Rohstoffe aus PeruSchweizer Hersteller von Luxusuhren bezieht Gold aus Unglücksmine
Die Mine galt als Vorzeigeprojekt. Dann starben 27 Arbeiter, ein Untersuchungsbericht stellt grobe Versäumnisse fest. Welche Konsequezen zieht die Firma Breitling?
Das Unglück ereignete sich letzten Frühling: In der peruanischen Mine Yanaquihua kamen bei einem Feuer 27 Minenarbeiter zu Tode. Der Untersuchungsbericht der regionalen Minenbehörde stellte grobe Versäumnisse fest, wie die «NZZ am Sonntag» berichtete. Die Behörde kam zum Schluss, Fluchtwege und Notausgänge seien nicht korrekt signalisiert gewesen, und die Schutzräume für die Arbeiter hätten die Mindestanforderungen nicht erfüllt.
Dabei war die Mine ein Vorzeigebetrieb der «Swiss Better Gold»-Initiative, eines Programms des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) und der Wirtschaft. Das Versprechen: Gold soll verantwortungsvoll abgebaut werden – mit Schutz von Mensch und Umwelt. Kontrollen sollen das garantieren.
Gegen Sorgfaltspflichten
Aus der peruanischen Unglücksmine bezog auch der Luxusuhren-Hersteller Breitling Gold. Bemerkenswert: Breitling-Chef Georges Kern bekämpfte die Konzernverantwortungsinitiative, die 2020 knapp abgelehnt wurde. Er bezeichnete das Volksbegehren als «naiv» und ärgerte sich über die Ja-Parole der Grünliberalen, deren Mitglied er ist und die er auch finanziell unterstützt (Lesen Sie hier Kerns Aussagen zur Zukunft der GLP). Die Initiative forderte, dass Schweizer Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden von Tochtergesellschaften im Ausland haften und für die gesamte Lieferkette Verantwortung tragen.
Die Gegner argumentierten damals, Transparenzvorschriften genügten. Seit 2022 müssen grosse Unternehmen nun über Risiken und Massnahmen berichten – was Breitling getan hat: Im Nachhaltigkeitsbericht von 2022 legt das Unternehmen dar, wie wichtig es ihm ist, die Bedingungen zu verbessern. Man arbeite mit der Swiss Better Gold Association zusammen, die verantwortungsbewusste Lieferketten zwischen kleinen Bergwerken und dem Schweizer Markt herstellten. Als Beispiel wird die Mine Yanaquihua genannt – die peruanische Unglücksmine.
Warten auf Schlussfolgerungen
Auf das Feuer mit den Todesopfern geht Breitling im Nachhaltigkeitsbericht von 2023 ein. Das tragische Unglück zeige leider die Herausforderungen im Goldabbau, heisst es. Die Untersuchungen zur Ursache würden eng verfolgt. Die Ergebnisse könnten dazu dienen, die Risiken zu verkleinern.
Welche Konsequenzen zieht Breitling nun aus dem Untersuchungsbericht? Das Unternehmen schreibt auf Anfrage, die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Der Bericht der Bergbaubehörde sei in wichtigen Punkten widerlegt worden. Man warte den Bericht des Staatsanwalts ab, der demnächst veröffentlicht werden solle.
Weiter schreibt Breitling, man sei sich bewusst, dass es in der Zusammenarbeit mit den Kleinbergbau-Goldminen Aufbauarbeit brauche. Das Unternehmen sei aber überzeugt, dass es die Herausforderungen angehen könne.
Genügen Nachhaltigkeitsberichte?
Auf die Frage, ob CEO Georges Kern nach wie vor der Auffassung sei, dass Nachhaltigkeitsberichte genügten, schreibt Breitling, das Unternehmen habe die Wertschöpfungskette grundlegend verändert. «Die vollständige Rückverfolgung unserer Rohstoffe ist ein zentrales Element unserer Beschaffung sowie unserer Nachhaltigkeitsbestrebungen mit dem Ziel, dies unseren Kunden auf der gesamten Kollektion anzubieten.»
Die Urheber der Konzernverantwortungsinitiative plädieren weiterhin dafür, dass Unternehmen für Versäumnisse haften. Inzwischen haben sie ein neues Volksbegehren angekündigt – mit Blick auf neue Regeln, welche die EU beschlossen hat. Die Frage, wie sich Kern dazu stelle, beantwortet Breitling nicht.
Viele Verbesserungen erreicht
Auch das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) weist darauf hin, dass die offizielle Untersuchung noch nicht abgeschlossen sei. Sobald die Staatsanwaltschaft ihre Schlussfolgerungen vorlege, werde man die Lage beurteilen und allfällige Massnahmen prüfen. Die Kontrollen seien bereits verstärkt worden.
Das Seco betont, die «Swiss Better Gold»-Initiative habe in vielen Minen zu Verbesserungen geführt. Der Reputationsrisiken sei man sich bewusst. «Wir sind jedoch der Meinung, dass die positive Wirkung, die durch ein Engagement der Schweiz mit allen Akteuren in der Wertschöpfungskette erzielt werden kann, die Risiken rechtfertigt.» Die Schweiz als wichtiger globaler Player in der Goldraffination und im Goldhandel habe Verantwortung zu tragen.
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