die Lage beurteilen und allfällige Massnahmen prüfen. Die Kontrollen seien bereits verstärkt worden.

Das Seco betont, die «Swiss Better Gold»-Initiative habe in vielen Minen zu Verbesserungen geführt. Der Reputationsrisiken sei man sich bewusst. «Wir sind jedoch der Meinung, dass die positive Wirkung, die durch ein Engagement der Schweiz mit allen Akteuren in der Wertschöpfungskette erzielt werden kann, die Risiken rechtfertigt.» Die Schweiz als wichtiger globaler Player in der Goldraffination und im Goldhandel habe Verantwortung zu tragen.