Rubrik «Darüber spricht das Netz»Blumen vom Grab gefressen – «Schön, dass es solche Momente gibt!»
Die Onlineartikel der ZSZ geben in den Kommentarspalten zu reden. Diese Woche tauschten sich Leserinnen und Leser über tierische und menschliche Grabschänder aus.
Ein Reh tut sich seit einiger Zeit auf dem Zolliker Friedhof fast täglich gütlich an der Bepflanzung. Mit verschiedenen Tricks wie dem Verteilen von Blutmehl oder Hornmehl versuchten die Verantwortlichen, es fernzuhalten – doch das Tier lernte schnell und frass die Blumen trotzdem wieder.
Auf den entsprechenden Artikel hat es diverse Wortmeldungen in den Onlinekommentarspalten gegeben. «Auf einigen Gräbern steht ein Reh aus Bronze. Nun kommt ein richtiges und lässt sich die Grabbepflanzung schmecken. Gibt es etwas Schöneres als auf diese Weise lebendige Natur?», schreibt etwa Pedro Riengger. Auch Hannes Schmid steht dem gefrässigen Reh positiv gegenüber: «Schön, dass es noch solche Momente gibt! (…) Bevor die Blumen verwelken, warum sie nicht dem Reh überlassen?»
Barbara Dahortsang findet es «entzückend», wenn Rehe auf einem Friedhof unterwegs sind. Man müsse sich einfach mit dem Gedanken anfreunden, dass die Blumen für einen Moment schön sind – und dann bald genüsslich abgefressen werden. «Die Toten kümmert so etwas nicht mehr», schliesst die Leserin.
Herr Mahler zieht den tierischen Friedhofsbesucher gar dem menschlichen vor: «Bei mir wird von Menschen hie und da der Topf mit Blumen geklaut, da ist mir das Reh doch lieber.»
Ruth Hofmann hält das gefrässige Reh ebenfalls für das kleinere Übel: «Wie gern würde ich mich am Anblick von Rehen erfreuen, statt benutzte Präservative vom Grab meiner Eltern entfernen zu müssen.»
Bernhard Meier schliesslich berichtet von einer Zeit, wo auf dem Basler Friedhof Hörnli mit gefrässigen Rehen kurzer Prozess gemacht wurde: «Einem Gärtner, der dort seit 40 Jahren arbeitet, konnte ich entnehmen, dass es dann halt früher gelegentlich einen Rehrücken gab», schreibt er.
Bernhard Moser schliesslich stellt eine – wohl nicht ganz ernst gemeinte – Idee eines Frasskontingents in den Raum: «Der Wolf darf 20 Schafe reissen und das Reh 200 Blumen, bevor es geschossen werden kann?»
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