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Meinung

Kommentar zum Nationalspieler
Breel Embolo ist daran, seinen Ruf nachhaltig zu beschädigen

Wollen das Urteil weiterziehen: Breel Embolo und sein Anwalt vor dem Basler Strafgericht.

Wie viel darf sich ein Fussball-Nationalspieler abseits des Rasens erlauben, bis sich die Frage stellt: Soll dieser Fussball-Nationalspieler auch in Zukunft noch Fussball-Nationalspieler sein? 

Bei Breel Embolo stellt sich diese Frage gerade. An seinen besten Tagen ist der 26-Jährige ein wahnsinnig guter Stürmer. Mit 17 schiesst er sich beim FCB aus dem Nichts nach oben, mit 18 ist er Nationalspieler, mit 19 wechselt er für 26,5 Millionen Euro zu Schalke. Seine Unbeschwertheit kommt an, sein Lächeln ist ansteckend, gepaart mit seinen Läufen und Dribblings und Toren macht ihn das in der Schweiz fast schon konkurrenzlos populär. Fans des Nationalteams haben für ihn eine Liedzeile gedichtet. Das gibt es sonst für keinen Schweizer Nationalspieler. 

Nun allerdings ist Embolo daran, seinen Status nachhaltig zu beschädigen. Er hatte schon eine Vorgeschichte. Fuhr mit 18 ohne Führerschein durch Basel. Später wurde er mit übersetzter Geschwindigkeit und Handy am Steuer erwischt. Und dann kam noch die Badewannen-Geschichte, als er während der Corona-Zeit an einer illegalen Party in Essen teilnahm, vor der Polizei flüchten wollte und sich in einer Badewanne versteckte.

Bei Embolo war immer alles weniger schlimm

Fahren ohne Führerschein, übersetzte Geschwindigkeit? Bei Embolo war das irgendwie alles weniger schlimm. Flausen eines jungen Mannes halt, der aber sonst wirklich ein Guter ist. Die Badewannen-Geschichte? Irgendwie auch noch zum Schmunzeln. Der Verkehrsunfall vor sechs Monaten in Monaco kurz vor 4 Uhr morgens? War nicht Embolos Schuld, ein Mann war ihm in den Lamborghini gefahren.

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Aber jetzt kommt diese Woche dieser Prozess. Es geht um einen Vorfall vor fünf Jahren, um fünf Uhr morgens in der Basler Steinenvorstadt. Embolo fällt bei einem Streit mit wüsten Sätzen auf. «Ich mach dich fertig, du Hurensohn», soll er gesagt haben. Oder: «Ich vernichte euch, wisst ihr nicht, wer ich bin?» Oder: «Dich lass ich verprügeln, du Hurensohn.» Oder: «Basel gehört mir.» Und Embolos Begleiter schlägt einem anderen jungen Mann so ins Gesicht, dass das Nasenbein bricht. 

Er zeigt jetzt vor Gericht nicht mehr diese Lausbub-Attitüde, für die ihm viele vieles verziehen haben.

Vielleicht wäre auch diese Geschichte fast geräuschlos an Embolo vorbeigegangen. Es hätte sich vielleicht wegreden lassen. Schon lange her. Provokationen. Das eine hat das andere ergeben, bis einer die Nerven verlor. Eine ganz schlechte Nacht halt, wie sie einmal vorkommen kann. Wie sie jedes Wochenende in irgendeiner Schweizer Stadt vorkommt. Entschuldigung. 

Doch diese Geschichte endet anders. Embolo ist nicht mehr 18 oder 21, sondern 26. Und er zeigt jetzt vor Gericht nicht mehr diese Lausbub-Attitüde, für die ihm viele vieles verziehen haben. Er hat das Käppi rückwärts aufgesetzt. Einmal fällt er der Richterin ins Wort. Er will sich während der Verhandlung am ersten Tag kurzfristig dispensieren lassen, weil er einen Arzttermin wahrnehmen müsse. 

Der Urteilsverkündung am zweiten Tag bleibt er dann fern. Danach postet er auf Instagram, dass nur Gott über ihn richten könne. Und er unterlegt ein Bild mit Kameraleuten, die ihn vor dem Gericht filmen, mit einem Song und dieser Textzeile: «All you other M************ get out my business.» Frei übersetzt: «Lasst mich in Ruhe, ihr Arschlöcher.»

Harsche Worte: Auf Social Media wird Breel Embolo ausfällig. 

Als Embolo zu Schalke wechselte, erhielt er ein Handgeld in der Höhe eines mittleren einstelligen Millionenbetrags. Er kassierte in Gelsenkirchen ein Salär von 2,75 Millionen Euro jährlich, in Monaco sollen es nun drei Millionen Euro sein, steuerfrei. Und er offenbart jetzt eine Attitüde, die nicht weit weg ist vom doofen, aber wohl doch nicht bei allen frei erfundenen Fussballer-Klischee, das allerdings auch auf andere Personen in anderen Bereichen des Lebens zutrifft: jung, zu viel Geld, selbstherrlich, ohne Gespür für Grenzen.

Das Gericht verurteilt Embolo zu einer bedingten Geldstrafe bei zweijähriger Probezeit. Embolos Anwalt will das Urteil weiterziehen. Das klingt nicht nach Einsicht oder neuer Bescheidenheit. Aber vielleicht schaffen es ja die Verantwortlichen des Schweizerischen Fussballverbandes, Embolo zu erklären, dass es nun genug ist. Und dass er nun auch im Nationalteam auf Bewährung spielt.