Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Inmitten von Kiew
Bombenalarm unterbricht Interview mit ukrainischer First Lady

In diesem Moment hörte man die Sirenen: Ein Interview mit Olena Selenska musste kurzzeitig unterbrochen werden.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Exakt 100 Tage sind seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine vergangen. In dieser Zeit hat sich die ganze Welt zur Situation in Osteuropa geäussert. In ihrem ersten Einzelinterview sprach nun Olena Selenska, die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten, über den ersten Kriegstag und was sie von den Menschen ausserhalb der Ukraine erwartet. In dem exklusiven Gespräch mit dem US-Sender ABC News verriet sie ausserdem, wie der Kontakt zu ihrem Mann seit Ausbruch des Kriegs ist.

Geweckt wurde die Familie von Olena Selenska am 24. Februar vom Lärm der Bomben, die in den Vororten von Kiew einschlugen. In diesem Moment sei es schwierig gewesen, das Ausmass der Bedrohung einzuschätzen, erklärte Selenska. Erst als sie den Schaden gesehen habe, der durch die Angriffe entstanden sei, habe sie realisiert, wie schnell die Russen die Stadt erreichen könnten.

Seit zwei Monaten ohne ihren Mann

Auf die Frage der Moderatorin, wie der Austausch zwischen den beiden zu Beginn des Krieges war, antwortete Selenska: «Wir haben uns gleich am ersten Tag voneinander verabschiedet. Und in den nächsten zwei Monaten hatten wir nur die Möglichkeit, über das Telefon zu sprechen.»

Die ukrainische First Lady versteckt sich seit Kriegsbeginn mit ihren zwei Kindern. Ihr neunjähriger Sohn wolle immer wieder wissen, wann der Krieg endlich ende, erzählte Selenska im Interview. «Leider glaube ich nicht, dass eine Ukrainerin diese Frage beantworten kann», erklärte die 44-Jährige. Ihr Sohn frage auch immer wieder nach seinem Vater und was er tue, um die Ukraine zu verteidigen. 

«Gewöhnt euch nicht an unseren Schmerz»

Über die Diskussion, wie der Krieg beendet werden könne, sagte Selenska, dass man den Russen nicht einfach ukrainische Territorien abgeben könne. «Es ist, als würde man eine Freiheit abtreten.» Russland würde mit den Angriffen nicht aufhören, ergänzte sie. «Der Aggressor würde weiter Druck machen, er würde immer mehr Schritte nach vorne machen und immer mehr Angriffe auf unser Territorium starten.»

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew kehrt langsam wieder Alltag ein – für die First Lady «ein komisches Gefühl». Man könne wieder sehen, wie die Menschen durch die Strassen liefen, als gäbe es keinen Krieg. «Einige Leute ignorieren sogar die Sirenen.» Kurz danach wurde das Interview wegen genau solcher Sirenen unterbrochen.

Die Frau von Wolodimir Selenski betonte, wie stolz sie sei, dass die ganze Welt die «wahre Identität» ihres Mannes zu sehen bekomme. «Es gibt eine Eigenschaft an Wolodimir, die sehr wichtig ist – er ändert gerne Dinge um sich herum.» Selenska sagte, sie selbst sei nicht so mutig wie ihr Ehemann, aber sie sei motiviert, «weiter daran zu arbeiten, meinen eigenen Teil dazu beizutragen, um unserem Sieg näherzukommen». Ihr sei klar geworden, dass sie stark bleiben müsse, um ihren Mann zu unterstützen – wo und wie sie könne. «Wenn er eines Tages sagen würde: ‹Okay, ich werde als Astronaut ins All fliegen›, dann müsste ich mit ihm fliegen», ergänzte sie lachend.

Gegen Ende des Interviews fragte die Moderatorin, ob die First Lady eine Nachricht an die Menschen in den USA habe. Sie antwortete: «Gewöhnt euch nicht an den Krieg», sonst würde man einen «niemals endenden Krieg» riskieren. Weiter sagte sie: «Gewöhnt euch nicht an unseren Schmerz.»